DAS PORTAL DEUTSCHSPRACHIGER REISEJOURNALISTEN

Vor drei, vier Wochen war Abus Terrain, die Kalahari Steppe hier im Norden Botswanas noch trocken gewesen, staubig und von der Hitze des Sommers verdorrt. Doch dann begann die Luft nach nassem Staub zu riechen, später nach Tau oder Regen. Und eines Nachmittags war das Wasser gekommen, hatte sich durch die Landschaft getastet wie unzählige Finger einer riesigen Hand und Pfützen, Bäche und Seen gebildet. Grund für dieses alljährlich wiederkehrende Naturschauspiel ist der Beginn der Regenzeit in Angola, wenn die starken Regenfälle den Okavango Fluß anschwellen lassen, bis der die Wassermassen nach Botswana transportiert und dort das größte Binnendelta der Welt sich auf 16.000 Quadratkilometer ausgedehnt hat.

Okavango , Botswana

Abu´s Camp ist in ein Stück Urwald gebaut, so, daß es von weitem nicht zu erkennen ist. Doppelwandige Zelte auf massiven Pfahlfundamenten aus Teak sind um die Stämme alter Mopane-, Ebenholz- und Teakwoodbäume geschlungen, mit Blick aus dem Schaukelstuhl auf der breiten Terrasse in das Delta. Die Wege zwischen den fünf Nobel-Hütten bis zum Hauptzelt mit der großen Veranda ziehen sich als Trampelpfade unter den Kronen ausladender Baumriesen entlang. In ihrem Schatten sind nur die teakhölzernen Podeste auszumachen, deren blankpolierte Oberflächen mit dem Messing der Lampen im Diningzelt, den erdigen Farben der Teppiche darin und dem edlen grüngrau der Zeltwände perfekt harmonieren. Randall Moore behauptet, daß es in Abu´s Camp keine Reklamationen geben kann, nur Forderungen seitens der Gäste - und die würden alle erfüllt. Wieder glaubt man diesem charismatischen Mittfünfziger aufs Wort, aber wer hat noch zusätzliche Forderungen parat, angesichts all dieses erdenklichen Luxus? Wer mag von Zelten sprechen, wenn die Stoffhäuser, in denen man untergebracht ist, wie Residenzen ausgestattet sind? Hochbetten gehören dazu, nach allen Seiten verstellbar und beheizt, eine Schreibecke, eine kleine Bibliothek und ein separates Badezimmer, das doppelt so groß ist wie andernorts ein ganzes Chalet. Darin ist alles aus schimmerndem Kupfer, auch die verschnörkelte Badewanne, aus der sitzend man bequem in die nie gerodete Wildnis sinnieren kann.

Unaufhaltsam fällt die Sonne weit draußen in der Steppe in einen Kanal und zaubert einen dieser kinoreifen Sonnenuntergänge auf das Delta. Bevor es kühl wird, erreicht die Safarigesellschaft das Camp nach einem Nachmittag angefüllt mit nie zuvor erlebten Abenteuern. Erst allmählich wird Abu´s Gästen klar, welch unvorstellbare Nähe zum unberührten, wilden Afrika sie erfahren haben, welches Privileg der breite Rücken eines Elefanten darstellt. Nur gut, daß man fünf Tage hierbleibt und jeden Tag so oft mit Abu und seiner Herde zusammensein kann, wie man will.