Der Künstler als Kunstwerk -oder: Ein Spaziergang durch die Kunstgeschichte
In den veränderten Blickwinkeln und Stilmitteln, die von den Künstlern bei der Abbildung ihrer eigenen Person verwendet werden, scheint nicht nur Kunstgeschichte auf. Auch die Darstellung des Individuums kommt nicht ohne den gesellschaftlichen Hintergrund aus. Und so hangelt sich der Leser und Betrachter dann auch von dem quasi religiös anmutenden Porträt eines unbekannten Frankfurter Meisters zu einem Jesus-inspririerten Selbstbildnis Albrecht Dürers, weiter zu Michelangelos antikisierender Selbstdarstellung bis hin zu den Impressionen Cézannes und van Goghs. Es endet schließlich mit modernen Porträts, in denen das Selbst gar nicht mehr sichtbar ist. Durch die ausführlichen Begleittexte lernt man außerdem jene Menschen etwas näher kennen, denen der Zeitgenosse auch auf der weitesten Tour durch exotische Länder nicht mehr begegnen kann. Ein schöner Ersatz des Reisens durch Blättern und Betrachten – oder eine Ergänzung desselben. vm@saw Der Künstler als Kunstwerk, hg. von Ulrich Pfisterer und Valeska von Rosen, Reclam Verlag 2005. ISBN 3-15-010571-4, 200 Seiten, 85 farbige Abbildungen, 49,90 Euro. |
Reisen müssen nicht immer durch den geographischen Raum gehen. Auch Zeitreisen sind möglich – zumindest imaginär vom Lehnstuhl aus. Und wenn es sich um eine Reise in die Kunstgeschichte handelt, dann geben farbige Bildbände natürlich den besten Hintergrund dafür ab. Eine ungewöhnliche Perspektive auf die Malerei der letzten tausend Jahre bietet ein Bildband, der sich mit den Selbstporträts von Künstlern befasst. 85 namhafte Persönlichkeiten der Weltkunst sind darin abgebildet - in ihrer ganz persönlichen Sichtweise auf sich selbst: Albrecht Dürer, Raffael und Michelangelo, Rembrandt, Tizian und Caspar David Friedrich, van Gogh, Manet und Picasso, Otto Dix, Joseph Beuys und Andy Warhol. Fehlt noch jemand? Im Zweifel findet er sich ebenfalls unter den Künstlern, die diesen prächtigen und großformatigen Band illustrieren. Dass weniger als eine Handvoll Frauen berücksichtigt wurde, erscheint uns freilich als Versäumnis, das nur zum Teil durch die historischen Realitäten früherer Jahrhunderte erklärt werden kann. zurück zur Übersicht "Fotobände"
