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Themba

Als Südafrika den Zuschlag bekam, die Fußball WM 2010 auszurichten, wurde dies als Signal an den „schwarzen Kontinent“ gewertet. Getreu dem Motto, dass man genügend Vertrauen habe, einen solch wichtigen internationalen Event in einem Land stattfinden zu lassen, zu dem man üblicherweise mit Argusaugen blickte, immer gewahr, dass Hiobsbotschaften das nette Bild der Ära in der Post-Apartheid trüben könnten.

Themba

Nicht ohne Grund, denn auch heute sind die gesellschaftlichen Zustände Südafrikas noch nicht unverfänglich. Noch immer trennt man zwischen weiß und schwarz und unternimmt nur oberflächlich Anstrengungen, die Unterschiede zwischen den Kulturen zu nivellieren.

So ist es unter Kennern des Landes kein Geheimnis, dass Fußball den weißen Südafrikanern so gut wie nichts bedeutet, Kricket oder Golf ja und Rugby vor allen Dingen, doch Soccer, Fußball? Nun ja, jetzt wo die WM nach Südafrika kommt, wird man schon mal hingucken, doch ist es ungleich wichtiger, wie die Springboks die nächste und übernächste Rugby-Saison auf die Reihe kriegen werden. Und die tollen Stadien, die für das Mega Event gebaut wurden, wird man zukünftig beim Rugby gut nutzen können – das ist perfekt! Aber auch die Soccer WM im eigenen Land ist toll, schließlich identifiziert sich die schwarze Bevölkerung mit diesem Sport total.

Genau, und so ist auch Themba schon seit seiner Kindheit begeisterter Fußballer. Nun gehört er zum Team der südafrikanischen Nationalelf, wird ob seines Supertalents beim Fußball ebenso bewundert wie aufgrund seines guten Aussehens. Themba ist auf dem besten Weg ein Star zu werden. Dabei war diese Karriere nicht vorhersehbar gewesen, als er zusammen mit seiner Schwester Nomtha das Eastern Cape verlässt, um in Cape Town ihre Mutter wieder zu finden. Sie hat AIDS, und kann sich nur bei Thembas Onkel angesteckt haben. Allerdings hat der auch Themba missbraucht.

So eindringlich die Geschichte Thembas geschildert wird – so leicht an manchen Stellen und so schwermütig in den anderen Passagen – so unaufhaltsam strebt sie jenem Punkt entgegen, an dem Themba erfährt, dass auch er HIV positiv ist. Wie so viele, auch junge Menschen in Südafrika, wo täglich 600 Einwohner an AIDS sterben (bei einer Gesamteinwohnerzahl von nur 43 Millionen) und sich Tag für Tag circa 2000 vornehmlich junge Leute mit dem HI-Virus infizieren. Wie das möglich ist?

Einer der Gründe für diese unfassbare Statistik ist das Schweigen, mit dem diese Krankheit noch immer kaschiert werden soll. Es geschieht nur ganz selten, dass ein Erkrankter oder Verstorbener offiziell an AIDS leidet oder litt, denn so oft sich die Offiziellen Afrikas und der Welt mit den roten Schleifen zum AIDS Bekenntnis ausstaffieren, so beharrlich leugnen die Betroffenen und ihre Umgebung das Drama.

Anders Themba, der zwar die Ablehnung der Township-Gesellschaft seiner kranken Mutter gegenüber erfahren hat, der aber auch Menschen kennen lernte, die begonnen hatten, die Augen zu öffnen, zunächst die eigenen, dann die der Umwelt. Und so beginnt sich ganz allmählich die Tatsache zu verbreiten, dass AIDS kein Todesurteil ist, auch nicht für Kinder! Darüber reden ist oberste Maxime, denn das Wissen um die einzelnen Opfer aktiviert Hilfe und den dringenden Zugang zu den ART-Medikamenten. Sie stoppen die Ausbreitung des HI-Virus im Körper, doch dazu muss man sich outen. Was tötet, sind Schweigen und Ausgrenzung.

Themba hat das Glück der Popularität auf seiner Seite, heute, wo sogar ein Film über sein Leben gedreht wird, mit dem deutschen Keeper Jens Lehmann in der Rolle des Trainers. Damals aber, als er die Diagnose erhalten hatte, brauchte er Mut, diese auch der Öffentlichkeit mitzuteilen. Ohne Rücksicht darauf, dass er fortan gemieden und geächtet werden konnte. Dass dies nicht geschah, ist der südafrikanischen Fußball-Leidenschaft zu verdanken, beziehungsweise den Menschen, die diese Obsession fördern. Denn obgleich es im Fußball „um Kohle geht,“ an erster Stelle identifizieren gerade die jungen Schwarzen des Landes sich mit diesem Sport und was in seinem Rahmen geschieht, ist Credo.

Wie gut, dass die WM 2010 in Südafrika stattfinden wird – mit Themba, der längst zum Synonym für Hoffnung geworden ist!

usch@saw

Lutz van Dijk: Themba. cbt Verlag. ISBN 978-3-570-30459-4. 6,95 Euro

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