Reiseführer Mechelen

Tour 3: Sakrale Architektur in Mechelen

Kirchen in Mechelen sind offene Kirchen, es sei denn, sie werden seit Jahrzehnten, so wie die Beginenhofkirche, restauriert. Zugleich sind sie weithin sichtbare Landmarken und das gilt nicht nur für die St.-Rombouts-Kathedrale im Zentrum der Stadt, sondern auch für Unsere Liebe Frau jenseits der Dijle

Beginnen wollen wir die spezielle Architek-Tour an der Kathedrale von Mechelen nur Schritte vom Schöffenhaus und dem Rathaus sowie dem historischen Marktplatz entfernt.

Kathedrale St. Rombout (1)
„Man stelle sich ein Klavier mit einer Höhe von 400 Fuß und die Kathedrale als Flügel vor.“, so beschrieb Victor Hugo, Schöpfer des „Glöckners von Notre-Dame“ die Kathedrale von St. Rombout. Ohne die geniale Baumeisterfamilie Keldermans wäre die Kathedrale St. Rombout wohl nicht gebaut worden. Dieser als Kreuzbasilika angelegte Sakralbau gilt als Archetyp der Brabanter Gotik und wurde in einem Zeitraum von mehreren Jahrhunderten erbaut. In die Architektur dieser Kathedrale gingen als Vorbilder die Kathedralen von Amiens, Beauvais und Köln ein. Was wir heute sehen, ist nicht die ursprüngliche Kirche. Diese wurde nämlich im Zuge des Stadtbrands von 1342 zerstört. Der Grundstein für den St.-Rombout-Turm, Mechelens Wahrzeichen und als Belfried Teil des UNESCO-Weltkulturerbes, wurde mehr als ein Jahrhundert nach diesem Brand gelegt. Auch ohne spitzen Turmhelm heißt er die Besucher der Stadt schon von Weitem willkommen. Obgleich der Turm nie seine geplante Höhe von 167 m erreicht hat, ist auch die heutige Höhe von 97 Metern sehr beeindruckend: 513 Stufen muss jeder erklimmen, der den Turm besteigen und bei klarem Wetter die herrliche Aussicht genießen möchte.

Kathedrale St. Rombout, Mechelen

Der Turm beherbergt gleich zwei Glockenspiele, denen man zu zahlreichen Gelegenheiten lauschen kann. Den besten Hörgenuss hat man im Innenhof des nahen Kulturzentrums.

Im Inneren des Kirchenschiffes fasziniert die zurückhaltende ornamentale Ausschmückung, so die Säulen des Mittelschiffes mit zahlreichen Apostelfiguren. Der aus weißem Marmor geschaffene Hochaltar ist eine Arbeit des wohl bekanntesten Sohnes der Stadt, des Bildhauers und Architekten Lucas Fayd'herbe. Im südlichen Querschiff ist das Gemälde „Christus am Kreuz“ von Anton van Dyck zu bewundern – ungewöhnlich, ein barockes Meisterwerk nicht in einem Museum zu bestaunen. Seit dem frühen 19. Jahrhundert wird in der Kathedrale der Reliquienschrein des hl. Rumoldus (Rombout) aufbewahrt.

St-Johannes-Kirche (7)
An der Stelle, wo die heutige schlicht wirkende, gotische Kirche steht, stand im 13. Jahrhundert eine Kapelle, die Johannes dem Täufer geweiht war. Das jetzige Aussehen der St.-Johannes-Kirche verdanken wir dem 15. Jahrhundert. Die aus weichem Sand- und Backstein errichtete Kirche, die während der Religionskriege auch mal als Kaserne und Stall dienen musste, weist einen viereckigen Westturm auf. Während der französischen Besetzung am Ende des 18. Jahrhunderts wurden kostbare Kirchenschätze wie das von Rubens geschaffene Triptychon nach Paris geschafft. Unwiederbringlich zerstört wurde das Passionsrelief am Kirchengiebel. Das Kirchengebäude wurde im Zuge der Säkularisierung, die mit der Französischen Revolution einherging, verkauft. Der Käufer jedoch, ein frommer Mann, gab den Kirchenbesitz zurück, sodass die Pfarrkirche wieder ihre Türen für die Gläubigen öffnen konnte. Auch der Wandel des Geschmacks hat über die Jahrzehnte hinweg Spuren hinterlassen: So wurde zum Beispiel das gotische Kreuzgewölbe des Mittelschiffs durch ein barockes Tonnengewölbe ersetzt und dieses mit prächtigen Stuckarbeiten versehen.

