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Awenne

Zum Kerngebiet der hügeligen Ardennen, die bei guten Winterbedingungen ideales Langlaufterrain sind, gehört das vor den Toren von St. Hubert gelegene Örtchen Awenne.

Belgien - Wallonien - Awenne
Einer der gusseisernen Brunnen von Awenne © fdp

Nicht zu übersehen sind die gusseisernen Brunnen im Dorfkern. Die Mehrzahl stammt aus dem späten 19.Jahrhundert. Die aus dem späten 19.Jahrhundert stammende Pfarrkirche St. Martin ist ein neogotischer Sakralbau aus Sand- und Kalkstein. Im Inneren sieht man einen prächtigen aus Marmor bestehenden Hauptaltar.

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Bei diesem Schild wissen Gourmets Bescheid © fdp

Feinschmecker besuchen den Ort, weil dem Küchenchef vom „7 Fontaines“ nicht nur der Ruf vorauseilt, eine exquisite Küche zu pflegen, sondern auch über einen Weinkeller mit den feinsten alten Weinen zu verfügen. Dieser Weinkeller, den Luc Dewalque gelegentlich zu Weinproben für Gäste öffnet, befindet sich im Pfarrhaus. Doch den Schlüssel zu den dort gelagerten Schätzen hat nur Luc. Kein Wunder, wenn man weiß, welche kostbaren Tropfen hier kühl lagern.

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Edle Tropfen lagern im Weinkeller von Luc Dewalque © fdp

Im Weinkeller des Herrn Luc Dewalque

Luc Dewalque ist wie eine Plakette in seinem Hotel verrät Mitglied in der Vereinigung der Meisterköche von Belgien. Zudem ist er ein hoch geschätzter Weinkenner und Sommelier, der auf dem internationalen Parkett bereits mehrere Preise eingeheimst hat. In seinem Weinkeller, untergebracht im örtlichen Pfarrhaus, findet man Weine aus den Weingütern von Sieur d'Arques und des Barons Philippe de Rothschild und Bourdeaux-Weine vom Château Nenin. Ein 1988er Rieussec Bordeaux gehört ebenso zur Weinsammlung wie ein St-Emilion Premier Grand Cru Classé.

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Stunden verbringt der Weinkenner Luc
in seinem Weinkeller © fdp

Verkosten, verkosten, verkosten

Dass Luc unter den Weinkennern und Sommeliers einen sehr guten Ruf hat, begründet er damit, dass er jeden Tag beste Weine verkostet und stets auf der Suche nach alten erlesenen Weinen ist, die er für seine Gäste aussucht. Bisweilen wird er auch von einschlägigen Auktionshäusern angefragt, die auf der Suche nach alten Weinen für ihre Versteigerungen sind. Bei seiner Suche nach den besten Weinen kommt es, so Luc Dewalque darauf an, das typische Aroma eines alten Weines bei der Verkostung herauszufiltern. Das bedeutet für Luc, täglich unterschiedliche Weine zu verkosten. Dass er seinen Wein im Pfarrhaus lagert, ist etwas ungewöhnlich. Doch mit einem Schmunzeln verrät Luc, dass er zwar Vertrauen in Gott, aber nicht in den Pfarrer hat, sodass nur er selbst einen Schlüssel zur „Schatzkammer der Weine“ hat.

Vertrauen in Gott, aber ...

Die Bedingungen im Weinkeller für die Lagerung ist, so Luc, ideal, da die dicken Mauern von 1,20 Metern eine gleichbleibende Temperatur sommers wie winters garantieren. Gelagert werden wertvolle Weine, die auch teilweise sehr teuer sind. Doch teure Weine, so betont der Weinkenner, sind nicht immer die besten Weine. Vielfach ist der Preis eine Frage von Angebot und Nachfrage und von vergänglichen Moden. Ein wenig Nostalgie ist mit seiner Vorliebe für alte traditionell hergestellte Weine verbunden. Bis zum Ende der 1960er Jahre kauften die Eltern Weine, die sie den Kindern vererbten, nachdem die Weine über Jahrzehnte in einem Weinkeller gelagert worden waren. Luc selbst hat in seinem Weinkeller keine Weine mehr gelagert, die in den 1970er und 1980er Jahren gekeltert wurden. In jenen Jahrzehnten wurden Weine nur zum direkten Konsum hergestellt und nicht mehr zur langen Lagerung. Wer sich ein Bild von der Qualität der Weine von Luc verschaffen will, hat die Qual der Wahl, da auf der Weinkarte des „Les 7 Fontaines“, dem Restaurant, das Luc betreibt, etwa 650 Weine verzeichnet sind.

