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Ninove - Schmuckstück der Stadt ist die ehemalige Abteikirche

Im 11. Jahrhundert war Ninove eine Grenzstadt zwischen der Grafschaft Flandern und dem Herzogtum Brabant. Kein Wunder also, dass zu jener Zeit eine Festung bestand und die Stadt von Mauern umgeben war. Doch dies ist längst eine Fußnote der Geschichte. In der Stadtgeschichte spielte auch die Norbertinerabtei eine wichtige Funktion. Wie andere flandrische Städte auch verdankte das Städtchen südwestlich von Brüssel der Textilindustrie den wirtschaftlichen Aufschwung. Doch im Verlauf des 19. Jahrhunderts führte die industrielle Revolution zu einer Verarmung der Einwohner Ninoves.

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Die ehemalige Abteikirche mit ihrem schiefen Turm

Nein, einen schmucken Marktplatz hat dieses Städtchen ebenso wenig wie barocke Gildehäuser. Auch das alte Rathaus ist nicht eigentlich alt, brannte doch das urkundlich 1339 erstmals genannte Stadthaus 1603 ab und wurde anschließend wieder aufgebaut. Doch auch dieser Bau wurde das Opfer der Flammen, sodass wir heute eine Rathausarchitektur mit zentralem Türmchen bewundern, die auf das Jahr 1834 datiert. 25 im Turm platzierte Glocken lassen regelmäßig jede Viertelstunde unterschiedliche Melodien erklingen – so wie dies auch in anderen Städten der Fall ist. Nur noch das Koepoort erinnert an die Zeit, als die Stadt von Mauern und Toren umschlossen war. Der jetzige Backsteinbau stammt aus der Zeit um 1600 und dient heute unterschiedlichen Zwecken wie Ausstellungen und Konzerten.

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Das Rathaus der Stadt

Ein Prosit auf das Witkap
Bekannt ist Ninove für das regionale Bier namens Witkap und die Brauerei Slaghmuylder, die 1860 von einem Getreidegroßhändler namens Emmanuel Slaghmuylder gegründet wurde. Die heute in der Denderhoutembaan ansässige, im Familienbesitz befindliche Brauerei versteht sich nicht nur auf Witkap-Pater, sondern auch auf das Witkap-Pater Dubbele und das Witkap-Pater Tripel.

Sehenswerte Sakralarchitektur
Unter den Sehenswürdigkeiten ist die seit 1976 unter Denkmalschutz stehende Hospitaal- oder Gasthuiskapel zu nennen, deren heutiges Aussehen auf die Mitte des 18. Jahrhunderts zurückgeht. Es handelt sich bei diesem Gotteshaus um einen klassizistisch geprägten einschiffigen Sakralbau. Architektonisches Juwel in Ninove ist die ehemalige Abteikirche, die heutige Maria-Himmelfahrt-Kirche. Nach den Plänen seines Vorgängers ließ Abt Kristiaan Roelofs anstatt der romanisch-gotischen Vorgängerkirche eine neue Abteikirche erbauen, die allerdings aufgrund fehlender Finanzmittel zunächst unvollendet blieb, ehe unter Abt Ferdinand Van der Haeghen der Sakralbau schließlich zwischen 1716 und 1727 vollendet werden konnte. Allerdings dauerten die Arbeiten im Kircheninneren und an der Ausstattung noch weitere Jahre.

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Moderne Glaskunst in der Gasthuis- oder Hospitaalkapel

Der Bau dieser neuen Abteikirche war notwendig, da die romanisch-gotische Vorgängerkirche während der Religionskriege zerstört worden war. Wie bedeutsam Van der Haeghen für die Abtei und deren Fortbestand war, unterstreichen seine Wappenschilde am Westgiebel des Gotteshauses, an der Orgel, auf dem Hochaltar und dem nördlichen Querschiffaltar sowie auf den Beichtstühlen. Nicht nur diese sind sehenswert, sondern auch die mächtige, 1728 entstandene Forceville-Orgel.

Abt Van der Haeghen stand beim Kirchenneubau vor der Herausforderung, zwei Kirchen in einem Kirchenbau realisieren zu lassen: eine Klosterkirche mit Chor und Querschiff und eine Wallfahrtskirche mit einem Kirchenschiff. Die barocke Kirche am Kerkplein sollte die Gegenreformation und den Sieg des Katholizismus über den Protestantismus symbolisieren. Heute ist das Gotteshaus, das 1844 seinen „schiefen“ Turm erhielt, die Pfarrkirche von Ninove. Sie gehört mit anderen Kirchen Flanderns und Walloniens zum Verbund Offene Kirche (Weitere Infos: http://www.openkerken.be).

