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Reiseführer Celle

Celles grüne Seiten

 

Heilpflanzengarten in Celle

Die zentrale Anlage des Heilpflanzengartens

 

Die Trift-Anlage, der Schlossgarten, der Französische Garten mit dem Bienengarten und die Dammaschwiese längs der Aller – dort befindet sich der Heilpflanzengarten - sind die grünen Oasen Celles.

Zwischen dem Thaerplatz, der Bahnhofstraße und dem schlossähnlichen Gefängnis – heute als Hochsicherheitshaftanstalt längst modernisiert und entsprechend aufgerüstet – erstreckt sich die Trift-Anlage. Der Name verweist auf die Nutzung als Viehtrift, die vor dem Westerceller Tor lag. Links und rechts der Trift erfolgte im späten 17. Jahrhundert und frühen 18. Jahrhundert im Zuge der Stadterweiterung eine rege Bautätigkeit. Zu dieser gehörte auch der zwischen 1710 und 1730 erfolgte Bau des Zuchthauses mit barockem Gewand.

Von Hofbeamtenhäusern umgeben

Gleichzeitige Planungen für die barocke Überformung der Trift scheiterten. Bis ins 19. Jahrhundert hinein nutzte man die Grünfläche als Weide und Viehtrift. Seit 1873 ist die Trift-Anlage ein öffentlicher Park. In ihm befindet sich sowohl der Schäferbrunnen als auch das Kriegerdenkmal des Reserve-Infanterie-Regiments 232.

Barocke Hofbeamtenhäuser säumen die Bahnhofstraße und die Straße Trift. Hier residierten einst der Hofkellermeister Franciscus Sclavné und der Kommandant der Leibwache Herzog Georg Wilhelms, Jérôme de Courgellon, ein Glaubensflüchtling aus Frankreich. Es lebten aber auch der Hutmacher Gaspar Gabain und der Hoftapezierer Jacques de la Fontaine in der Nachbarschaft zur Trift-Anlage.

Ein Landschaftspark mit wilden Tulpen

Eingebettet in dem von einem Wassergraben umschlossenen Schlossgarten steht die ehemalige Residenz der Herzöge von Braunschweig-Lüneburg. Längst verschwunden sind die Erdwälle und die halbrunden Steinbastionen, die das Schloss umgaben. Die 1830 erbaute Schlossbrücke verbindet die „Schlossinsel“ mit der Altstadt. Von der Schlossbrücke gehen der untere und der obere Umgehungsweg wie alle anderen Verbindungswege ab. In der Anlage findet sich eine platzartige Erweiterung an Wegkreuzungen. Auffällig ist die Pappelallee zwischen Schloss und Schlossgraben. Eine Besonderheit sind auch die im Schlossgarten gedeihenden wilden Tulpen.

Schlosspark in Celle

Impressionen vom Schlosspark

Am Rande des Schlossgartens steht das Denkmal des Hengstes „Wohlklang“, der sich auf den Hinterläufen aufrichtet. Geschaffen hat diese Skulptur der Bildhauer Ulrich Conrad Worpswede aus Anlass der 250-jährigen Bestehens des Landgestüts.

Der Geist von Eléonore

Der französische Esprit, den die Gattin Herzog Georg Wilhelms nach Celle brachte – es handelt sich um die aus Poitou gebürtige, protestantische Landadlige Eléonore d'Olbreuse – bestimmte zu deren Lebzeiten das Leben in der Residenzstadt. Doch der französische Einfluss ist auch heute in der Stadt präsent: Ohne die Glaubensflüchtlinge und Eléonore d'Olbreuse wäre der Französische Garten gewiss nie angelegt worden.

1684 fanden reformierte Gläubige, Hugenotten genannt, dank eines Edikt Herzogs Georg Wilhelms Aufnahme in Celle. Etwa 300 Hugenotten siedelten sich in Celle an. Etwa 90 von ihnen traten in den Hofdienst ein. Selbstverständlich wurde für sie auch ein Gotteshaus errichtet, die in der Hannoverschen Straße gelegene, noch heute existente reformierte Kirche.

Klassizistische Villa am Rande des Französischen Gartens in Celle

Eine klassizistische Villa am Rande des Französischen Gartens lädt zum Verweilen ein

Französische Gartenmeister wie Henry Perronet waren es, die den Französischen Garten mit seiner markanten Lindenallee entwarfen. Die 1695 im Garten angepflanzten Artischocken und der Spargel – eine Idee des Gartenbaumeisters René Dahuron – sind heute allerdings nicht mehr vorhanden. Sie sind allerdings Hinweis darauf, dass der Garten ursprünglich auch als Gemüse- und Obstgarten genutzt wurde. Darauf verweist auch der Bau eines Kräuter- und Pomeranzenhauses.