Auch wenn die Innenausstattung der Kirche während der Wirren der Geschichte stark gelitten hat, so sind bis heute noch wahre „Schmuckstücke“ vorhanden. Besonders zu beachten sind die spätbarocken Kirchenmöbel des Mechelner Bildhauers Theodor Verhaegen und seines Schülers Pieter Valckx. Meisterlich gearbeitet ist Verhaegens Kanzel: Unter dem Kanzelkorb sieht man Christus als guten Hirten, der von drei Männern umringt wird, die für die Lebenszeiten stehen. Das barocke Orgelgehäuse ist eine Arbeit von Pieter Valckx.

Allgegenwärtig sind die beiden Schutzheiligen der Kirche, Johannes der Evangelist und Johannes der Täufer, darunter in Willem Herreyns' „Johannes der Täufer in der Wüste“ (1813). Im Stil eines Anton van Dyck malte Jan van den Hoecke „Die Grablegung Christi“.

St. Johanneskirche, Grabmal für Rombout Huens, 1651 von Lucas Fayd'herbe

St. Johanneskirche, Grabmal für Rombout Huens, 1651 von Lucas Fayd'herbe

Die Skulptur „Unsere Liebe Frau von Scherpenheuvel“ stammt – so die Überlieferung – von d e m Mechelner Barockbildhauer Lucas Fayd'herbe. Geschnitzt wurde diese Figur aus der Eiche, in der die wundersame Statue der heiligen Jungfrau gefunden wurde, die Mittelpunkt der jährlichen Wallfahrt nach Scherpenheuvel ist. Fayd'herbe schuf außerdem den Reliquienschrein für das Heilige Kreuz und für Johannes den Täufer.

Vor allem ist die Kirche dafür bekannt, dass sich in ihr das so genannte „Triptychon von Mechelen“ mit der „Anbetung der heiligen drei Könige“ im Mittelfeld befindet, eine Arbeit des wohl bekanntesten flämischen Barockmalers Peter Paul Rubens.

Basilika Unsere Liebe Frau von Hanswijk (12)
Der Legende nach soll 988 ein Schiff, das die Dijle befuhr, in der Nähe der heutigen Kirche gestrandet sein. Um es wieder flott zu machen, musste man es entladen und auch eine Madonnenstatue an Land bringen, die man mitführte. Dies verstand man als Zeichen dafür, dass die Jungfrau für immer am Ufer der Dijle bleiben wollte. Alsbald errichtete man eine Kapelle, um sie dort verehren zu können. Dieser Sakralbau erwies sich im Laufe der Zeit jedoch als zu klein. Eine neue Kirche musste erbaut werden, die allerdings während der Religionskriege gebrandschatzt wurde. 1663 wurde der Grundstein für den Neubau der heutigen, barocken Kirche gelegt. Der damalige Erzbischof, ein Freund des Mechelner Bildhauers Lucas Fayd'herbe, beauftragte diesen mit dem Entwurf für einen Zentralbau. Architekturkenner werden jedoch feststellen, das Unsere Liebe Frau von Hanswijk kein reiner Zentralbau, sondern eine Kombination von Longitudinal- und Zentralbau ist.

Wenn Fayd'herbe auch ein begnadeter Bildhauer war, als Architekt war er gewiss kein Meister seines Faches. So mussten im Verlauf der Bautätigkeit die Mittelsäulen des Zentralbaus, der von einem Kuppelgewölbe abgeschlossen wird, verstärkt und mit Zugeisen versehen werden, um den Druck der Außenmauern aufzufangen. Die Bogenfelder der Säulenarkade sind also kein architektonischer Geniestreich, sondern gehorchen dem Zwang der Statik.

