Bahnhofsmission

Aktuell wie wohl kein anderer Kriminalroman ist der vorliegende aus der Feder eines ehemaligen freien Mitarbeiters der Stuttgarter Nachrichten und der Stuttgarter Zeitung. Kein Wunder also, dass er den Journalisten Palm zu einer Schlüsselfigur seines Romans gemacht hat. Dieser und Hauptkommissar Bolz klären akribisch einen Mordfall auf, in dem einer der bekanntesten Bankiers der Stadt das Opfer ist – und das in den Katakomben des Stuttgarter Bahnhofs, der im Rahmen von Stuttgart 21 in der alten Form verschwinden soll.

Gleich zu Beginn des Romans „stolpert“ der Leser erst einmal über die Affären des Bankiers Kaminski und dessen Gattin, die es im Nachtzug Berlin-Stuttgart mit einem führenden Mitarbeiter der Deutschen Bahn namens Hagemann treibt. Ist vielleicht der Mord an dem Banker ein Eifersuchtsdrama oder hat es mit der Abhöraffäre in der Deutschen Bahn zu tun? Vielleicht spielt auch die Finanzkrise und die Enttäuschung eines „geprellten“ Bankkunden beim Mord eine Rolle? Palm und Bolz prüfen jede dieser Möglichkeiten. Palm steht dabei unter dem Zwang für das „Tagblatt“ – Vorgänger von Stuttgarter Nachrichten und Stuttgarter Zeitung – einen Artikel als Seitenaufmacher zu schreiben, der der Auflage förderlich ist, der andere ist lediglich ein pflichtbewusster Staatsdiener. Geschönte Zahlen zu Stuttgart 21 und der enge Kontakt zwischen Palm und Hagemann spielen für den geplanten Artikel mit fetter Schlagzeile zwar keine untergeordnete Rolle, doch der Mordfall Kaminski und dessen Aufklärung überschattet alles andere.

fdp@saw

Michael Krug: Bahnhofsmission, Kriminalroman, 273 Seiten, Meßkirch 2010, Paperback, ISBN 978-3-8392-1091-8, Preis 9,90 Euro.



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