Frevelopfer

Aus der für seine hintergründige Erzählqualität durchaus geschätzten Reihe des isländischen Autors Arnaldur Indridason um seinen Ermittler Erlendur stammt dieser, leider in der Qualität etwas abfallende, Krimi. Erlendur selbst, der bisher der Hauptermittler der vorhergehenden Bände war, ermittelt auf eigene Faust in den Ostfjorden und wird so wohl eher als Lockvogel für eingefleischte Fans noch anfänglich erwähnt. Er selbst aber kommt im gesamten Roman nicht zu Wort.

Vielmehr übernimmt seine Kollegin Elinborg den Fall und hangelt sich als Liebhaberin exotischer Kochrezepte nicht nur durch eine schwierige Phase ihres eigenen Familienlebens, sondern mit Hilfe des am Tatort gefundenen, nach Tandoori-Gewürzen riechenden Kaschmirschals auch durch eine überaus verquere Story, die das vermeintliche Opfer schon bald als einen perfiden Verbrecher entlarvt. Wer brachte den nur scheinbar unauffälligen Mieter Runólfur zur Strecke? Zwischen etwas verwirrt argumentierenden Nachbarn, einem eher blassen Freund Runólfurs und einer lange vergangenen Geschichte muss die Kommissarin ihren Weg durch das Schweigen seines Heimatdorfes finden. Gehbehinderungen, ein Geruch wie Petroleum und ein T-Shirt aus San Francisco sind die einzigen Hinweise.

Doch plötzlich stehen eine Verdächtige ohne Erinnerung und ein scheinbar verzweifelter Vater im Mittelpunkt der Ermittlungen – aber nichts ist so, wie es zu sein scheint.

Eine leicht zu lesende, wenn auch nicht wirklich faszinierende Geschichte, deren besondere Stärken weniger in der Spannung, als in der Andeutung der isländischen Dorfkultur harter und verbitterter Abgeschiedenheit liegt. Von den bisherigen preiswürdigen Schmökern aus der Schmiede des Autors jedoch ist diesem Band nur wenig geblieben. Erlendur – komm zurück aus den Ostfjorden!

hf@saw

Arnaldur Indridason: Frevelopfer. Island Krimi. Lübbe Verlag. ISBN 978-3-7857-2393-7. 18,99 Euro.



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