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Mol
Jacob Smits Museum

Die Entdeckung eines Impressionisten

Das Jakob-Smits-Gemeindemuseum, untergebracht im ehemaligen Pastorat von Sluis (1892) neben der St.-Bernardus-Kirche, liegt an der Kempener Museumsroute, einer grenzüberschreitenden Route, die auch in die Niederlande führt. Zudem arbeitet das Museum in Mol mit der Abtei Tongerlo (da-Vinci-Museum) und dem Gasthuismuseum St.-Dimpna in Geel zusammen. Außerdem besteht ein Verbund mit folgenden Museen: Museum Albert Van Dyck (Schilde), Timmermans-Opsomerhuis (Lier), Stedelijke Museum Hoogstraten und Museum Jan Vaerten (Beerse).

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Ein der zahlreichen Dorfansichten

Das Museum widmet sich überwiegend dem Werk des flämischen Malers Jakob Smits, der 1855 in Rotterdam geboren wurde und sich mit 33 Jahren in Mol-Achterbos niederließ. Nicht nur seine Kempener Landschaften, sondern auch seine biblischen Szenen wie „Pieta“ und „Christus predigt“ (1911) sowie Porträts , darunter „Lesende Frau“ und „Lesender Mann“ nehmen die wesentlichen Kunstströmungen des ausgehenden 19. Jahrhunderts auf, sei es Impressionismus oder Symbolismus. Neben den Werken von Smits zeigt man auch Arbeiten von Albert Neuhuys, der Smits' Lehrer war, sowie von Zeitgenossen und von Schülern Smits' wie Frans Van Leemputten und Paula Zenke oder Dirk Baksteen.

Der Himmel ist allmächtig
Wie die Maler der Haager Schule hat es Smits verstanden, das besondere Licht der Kempischen Landschaft einzufangen. Zudem fällt seine ungewöhnliche Bildkomposition der Landschaften auf: Der Himmel und damit die Weite und Raumtiefe dominieren den Bildaufbau. Nur einen schmalen Streifen Land sehen wir in „Die Ebene“, während der Himmel drei Viertel des Bildformats füllt. Die Bäuerin im Kornfeld und auch das über den Ähren hervorschauende Dach des Gehöfts scheinen nur Staffage zu sein. Smits hat ähnlich wie andere flämische Maler ein Gespür für das Landleben gehabt, so auch bei einer Dorfszene mit weiß geschlämmten Häusern, einem mit Heu beladenen Ochsengespann, einer Kirche und einigen Dorfbewohnern. Über der Szene liegt ein nahezu allmächtiger Himmel mit weißen Quellwolken. Auch in „Regenbogen“ steht ein Bauernhof auf dem platten Land im Mittelpunkt des Gemäldes.

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Eine der zahlreichen Landschaften mit mächtigem Himmel
, die Jacob Smits gemalt hat: "Die Ebene"

Besonders bestechend sind kleinformatige Landschaftsansichten wie „Gehöft von Achterbos“ (Leihgabe des Königlichen Museums für Schöne Künste Brüssel) und „Goldenes Morgenrot“ (1924) mit grell gelbem Hintergrund. Ein goldgelber, strahlender Himmel liegt auch über Smits „Kleinem Bauernhof“. Wahrscheinlich die letzte große Landschaft die Smits gemalt hat, entstand 1927 und trägt den Titel „Kempische Landschaft“. Eigentlich muss man bei Smits' Landschaften von Himmelslandschaften sprechen, so dominant ist der Himmel zum Beispiel mit gräulich-bläulichen Wolken.

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Der Frühling, 1884

Doch auch der Alltag der Bauern wird von Smits in Bildwerken behandelt: „Kempisches Interieur“, eine Leihgabe aus dem KMSK Antwerpen, zeigt uns eine Bauernfamilie beim kargen Mahl. Durch ein zentral gesetztes Sprossenfenster blickt der Betrachter in die Ebene der Kempen, über die der Himmel sich auftürmt.

Mit Kohle, Rötel und Öl
Zahlreich sind die Porträts, die Smits mit Kohlestift und Rötel geschaffen hat. Vornehmlich hat er dabei Mutter und Kind gezeichnet, flüchtig im Strich, schnell in der Schraffur. Zu diesem „Zyklus von Zeichnungen“ gehört unter anderem auch eine Bauersfrau mit ihrem Kind, das sein Zicklein im Arm hält.

In seinen Jahreszeiten-Aquarellen scheinen sich Ikonenmalerei und die Malerei der Romantik mit einander zu verbinden, betrachtet man die Darstellung des Winters in Gestalt einer Betenden mit goldener Aureole. Auch in „Mater Dei“ (1895) - Smits Frau Malvina und ihr Töchterchen standen „Model“ - umgibt ein golderner Heiligenschein das Kind im Arm der Mutter. Dadurch rückt das Familienporträt in die Nähe der Mariendarstellungen. Dies gilt auch für andere Mutter-Kind-Darstellungen wie „Mutterschaft“ und „Auf Mutters Schoß“ mit Bezügen zur Darstellung von Maria mit Kind.

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Der Maler Frederick Coburn, 1896

Naturalistische Porträts
Naturalistisch sind Smits' Porträts: Der Zigarette rauchende Kunstmaler Frederick Coburn wurde von Smits ebenso porträtiert wie „Boby“ und „Josine“, die sich beide durch ein sehr ausgeprägtes Hell-Dunkelspiel auszeichnen. Tonig gehalten ist „Der Arbeiter“ (Leihgabe Museum van Deinze en de Leiestreek), das um 1920 entstand und einen schnauzbärtigen Mann zeigt, der von einem Lichtschein umgeben ist. Angedeutet ist ein bogenförmiger Durchbruch, den wir bei dem Porträt von Max Hallet (1919) ebenso finden. Hier soll wohl ein Innenraum angedeutet werden, obgleich auf einen bunten, dekorativen Hintergrund zugunsten eines tonigen verzichtet wird. Aus tiefrotem Hintergrund tritt hingegen das Porträt von Boby (um 1900) hervor.

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Christus unter den Bauern

Biblischer Themenkreis
Neben den Landschaften unter dem mächtigen Himmelszelt hat Smits auch biblische Themen bearbeitet, die er in der Kempischen Landschaft spielen lässt, so „Jesus bei den Bauern“. Zu sehen ist eine Dorfszene am Ziehbrunnen, an dem einige Frauen zusammengekommen sind. Ein Mann mit Krücken lehnt an einem Bau, während zwei Kinder sich auf dem Weg niedergelassen haben. Als Radierung entstand „Christus predigt in der Scheune“, während als Rötelzeichnung „Christus unter den Bauern“ geschaffen wurde.

Kommunales Jakob-Smits-Museum
Sluis 155a
2400 Mol
Tel 0032-14-317435
Fax 0032-14-317435
Öffnungszeiten Mi-So 14-18 Uhr, geschlossen Weihnachten, Ostern, Neujahr, 15. bis 31. August sowie am Montag
info@jakobsmits.be
(c) fotos und text fdp Abb. Rechte beim Künstler und Rechtenachfolger




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