Äußerlich unterscheidet sich das Gotteshaus in seiner barocken Ausformung wenig von anderen Kirchen jener Zeit, ob nun Carolus-Borromäus in Antwerpen oder Sankt Michael in Leuven. Pilaster und Säulen, Voluten und reliefierte Früchte sowie Leuchter sind der Bauzier der Hauptfront der Kirche. Über dem Portal kann man die Skulptur „Unserer Lieben Frau der Unbefleckten Empfängnis mit Kind“ entdeckten.

Von Lucas Fayd'herbe stammen einige Skulpturen sowie vollplastische, in Stucco ausgeführte Reliefs im Kircheninneren, darunter die „Geburt Christi“, die „Anbetung der Hirten“ und die „Kreuztragung Christi“ – und in diesen Arbeiten verrät der Mechelner Bildhauer sein wahres Können.

Unsere Liebe Frau jenseits der Dijle (13)
Architektonisch der Brabanter Hochgotik zuzurechnen, ist die Kirche Unsere Liebe Frau jenseits der Dijle ein weiteres Schmuckstück der einstigen burgundischen Residenzstadt Mechelen. Das dreischiffige Langhaus der Kreuzbasilika geht auf das 14. bis 16. Jahrhundert zurück. Über neun Etagen erhebt sich der aus Backstein mit Natursteinummantelung errichtete Westturm. Dieser wird – stilistisch unpassend – von einer achtseitigen Laterne bekrönt. Plünderungen fügten der Kirche im 16. Jahrhundert schweren Schaden zu, sodass die letzte Bauphase auf die Mitte des nachfolgenden Jahrhunderts entfiel.

Typische Merkmale der Brabanter Hochgotik sind in dem Gotteshaus nicht zu übersehen: Rundsäulen mit Kohlblattkapitellen und der dreigliedrige Aufbau des Mittelschiffs mit Säulenunterbau, Triforium und durchlaufendem Maßwerk. Diese architektonischen Details sind für viele Besucher nebensächlich. Sie kommen einzig und allein, um im südlichen Querschiff das Meisterwerk „Der wunderbare Fischfang“ (1618/19) von Peter Paul Rubens zu sehen. Im Mittelpunkt dieses Triptychons steht ein Kapitel aus dem Lukasevangelium: Jesus war mit seinen Jüngern auf dem See Genezareth unterwegs und befahl diesen, die Netze nochmals auszuwerfen, obgleich sie die ganze Nacht über keinen Fang eingebracht hatten. Gehorsam folgten die Jünger ihrem Herrn und siehe da, sie wurden belohnt. Sie fingen so viele Fische, dass sie die Netze kaum bergen konnten.

Informationen

Kathedrale St. Rombout
Onder den Toren 12
2800 Mechelen
https://toerisme.mechelen.be/nl/sint-romboutskathedraal

Sint-Pieter-en-Paulkerk
Keizerstraat 1
2800 Mechelen
https://toerisme.mechelen.be/nl/sint-pieter-en-paulkerk

Johanneskirche
Sint-Janstraat
2800 Mechelen
https://toerisme.mechelen.be/nl/sint-janskerk

Katharinenkirche
Sint-Katelijnestraat
2800 Mechelen
https://toerisme.mechelen.be/nl/sint-katelijnekerk

Beginenhofkirche
Nonnenstraat 28
2800 Mechelen
https://toerisme.mechelen.be/nl/begijnhofkerk

Hanswijkbasilika
Hanswijkstraat
2800 Mechelen
https://toerisme.mechelen.be/nl/onze-lieve-vrouw-van-hanswijkbasiliek

Liebfrauenkirche jenseits der Dijle
O.L.Vrouwestraat
2800 Mechelen
https://toerisme.mechelen.be/nl/onze-lieve-vrouw-over-de-dijlekerk



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