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Die Majestät winkt huldvoll

Tief eingeschnittene Schluchten wechseln ab mit grünen Terrassenfeldern und metallisch schimmerndem Wald aus Zypressen und Rhododendron. Bauer Gyeltzen lädt uns in sein Haus, schenkt Arrak aus, zeigt uns den prächtigen Hausaltar und das Schlafzimmer mit den zusammengerollten Matten und dem Plakat von "Titanic". Ein paar Dörfer weiter erzählt Bäuerin Yeshi, dass die japanische Reissorte, die sie letztes Jahr gepflanzt hat, auf 1800 Meter Höhe wenig bringt, und wie sie während der Wachstumsphase Tag und Nacht auf den Beinen ist, um Affen und Wildschweine von den Feldern fernzuhalten. Denn gejagt wird nicht in Bhutan.

Bhutan Himalaja-Tal

In Vangdi sehen wir lange der Fleischhauerin zu, wie sie Streifen blutiger Rinderkeule zurechtschneidet, die anschließend in der Sonne trocknen. In den Dorfläden stapeln sich Säcke mit Reis und Kartons mit Wasserflaschen, Jeans und Plastikeimer hängen von der Decke, Rasierklingen, elektrische Reiskocher, Nudelsuppen, Regenschirme und Plastiktröten füllen die Regale - obwohl doch Plastik seit fünf Jahren in Bhutan verboten ist. In den bogenförmigen Öffnungen zur Straße lehnen die Kunden, prüfen das Angebot und halten einen kleinen Schwatz. Es ist kein Problem, mit den Jüngeren unter ihnen zu reden: Der Unterricht in der Schule erfolgt von Anfang an in Englisch, die Nationalsprache Dzongkha ist Pflichtfach.

Bhutan Masken

Wir essen in Restaurants für Touristen und vermögendere Einheimische: roten Reis aus Bhutan und weißen aus Indien, hackfleischgefüllte Teigtaschen und Rindfleisch mit Nudeln, grünen Spargel und frische Farntriebe. Und immer löffeln wir uns reichlich "Ezay" darüber, extremscharfe Chilipaste. Im Dzong Wangdi dürfen wir uns die alten Tanzmasken ansehen, Leoparden, Echsen, Totenköpfe, Wesen aus Fell und Hörnern, die bei den großen Festen zum Einsatz kommen. Und einmal begegnen wir gar, mitten in der Natur, einer der Majestäten. Mit Voreskorte gleitet im Wagen mit dem Schild "Bhutan 7" Ashi Tshering Yangdön Wangchuck vorbei, jüngste der vier Frauen des Königs, Mutter des Kronprinzen, und winkt den Fremden huldvoll zu, wie man es von ihresgleichen erwartet.

Bhutan Kloster am Fluss

Aus all dem setzt sich für uns "Bhutan" zusammen. Ganz am Ende dieser Reise in die uns so fremde Welt gönnen wir uns das traditionelle "Bad mit heißen Steinen". Wir sitzen in einem in die Erde eingelassenen hölzernen Bassin, und alle paar Minuten fragt von draußen eine Stimme: "Another stone?" Dann poltert es auf der Rutsche, und zischend fällt ein weiterer rotglühender Brocken in den durch ein Gitter abgeteilten Bereich des Wassers. Aaah! Da sind sie wieder, die Unsichtbaren. Da draußen in der Dunkelheit werkeln sie - die guten Geister von Bhutan!

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