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Mieses Karma

Mieses Karma - David SafierLang ist´s her, dass auch ein deutscher Autor echten Humor und mitreißende Komik zu Papier brachte. So lange, dass man beim Überlegen irgendwo bei Victor von Bülow hängen bleibt, aber jener Loriot ist schon 85 Jahre alt und schreiben tut er auch nicht mehr… Macht nichts, denn jetzt hat sich der Bremer David Safier mal „so richtig ausgetobt, ohne Rücksicht auf Einschaltquoten und Bildschirmtauglichkeit“, wie der Drehbuchautor von „Berlin, Berlin“ oder „Nikola“ in einem Interview erzählt. Nun, wenn Safiers Kreativitätsschlenker immer in solch schrägem Witz, solch atemberaubendem Tempo und einer solch hinreißenden Geschichte münden, dann wünscht man dem Mann noch viele Gelegenheiten zum Herumtoben, beziehungsweise man wünscht das den Lesern, und zwar nachhaltig, bitte.

Tatsächlich ist es so, dass David Safier sich erneut gehen lassen konnte – ein Blick in die angekündigten Neuerscheinungen prognostiziert einen weiteren Roman des dann 43-jährigen Anfang 2009. „Jesus liebt mich“ wird er heißen, und angesichts dessen wird man doch das Gefühl nicht los, dass Herr Safier sich wohl gerne Themen widmet, die ihren Ursprung nicht in dieser Welt haben. Geht es bei „Mieses Karma“ doch nicht um Wiedergeburt und so weiter?

Ja, aber eher um „und so weiter“, denn kaum hat man die ersten Seiten des Safier´schen Erstlingsromans gelesen und die Lachtränen schon zum x-ten Mal weggewischt, wird klar, dass eine Reinkarnation weder Mystisches noch Erstrebenswertes an sich hat. Vielmehr müsste man sich Sorgen machen, dass einem Ähnliches wie der skrupellosen Politmoderatorin Kim Lange geschieht, die, am Abend ihres größten beruflichen Triumphes vom Waschbecken einer aus dem Weltall herabsausenden russischen Raumstation erschlagen wird. Doch es kommt ja noch dicker, denn kaum im Jenseits angekommen, findet Frau lange sich als Ameisen-Arbeiterin wieder und damit noch unterhalb der ersten Stufe der Wiedergeburtsleiter.

Dass sie diese rüde Degradierung verdient hat, ist ihr selbst überhaupt kein Geheimnis, schließlich weiß sie genau, über wie viele und welche Leichen sie gegangen ist, bis sie an jenem verhängnisvollen Abend den Deutschen Fernsehpreis verliehen bekommen sollte. Doch bis in alle Ewigkeit nun aufgeweichte Kekse oder was auch immer herumschleppen und von den Garden oder der Ameisenkönigin selbst tyrannisieren zu lassen, das passt nicht in das Reinkarnationskonzept der Kim Lange und deshalb gilt es, jede Menge gutes Karma anzuhäufen.

Wie, wodurch und womit erfährt Kim die Ameise von Casanova, eben jenem berühmten italienischen Lüstling, der sich schon seit Mitte 1798 bemüht, seine weltlichen Liederlichkeiten mit gutem Karma aufzuwiegen. Dass er damit nun, mit Kim Lange an seiner Seite, zum Durchbruch kommt, verwundert den Leser an dieser Stelle des Buches nicht mehr – ohnehin ist man als Zu-Gucker all der wunderbar hinreißenden Szenerien samt ihrer boshaft-einfallsreichen Protagonisten nicht mehr derselbe wie vor der Lektüre des schriftstellerischen Bravourstücks. Du so liest man – wie so oft gesagt, aber selten getan – das Buch „in einer Nacht“ durch, gibt sich seiner Komik mit Wonne hin und erzählt noch lange von seinen irren und wunderbar charmanten Einzelheiten.

usch@saw

David Safier: Mieses Karma. rororo. ISBN 978-3-499-24455-1. 8,95 Euro.

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