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Wie das Kunstwerk Hamburg entstand

Neben dem lesenswerten Einführungstext »Hamburg auf dem Weg zur modernen Großstadt« - er befasst sich mit der modernen Stadt als Gesamtkunstwerk, an dem Baumeister wie Chateauneuf, Semper, Wimmel, Erbe und Schumacher beteiligt waren – widmet sich die vorliegende Veröffentlichung in Text und Bild den Stadtbaumeistern Carl Ludwig Wimmel, Carl Johann Christian Zimmermann, Franz Andreas Meyer, Albert Erbe und Fritz Schumacher. Neben einem Personen- und Ortsregister enthält der Band, der auf die eigene Entdeckungstour auf den Spuren Hamburger Baumeister des 19. und 20. Jahrhunderts neugierig macht, einen Beitrag zur Entwicklung und Organisation der Hamburger Bauverwaltung bis 1933. Jedes Kapitel zu den Hamburger Baumeistern beginnt mit einem tabellarischen Lebenslauf, der auch die wesentlichen Bauten der einzelnen Baumeister aufzählt. Im Fließtext wird dann ausführlich auf das Wirken und Schaffen von Wimmel & Co. eingegangen.

Wimmel, der in der Tradition von Schinkel, Gilly und Schadow stand, erhielt, so erfährt der Leser seinen ersten Auftrag als damals noch freier Architekt über die Patriotische Gesellschaft. In Gestalt eines schlichten antiken Sarkophags schuf er ein Denkmal für die vertriebenen Hamburger von 1815. Alsbald danach gewann Wimmel den Wettbewerb für den Bau eines neuen Krankenhauses. Als beamteter Architekt war er unter anderem für den Bau des Krankenhauses St. Georg (1821-23) zuständig. Bis heute ist die nach Wimmels Plänen erbaute Alte Wache St. Georg erhalten geblieben. Den Schinkel Entwurf für das heue verschwundene Stadttheater überarbeitete Wimmel komplett.

Der an der Berliner Bauakademie ausgebildete Carl Johann Christian Zimmermann entwarf nicht nur über 100 (!) Schulen und das Museum für Kunst und Gewerbe, sondern auch das Krankenhaus Eppendorf mit seinen Pavillonbauten und die Generalzolldirektion am Gorch-Fock-Wall. In die Amtszeit Zimmermanns als oberster Baumeister der Freien und Hansestadt Hamburg fiel die Räumung der Kehrwieder- und der Wandrahminsel. Anstelle der Wohnbebauung – mehr als 20000 Einwohner verloren ihre Bleibe – entstand die Speicherstadt. Nicht allein Zimmermann war an deren Planung beteiligt, sondern vor allem Franz Andreas Meyer, der als Oberingenieur für den Hafenausbau und die technischen Bauten der Stadt zuständig war. Von Zimmermanns Schulbauten existieren noch die am Enckeplatz und die Oberrealschule vor dem Holstentor. Auch das Justizgebäude an den Wallanlagen mit seiner Neo-Renaissance-Fassade ist eine Idee Zimmermanns, wie dem Beitrag von Dieter Schädel zu entnehmen ist.

Im Beitrag von Matthias von Popowski über Franz Andreas Meyer stehen vor allem dessen Brückenbauten und die Speicherstadt im Mittelpunkt der Betrachtung. Gesondert abgehandelt werden auch Meyers Verdienste um die Wasserfiltrationsanlage, die den Hamburgern sauberes Trinkwasser garantierte.

Albert Erbe, so Wiebke Annkatrin Mosel, arbeitete zwar zehn Jahre lang im Hamburger Hochbauamt, jedoch erklomm er nie die Behördenspitze. Dennoch gehen auch auf ihn einige wichtige Bauwerke der Stadt zurück. Zu nennen sind die Feuerwache Admiralitätsstraße, das Museum für Völkerkunde und die Börsenerweiterung. Mit der Berufung von Fritz Schumacher als oberstem Stadtplaner und Baumeister endete der Traum Erbes von der großen Karriere. Mit dem Ersten Weltkrieg bricht Erbes Schaffen abrupt ab und schließlich stirbt er 1922 zurückgezogen in Essen.

In aller Munde ist bei vielen Hamburgern Fritz Schumacher. Er gilt als der Baumeister und Ideengeber für das moderne Hamburg. Ihm sind nicht gar so viele Schulbauten zuzuschreiben wie Zimmermann. Immerhin gehen mehr als 30 Schulbauten auf Schumacher zurück. Ehe Schumacher nach Hamburg kam, hatte er sich, so Hans-Günther Burkhardt, Verdienste um die Dresdner Kunstgewerbeausstellung 1906 erworben. Schumacher war in Folge auch eine der treibenden Kräfte im Deutschen Werkbund. Obgleich er in Dresden Leiter der Kunstakademie werden sollte und auch einen Ruf an die Technische Hochschule nach Berlin erhalten hatte, so der Autor, entschied sich Schumacher, nach Hamburg zu gehen. Der Beitrag, gespickt mit Zitaten, die Schumacher selbst zu Wort kommen lassen, beschäftigt sich intensiv mit der Abkehr Schumachers vom Historismus und widmet sich dem Thema »Architektur und die Künste«. Schumacher kannte nicht nur Ernst Ludwig Kirchner und andere Brückemitglieder, sondern er brachte auch den Plastiker Richard Kuöhl und den Dekorationsmaler Otto Fischer-Trachau aus Dresden mit nach Hamburg. Insbesondere anhand von Fotos lässt sich Schumachers Wandel zu einem Baumeister der Moderne nachvollziehen, betrachtet man seine Kunstgewerbeschule und die Volksschule Berne, die trotz Klinkerfassade den Geist des Bauhauses ausstrahlt.

fdp@saw

Dieter Schädel (Hg.): Wie das Kunstwerk Hamburg entstand - Von Wimmel bis Schumacher: Hamburger Stadtbaumeister von 1841–1933, Dölling und Galitz-Verlag, München-Hamburg, ISBN 3-937904-35-2, 24,80 Euro.

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