Reiseführer Prag Geschichte (Prag im Habsburgerreich)



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Prag im Habsburgerreich

1526 Mit der Wahl Ferdinands von Habsburg (1526 - 1564) zum böhmischen König beginnt die bis 1918 andauernde Herrschaft des Hauses Habsburg. Ferdinand wendet sich immer entschiedener gegen die Macht der Stände und baut das monarchische Herrschaftssystem aus. Im Zuge der zunehmend repressiven Gegenreformation holt er den Jesuitenorden nach Prag.

1541 Zahlreiche Bauten der Kleinseite und der Prager Burg werden bei einem Großbrand vernichtet. In der Folge entstehen viele Renaissance-Bauten wie das Kleinseitner Rathaus, das Lustschloss Belvedere, das Schwarzenberg-Palais und Schloss Stern.

1575 Die nichtkatholischen Glaubensrichtungen - ihnen gehören ca. 90 % der Bevölkerung an - vereinigen sich in der "Böhmischen Konfession", einer Bekenntnisschrift, faktisch zu einer neuen, von Rom unabhängigen Kirchenorganisation.

1576 - 1611 Unter Rudolf II. wird Prag zum letzten Mal Sitz des deutschen Kaisers und partizipiert am Glanz kaiserlicher Hofhaltung. Rudolf holt berühmte Wissenschaftler und Künstler in die Stadt, darunter die Astronomen Johannes Kepler und Tycho Brahe. 1609 wird ihm von den Ständen in einem "Majestätsbrief" die Religionsfreiheit abgerungen.

1618 Die unter Matthias I. (1611 - 1619) wieder zunehmenden Spannungen zwischen dem katholischen Habsburgerhaus und den vorwiegend protestantischen Ständen gipfeln im "Zweiten Prager Fenstersturz", bei dem zwei kaiserliche Statthalter aus dem Fenster der böhmischen Kanzlei geworfen werden. Dieses Ereignis markiert den Beginn des Dreißigjährigen Krieges.

1620 Die böhmischen Stände erklären Ferdinand II. für abgesetzt und wählen Friedrich V. von der Pfalz zum böhmischen König. Die Revolte endet mit einem Sieg der Katholischen Liga in der Schlacht auf dem Weißen Berg bei Prag. Mit dem Untergang des böhmischen Ständestaates setzt eine unbarmherzige Rekatholisierung ein.

1621 Auf Befehl Kaiser Ferdinands II. werden auf dem Altstädter Ring 27 Anführer der Aufständischen hingerichtet. Viele Besitzungen von Nicht-Katholiken werden konfisziert, ein Sechstel des städtischen Grundbesitzes wechselt den Eigentümer. Adlige wie von Wallenstein und von Liechtenstein oder das Kloster Strahov gelangen in der Folge zu beträchtlichem Reichtum.

17. / 18. Jh. Mit der Gegenreformation hält der Barock Einzug in Prag. Herausragende Künstler wie Jean Baptiste Mathey, Fischer von Erlach, Ferdinand Maximilian Brokoff, Matthias Braun, Kilian Ignaz Dientzenhofer, Wenzel Lorenz Reiner oder Peter Brandl, um nur einige zu nennen, begründen Prags Ruf als glanzvolle Barockstadt. Neben zahlreichen Gemälden und Plastiken zeugen Gebäude wie die St. Niklaskirche auf der Kleinseite, Clementinum und Kreuzherrenkirche, Schloss Trója und das Palais Goltz-Kinsky vom Schaffensreichtum dieser Zeit. Doch barocker Prunk und der damit einhergehende Geldbedarf des Kaisers führen zu einer Verarmung eines Großteils der Bevölkerung.

1648 Die Schweden erobern Kleinseite und Burg und nehmen bei ihrem Abzug 1649 zahlreiche Kunstschätze mit.

1680 Die Pest fordert 6000 Opfer.

1689 Brand in der Alt- und Neustadt.

1740 - 1780 Regierungszeit Maria Theresias. Im Österreichischen Erbfolgekrieg (1740 - 1748) und im Siebenjährigen Krieg (1756 - 1763) wird Prag mehrmals belagert und erobert, für kurze Zeit wird Karl III. zum König von Böhmen ausgerufen (1741 - 1743). Maria Theresia läßt die Burg im Geiste des Klassizismus umbauen und die Stadtgräben zuschütten.

1781 Aufhebung der Leibeigenschaft und Verkündung größerer Religionsfreiheiten ("Toleranzpatent") durch Joseph II., der die vorsichtig aufklärerischen Reformen seiner Mutter fortsetzt (Ausbau des Schulwesens). Die Juden erhalten Bürgerrechte. Die deutsche Sprache erhält als Amtssprache des Reichs eine besondere Förderung.

1784 Die ehemals weitgehend unabhängigen Städte Hradschin, Kleinseite, Altstadt und Neustadt werden verwaltungstechnisch vereinigt. 1790 zählt Prag mit fast 78 000 Einwohnern zu den größten mitteleuropäischen Städten.

1787 Mozart dirigiert im Nostitz-Theater (Thyltheater) die Uraufführung seiner Oper "Don Giovanni".

1792 - 1835 Kaiser Franz II. (ab 1804 Franz I. von Österreich). Alle mit der französischen Revolution aufgekommenen Freiheitsbestrebungen werden unterdrückt. Die seit Beginn des 19. Jhs. einsetzende Industrialisierung geht nicht nur mit einer Verbesserung des Bildungsniveaus breiter Bevölkerungsschichten einher, sondern schafft auch soziale Verelendung und Unzufriedenheit, die von den Ständen bis zur Arbeiterschaft reicht. In einer Besinnung auf "das Böhmische" erwächst neue Hoffnung. Zunächst durchaus binational angelegt, treten zunehmend antideutsche Ideen auf, da eine Aufhebung der Benachteiligung des Tschechischen nicht in Sicht ist.

1845 Die Eisenbahnlinie Wien - Prag wird eröffnet.

1848 Ein Slawenkongress unter Leitung des Historikers Frantisek Palacký zeugt vom erwachten tschechischen Selbstbewußtsein. Der "Pfingstaufstand" tschechischer Radikaler wird blutig niedergeschlagen.

1848 - 1916 Unter Kaiser Franz Josef I. werden alle demokratischen Bestrebungen, dem tschechischen Bevölkerungsteil ein größeres Selbstbestimmungsrecht einzuräumen, zunichte gemacht und der Boden für ethnisch-nationale Auseinandersetzungen bereitet. Wirtschaftlicher und kultureller Aufstieg der Stadt im Rahmen der erfolgreichen Industrialisierung Böhmens. 1861 verlieren die Deutschen ihre Mehrheit im Stadtparlament. 1882 wird die Universität in eine deutsche und eine tschechische Hochschule gespalten.


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