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Die Farbe der Angst

Dana ist jung, sie ist Drehbuchautorin, sie lebt schon seit einiger Zeit mit einem netten Mann in einer schicken Wohnung zusammen, sie ist gesund, voller Optimismus und Lebensfreude – NEIN!

Dana ist jung, ja, sie ist Drehbuchautorin, ja, aber da zeigt sich schon die erste Diskrepanz zu dem Schein ihres Daseins. Denn eigentlich möchte die Frau ihren Arbeitgebern vom Fernsehen, diesen selbstherrlichen Redakteuren auf den Schreibtisch kübeln, anstatt sich weiterhin ihre dummdreisten Kritiken bieten zu lassen. Doch statt die Grenzen des bürgerlichen Benehmens derart zu ignorieren, stürzt Dana auf die Toilette des Medienhauses und übergibt sich dort.

Dass eine derartige Reaktion nicht allein deshalb geschieht, weil einer mal an einem herum gemeckert hat, würde auch ohne die detaillierten Erläuterungen des Dana´schen Zustands über der Toilettenschüssel klar, doch wird sich die Ahnung, dass bei dieser jungen Frau so einiges im Argen liegt, für den Leser fortan Buchseite für Buchseite bestätigen.

Corinna Antelmann: Die Farbe der Angst

Denn natürlich ist die Drehbuchautorin schon lange nicht mehr fähig, die von ihr geforderte geistige Dünnbrettbohrerei in Szenen zu fassen, und auch der nette Lebenspartner ist ein Idiot – leider aber, weil Dana in seinem beruflichen Erfolg ihren Misserfolg spiegelt. Eine Idee, auf die man nur kommen kann, wenn es mit der Affinität füreinander schon seit geraumer Zeit nicht mehr weit her ist. Und alles andere drum herum stimmt auch nicht. Stattdessen aber wächst etwas lilafarbenes auf Danas Haut heran – kann ja nur Krebs sein. Und hinter jedem Gebüsch lauern Soldaten, die einen verfolgen, klar!

Aber da ist man schon mitten im Albtraum gefangen, ohne, dass man das als Leser zulassen wollte, ohne sich das Hindriften in die Story bewusst gemacht zu haben. Das ist fatal und nimmt mit, denn irgendwie erfährt man dadurch als völlig Unbeteiligter eine Art jenes Kontrollverlustes, den die Protagonistin in überdimensioniert erleidet – Kontrollverlust über das eigene Leben, eindringlich, weil in der Diktion unserer Alltage beschrieben und darum so unausweichlich. Verwirrend, mitnehmend, furchtbar.

Verwirrend auch deshalb, weil die Sprache über weite Strecken so derb ist und ungeschminkt, dass man sich das Portrait der Autorin auf der Rückseite des Buches unwillkürlich immer wieder anschaut: Wo ist diese lachende, sehr sympathisch und sehr gut aussehende junge Frau solchen Erfahrungen begegnet?

Mitnehmend, weil man nur selten so direkt auf die Umstände von Alleingelassensein, von der Begegnung mit Unverständnis, von Überforderung, von Einsamkeit also, hingewiesen wird wie in diesem Buch – das nur gut 100 Seiten füllt, das man nach der Lektüre aber nicht einfach weg legt.

Nein, nein, so wie Dana ihr Leben erfahren hat, davon möchte man selber weiten Abstand halten!

usch@saw

Da es nicht so einfach ist, das von einem kleinen Verlag verlegte Buch in jedem Handel zu bekommen, können Interessierte es auch einfach über die Website der Autorin bestellen. Eine weitere Rezension ihrer Bücher finden Sie hier.

Corinna Antelmann: Die Farbe der Angst. Resistenz Verlag. ISBN 978-3-85285-183-9. 14,90 Euro.



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