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Zechenkinder

25 Geschichten aus dem Ruhrpott hat David Schraven zusammengetragen, der selbst aus Bottrop stammt und miterlebte, wie sich der Bergbau mit den Schachtanlagen Prosper I, Prosper II und Prosper III immer mehr ausbreitete. Hautnah war der Fotograf Uwe Weber „Unter Kumpeln“ und präsentiert eine Fotostrecke zum Leben unter Tage. Für Nicht-Bergleute und „Nicht-Ruhrpottler“ werden in den einzelnen Beiträgen Begriffe wie „Abteufen“, „Sohle“ und „Steiger“ jeweils in der Randspalte der Beiträge erklärt, sodass man das lästige Blättern zu einem Glossar am Ende des Bandes umgehen kann. Nicht jeder Bergmann ist so bullig wie Lutz Backhaus, der Held von Sterkrade und Aufsichtshauer von Zeche Osterfeld. Dass er zufällig zum „Helden von Oberhausen“ wurde und einen Amokläufer überwältigte, ist nur eine der spannenden Lebensgeschichten, die man beim Lesen der vorliegenden Biografien erfährt. Wir erfahren, was ein Gesamtbetriebsrat vom Kohlekompromiss hält und vom Albtraum eines Sprengmeisters, der immer Bedacht darauf sein muss, dass keine Sprengstoffstangen aus dem Depot abhandenkommen. Dass der Bergmann Robert Schmidt dank der Tatsache, dass er in einer Rockband Schlagzeug spielte, seine Frau kennenlernte, und warum er sich obendrein für den Erhalt des Bottroper Freibades einsetzte, ist eine weitere Geschichte aus dem Alltag des Reviers.

Zechenkinder

Von tragischen Schicksalen unter Tage weiß der Truppenführer der Grubenwehr Theo Körner zu berichtet. Zur Tragik gehört dabei, dass zwei tote Kumpel erst zwei Jahre, nachdem sie von Brandwettern überrascht wurden, geborgen werden konnten. Statt in die USA führte der Weg von Dirk Schwarz in die Schweiz, wo er zwar nicht das schwarze Gold ans Tageslicht fördert, sondern als „Tunnelmann“ seine Bestimmung gefunden hat. Thomas Jantke ist ein weiterer „Aussteiger“, der die Zeche verließ und zeitweilig in Irland arbeitete, darunter auch in einer „Tittenfabrik“, wo Silikonbusen und künstliche Hoden produziert wurden. Aber was ist mit den Türken und den Koreanern, die als Bergleute angeheuert wurden? Mit Jin Kun Baek kommt nur ein Bergmann mit Migrationshintergrund zu Wort und der berichtet vom Spießrutenlaufen, das er zeitweilig erduldete. Wer alle Biografien liest, der bekommt einen sehr guten Einblick ins Leben im Revier, in dem längst Kohle und Stahl nicht mehr die einstige Bedeutung haben. So schwingt in den vorliegenden Lebensläufen auch ein Moment der Verklärung mit, wird die Solidarität unter Bergleuten gepriesen und vielleicht der Alltag hier und da auch schöngeredet. Dennoch, wer den Pott kennenlernen möchte, der sollte sich diese Lektüre unbedingt zulegen.

© fdp

David Schraven / Uwe Weber: Zechenkinder, 230 Seiten mit vielen schwarz-weiß Fotografien, Hollenstedt 2013, ISBN-13: 978-3-940138-54-5, Preis 24,99 Euro




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