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Natur- und Kulturführer Siebengebirge

Wenn man wie im vorliegenden Fall gute Karten bei der Hand hat und zudem GPS-Daten, dann kann man auf ausführliche Wegbeschreibungen gut und gerne verzichten. Genau das tut Sticht. Stattdessen widmet er sich ausführlich der Flora und Faua des Siebengebirges und lenkt somit die Aufmerksamkeit des Lesers auf ein Thema, das angesichts von Drachenburg und Drachenfels, Nibelungenhalle und Reptilienzoo in Königswinter weitgehend vernachlässigt wird, wenn vom Siebengebirge die Rede ist. Dass dieses Gebirge mehr als nur sieben Hügel hat, erwähnt Sticht. Da es aber sehr markante wie den Drachenfels oder den Ölberg gibt, vermutet auch der Autor, habe sich der Name Siebengebirge ergeben. Vielleicht leitet sich der Name aber auch von „Siefen“ ab, einem Begriff für feuchte Täler, von denen dieses Mittelgebirge sehr viele aufweist. Im Fokus des vorliegenden Wanderführers – hin und wieder hätte man sich nicht nur Fotos der Flora in Briefmarkengröße gewünscht – steht die Biodiversität des Siebengebirges, so Sticht gleich in seiner Einleitung. Dass das Siebengebirge nicht nur Natur-, sondern auch Kulturraum ist, erörtert der Autor sachkundig. Ob Alexander von Humboldt das Siebengebirge tatsächlich als das 8. Weltwunder bezeichnete, lässt der Rezensent mal dahingestellt.

Holger Maria Sticht: Natur- und Kulturführer Siebengebirge, 8 Rundwanderungen

Insgesamt acht Rundwanderungen beschreibt Sticht. Dabei kann der Ausgang der Touren stets mit der Bahn oder Straßenbahn angesteuert werden, ob man nun in Oberkassel oder Königswinter oder Bad Honnef eine der Wanderung beginnt. Dabei liegt der Schwerpunkt der Beschreibungen stets auf der Flora und insbesondere auf Pflanzengesellschaften. Zu entdecken gibt es Ungewöhnliches wie die Tigermuschel im Dornheckensee, den man auf der Ennert-Tour erreicht. Ob man allerdings einen Uhu in den Oberkasseler Steinbrüchen sieht, wenn man wandert, dürfte Zufall sein. Was man von einem Sternmieren-Eichen-Hainbuchenwald erwarten darf, erläutert Sticht ebenso ausführlich wie die Bedeutung des Hirschkäfers für die Natur. Dass man mit den Ramholzbuchen Relikte des Weinbaus vorfindet, ist eine weitere „Entdeckung“ auf der Ennert-Tour. Wer Klostergeschichte mit der Geschichte und Gegenwart des Weinbaus verbinden möchte, ist gut beraten, die Stelzenberg-Tour zu erwandern. Unterwegs sieht man, was aus Weinbergbrachen entsteht, hört vielleicht eine Goldammer oder erblickt den Mauerfuchs. Die Schlucht des Nachtigallentals hingegen sieht nur, wer die Ölbergtour in Angriff nimmt und Königswinter hinter sich lässt. Dass man dabei auch am Bundesgästehaus auf dem Petersberg vorbeiwandert, sei hier nur erwähnt. Wer im dortigen Restaurant einkehren möchte, sollte genügend „Kleingeld“ eingesteckt haben, so der Autor des vorliegenden Wanderführers. Eichen-Hude-Wald und Labkraut-Eichen-Hainbuchenwald durchstreift man auf der Tour, und auch den Ölberg muss man erklimmen. Wandern im Siebengebirge ohne den Drachenfels und die Drachenburg besucht zu haben, ist ein Unding. Kein Wunder also, dass Sticht auch diese Ziele auf der Drachenfels-Tour und der Tour „Museumsmeile Drachenfels“ ansteuert. Der Drachenfels ist jenseits der Burgruine ein Refugium mediterraner Flora und Fauna, wie der Autor in seiner Tourenbeschreibung nachweist. Purpur-Fetthenne, Bleichschwingel, Persischer Ehrenpreis, Pyrenäen-Storchenschnabel – all diese Pflanzen kann man finden, wenn man weiß, wonach man Ausschau halten muss. Auch der Wanderfalke und die Zippammer sind am Drachenfels zuhause. Dass man auf dem Felsplateau des Drachenfels auch Pfirsiche findet, wird für viele Wanderer eine Überraschung sein. Ähnlich abwechslungsreich wie die Touren zum Drachenfels sind die Löwenburg-, die Fritschehardt- und die Himmerich-Tour, mit denen man seinen Besuch im Siebengebirge abrunden kann. Also, Stiefel geschnürt und auf geht’s.

© fdp

Holger Maria Sticht: Natur- und Kulturführer Siebengebirge, 8 Rundwanderungen, Köln 2011, Format: 21 x 13 cm, 176 S., 9 Karten, 135 Abb., ISBN 978-3-935873-43-7, 12,80 Euro



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