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Der Kirchturm der ehemaligen Abteikirche wurde
erst im 19. Jh. angebaut

Régence-Stil war der Zeitgeschmack
Ins Auge springt die Schlichtheit der Architektur im sogenannten Régence-Stil, wenn auch der schwungvoll gestaltete, barocke Vorgiebel der Kirche nicht zu übersehen ist. Die Ausstattung des Gotteshauses, die einst Teil einer Norbertinenabtei war, entspricht dem Zeitgeschmack und nimmt Anleihen an Barock und Rokoko. Der Hochaltar, der Lettner und die Seitenaltäre stammen vom Brüsseler Bildhauer J.B. Van der Haegen. Besonders springen dem Kirchenbesucher die Holzvertäfelungen der Nord- und Südseite des Kirchenschiffs ins Auge. Auf je zehn Paneelen wird das Leben des hl. Cornelius (Südseite) und des hl. Cyprianus (Nordseite) dargestellt. Verantwortlicher Künstler für diese Holzschnitzereien war der Mechelner Künstler Theodoor Verhaegen. Auch die monumentalen Altäre im Querschiff gehen auf Verhaegen zurück. Die marmornen Grabmonumente und Teile des Hochchors wurden durch den aus Brüssel stammenden Bildhauer Jacob Bergé ausgeführt, der auch an der St.-Pieterskerk in Leuven tätig gewesen war.

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Teil der aufwändig geschnitzten Wandvertäfelung:
Die Bischofsweihe des hl. Cornelius

Das dreischiffige Kirchenschiff besitzt einen auffälligen Labyrinthfußboden, für die schwarze und weiße Fliesen zu einem entsprechenden Muster verarbeitet wurden. Die Ausstattung der Kirche ist mit Fug und Recht monumental zu nennen: Die Beichtstühle erstrecken sich über die gesamte Breite der Seitenschiffe, die Kanzel misst eine Höhe von beinahe neun Meter und die Kommunionbank nimmt die gesamte Breite des Kirchenschiffs ein. Außerdem gilt die Orgel als eine der größten des Landes. Unterhalb dieses Kircheninstruments sieht der Besucher vier Medaillons der Norbertinerheiligen Siardus, Fredericus, Godefridus und Hermanus-Josephus. Zu Ehren des hl. Cornelius – er starb 252 den Märtyrertod - wurde ein Porträt gestiftet, das Jaspar De Craeyer zugeschrieben wird. Diesem Heiligen ist auch ein Bilderzyklus gewidmet, der die Wandvertäfelung des nördlichen Seitenschiffes der Kirche bildet. Zu sehen ist die Bischofsweihe dieses Heiligen ebenso wie die Überführung der sterblichen Überreste von Petrus und Paulus nach Rom sowie die Geißelung und Verurteilung von Papst Cornelius.

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Die Gefangennahme des hl. Cornelius als
Teil der Wandvertäfelung der Wallfahrtskirche

Gegenüber diesem Zyklus befinden sich an einer weiteren Seitenschiffwand Szenen aus dem Leben des Cyprianus', des Bischofs von Karthago. Diese meisterlichen Vertäfelungen sind Teil der Ausstattung der sogenannten Wallfahrtskirche, während zur Ausstattung der sogenannten Klosterkirche das mit Säulen und schmucken Kapitellen verzierte Chorgestühl aus Eichenholz sowie die Altäre im Chor und dem Querschiff gehören. Diese Altäre sind teilweise mit Marmorfiguren - Johannes der Täufer, Allegorie „Glaube und Hoffnung“ und Engelsfiguren – versehen. Zum aufwändig gestalteten Hochaltar gehören nicht nur die Himmelfahrt der Jungfrau Maria sondern auch St. Cornelius und St. Cyprianus. Außerdem entdecken wir Jesus im Gespräch mit den Samariterinnen sowie das letzte Abendmahl. Zudem sehen wir im Chor in Erinnerung an die verstorbenen Äbte und Chorherren der Abtei zwei üppig geschmückte, marmorne Grabmale.

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Teil der prächtigen Hoichaltargestaltung

Archäologische Spuren
Rund um die heutige Pfarrkirche wurden in archäologischen Grabungskampagnen aus den 1990er Jahren Reste des gotischen und klassizistischen Klosterkomplexes nördlich der ursprünglichen Abteikirche freigelegt. Von der romanischen Abtei sind nur noch wenige Spolien und Bruchmaterialien vorhanden. Zudem wurde in Abfallgruben Material entdeckt, dass aus der Zeit vor dem Bau der romanischen Abtei (12. Jh.) stammt. Unter anderem wurde ein Sigillata-Fragment (1.Jh.!) geborgen. Die Keller des Kapitelsaals und der Sakristei der klassizistischen Abtei sind gleichfalls bei Grabungen freigelegt worden und können besichtigt werden.

DvT Ninove
Centrumlaan 100
9400 Ninove
toerisme@ninove.be
http://www.ninove.be

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