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Sachkundige Weinprobe mit Luc Dewalque © fdp

Für betuchte Gäste

Fruchtig und würzig – so ist der Bordeaux Château d'Yquem 1er Cru Classé Supérieur Jahrgang 1944, der „lediglich“ 1950 Euro kostet, hingegen ein gleichartiger Wein aus dem Jahr 1929 bringt es auf stolze 10999 Euro je Flasche. Dass der Preis unter Umständen auch vom Jahrgang abhängig ist, wird deutlich, wenn man einen 1925er bereits für 3480 Euro bekommt. Doch es gibt auch einen weit weniger „Luxuriösen“ Carro Tinto von 2006 im Angebot.

Die Gäste, die zu Luc nach Awenne kommen, sind teilweise sehr betuchte Belgier, die in der Umgebung von Awenne eine Jagd ersteigert haben. Das Plateau von St.Hubert gehört, das muss man wissen, zu den begehrtesten, aber auch teuersten belgischen Jagdgebieten. Hier finden regelmäßig im Herbst Jagden unter anderem auf Wildschweine und Rotwild statt. Dann sind auch die Waldgebiete wie der Bois Roi Albert Ier für Wanderer gesperrt.

Alte Weine in Eichenfässern gereift

Die Weine, die Luc sammelt und aufbewahrt, sind alles Weine, die in Eichenfässern die volle Reife erreichten. Zur traditionellen Weinherstellung gehörte es auch, dass Teile der Rebe während der Kelterung und Lagerung beigegeben wurde. Aber das hörte in den 1960er Jahren auf.

Für Nichtweinkenner erläutert Luc nachfolgend, dass er selbstverständlich auch Weine zum rascheren Konsum in seinem Keller lagert. Doch diese müssen entweder innerhalb von zwei Jahren getrunken oder verkauft worden sein. Außerdem erfahren wir, dass man einen alten Wein niemals schütteln darf, da dadurch das besondere Aroma verloren geht. Das sei wie bei einem alten Menschen, der die Treppen herunterfällt, sich den Oberschenkelhals bricht und sich davon nicht mehr erholt – ein sehr drastischer Vergleich.

Wer keine Ahnung von Pinot noir hat, der weiß nicht, dass der junge Pinot noir sehr dunkel ist und je nach Alter aufhellt. Doch dank Lucs Sachkunde wird jeder bei einer Weinprobe auch das erfahren. Auch über die verschiedenen Geschmacksnoten klärt uns der „Weinmeister“ aus Awenne auf. Ob jeder allerdings Tabak, Marmelade oder Leder aus einem Wein herausschmeckt, ist jedoch die Frage. Der Wein, der probiert werden kann, wird auf jeden Fall in eine Karaffe gefüllt und nicht gleich aus der Flasche ins Glas, um ein Absetzen von Schwebstoffen und ein „Durchlüften“ des Weins zu gewährleisten.

Immer wieder dürfen wir an einem Wein nippen, allerdings stets von Lucs Kommentierung begleitet. So vergeht die Zeit wie im Fluge. Allerdings unsere ungeübte Zunge scheitert daran, Lucs Gechmackskommentierungen von Ananas bis Passionsfrucht für den einen oder anderen Wein wirklich nachvollziehen zu können. Dafür bedarf es der jahrelangen Erfahrung – und Verkostung. Zum Abschluss erzählt er noch eine Kuriosität: In seinem Keller lagert auch französischer Wein, der 1988 geerntet worden war und in die USA verschifft werden sollte. Gekauft wurde der Wein kurz vor dem Golfkrieg und niemand wollte in New York französischen Wein mehr. Die Charge wurde bezahlt, aber verließ das Weinlager nie. Nun lagern diese Weinflaschen in Awenne. (fdp)

Weitere Informationen

Les 7 Fontaines und L'Auberge Sabotier
www.lauberge-du-sabotier.com

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