Die Müllsammler Kairos
Zum koptischen Glauben bekennen sich auch die 25.000 Zabalin der Stadt. Die Müllsammler Kairos. Ich besuche sie und ihre „Association for the Protection of the Environment“ auf dem Moqattam-Berg. Ezzat führt mich herum. „Die Kopten“, erklärt er mir, „sind vermutlich 1940 aus Assuan in Oberägypten geflohen und kamen schließlich hierher nach Kairo. Da es keine Beschäftigung für sie gab, fingen sie an, mit Eselskarren in der Stadt Müll zu sammeln.“ Heute geschieht das zum großen Teil schon per Pick-up. Aus den so erworbenen Stoffresten weben die Frauen Teppiche, stellen Patchworkkissen her und aus Altpapier Postkarten und Briefpapier. Sie bekommen eine regelrechte Ausbildung mit Alphabetisierungs- bis hin zu Computerkursen. Die Männer fahren morgens um drei los und sammeln Müll. Mutter und Tochter sortieren. Was nicht gebraucht wird, wird an Wiederverwerter verkauft. „Welcome to Egypt!“, kichern die Frauen.
Bakschisch ist das Zauberwort
“Welcome to Egypt!“, flüstert auch
der Mann hinter dem U-Bahn-Fahrkartenschalter. „Where do you
come from?“, und rollt den 50 Piaster Schein dabei merkwürdig
zwischen den Fingern hin und her. Sein Blick kommt von unten her
und wirkt mitleiderregend. Soll ich darauf wirklich 10 Piaster herausgeben?,
mag er sich denken. Und ich lasse sie ihm. Bakschisch! Der Segen
Allahs begleitet mich zurück in die Innenstadt.
Dort, in der „Ali Baba Caféteria“ erspäht
der Bedienerich meine zwei Kulis in der Tasche. Er will einen. Ich
biete ihm den von der VHS Fürth an. Nein, er möchte den
anderen mit der Parkermine. Raten Sie mal, welchen ich ihm gegeben
habe! Nun schreibe ich mit dem schlechteren, der schmiert, weiter.
Freiluftwohnzimmer auf den höchsten Bordsteinen der Welt
Wo gibt es die
höchsten Bordsteine der Welt? In Kairo! Angeblich sind sie
so hoch, um die Autos abzuhalten. Doch sie vergraulen auch die Fußgänger:
Man läuft die Straße entlang. Auf den Gehsteigen findet,
zumindest in manchen Vierteln, das Leben statt: Kaffeehausstühle,
Maiskolben, die auf Holzkohle gebraten werden, Freiluftwohnzimmer.
Auch im islamischen Viertel ist das so, wo die älteste Universität
der Welt steht: Die Al-Azhar Moschee, 970 n. Chr. gegründet.
Ganz entspannt fläzen die Studenten im Ostliwan zwischen 140
Marmorsäulen auf den dunkelroten Teppichen, rezitieren den
Koran, Singsang, monotones Murmeln, oder halten ein kleines Schläfchen.
Der Verkehrslärm dringt nur von weit her ans Ohr. Abschalten.
Ein Ort der Ruhe und Konzentration. Ich lasse mich auch auf dem
weichen Teppich nieder, um ein wenig auszuruhen. Dina, eine Medizinstudentin,
kommt und fragt, ob sie sich mit mir eine Weile unterhalten darf.
„Welcome to Egypt!“. Wir tauschen Postkarten mit Abbildungen
aus unserer Heimat aus.
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