Kegelförmig beschnittene Bäume finden wir ebenso im Garten wie Rosenstöcke, ganz abgesehen von Mähnenfichte und Roteiche. Hängebuchen, Fächerahorn und Trompetenbaum gedeihen in dieser Anlage prächtig.

Weiden neigen ihr Laubhaupt am Rande des Rundteichs im westlichen Teil der Gartenanlage. Zahlreiche Seerosen schwimmen auf diesem künstlichen Gewässer, das von Bänken gesäumt wird.

Im östlichen Teil des Parks stoßen wir auf einen imposanten Fachwerkbau, den Herzog Christian 1611 als Lusthaus errichten ließ. In der Nachbarschaft zu diesem Lusthaus wurde ein Denkmal für die dänische Königin Caroline Mathilde errichtet. Entworfen hat dieses Denkmal Adam Friedrich Oeser: Eine auf einer Wolke ruhende Frauengestalt lehnt sich über die mit dem Bildnis der Monarchin geschmückten Urne.

Summ, summ, summ ...

Unweit des Denkmals betritt man den Bienengarten, in dem ein Treppenspeicher von 1607 steht, der ursprünglich aus Paulmannshavekost (bei Wienhausen) stammt. Bienenstöcke sind im Garten nicht zu übersehen; das Summen der fleißigen Nektarträgerinnen ist nicht zu überhören. Informationstafeln erläutern Wissenswertes über die Bienenzucht, zum Beispiel das Thema Königinnenzucht. Wussten Sie, dass Arbeitsbienen bis zu 1/3 ihre Körpergewichts an Nektar und Pollen im Flug transportieren und dass das Gewicht der 2000 täglich gelegten Eier dem Gewicht der Königin entspricht? Nein, na dann werden Sie beim Besuch des Bienengartens dies und noch mehr von den Immen erfahren, so auch über die mehr als 180 Inhaltsstoffen des Honigs.

Treppenspeicher im Bienengarten von Celle

Im Bienengarten von Celle: der 1607 erbaute Treppenspeicher
aus der Nähe von Wienhausen

Ganz nahe kann man den Bienen dank eines Beobachtungsstocks sein, den man auch vorsichtig öffnen kann. Wer eine schwänzelnde Biene sieht, sollte wissen, dass die Biene damit ihren Artgenossen anzeigt, in welcher Entfernung welcher Nektar zu holen ist. Rund um die Bienenstöcke verströmen rosa, gelbe und lila Blüten ihren Duft, gedeihen Ochsenzunge, Ysop und Edelgamander.

Heilkraft der Pflanzen

In der Niederung der Aller erstreckt sich der Heilpflanzengarten. Der Garten umfasst eine Wasserader ebenso wie ein Pflanzenrondell, das diejenigen Heilpflanzen zeigt, die in der modernen Homöopathie und Ayurveda-Medizin zum Einsatz kommen. Entlang der Wasserader gedeihen historische Heilpflanzen, die in der Volksmedizin von Bedeutung waren. Zu sehen sind aber auch Kräuter, Gift- und Zauberpflanzen sowie Beete mit Pflanzen zum Schauen und zum Riechen.

Von der Berberitze, auch Essigbeere oder Bubenstrauch genannt, werden Blätter und Wurzelrinde beispielsweise in der anthroposophischen Medizin eingesetzt. Wofür oder wogegen kann man leider der Pflanzenplakette nicht entnehmen. Gehen wir weiter, so stehen wir vor einem Beet mit besonders mineralstoffreichen Pflanzen, die bei Anwendung Einfluss auf den Stoffwechsel und die Ausscheidungsvorgänge haben.

Goldmelisse

Der Tee der Goldmelisse wirkt beruhigend

Auch der Gesundheitspfarrer Sebastian Kneipp ist mit seinen Pflanzen im Garten präsent. Aus ihnen gewann er Tees, Auflagen, Wickel und Badesalze, die alle zum Einsatz kamen. Tüpfel-Johanniskraut und Schargarbe sind diejenigen Pflanzen, die Kneipp für Kuren verschrieb.

Über 500 Rezepte zur Krankenbehandlung entwickelte Hildegard von Bingen, eine Benediktiner-Äbtissin, auf deren Heilkunst auch heute noch viele Anhänger der Homöopathie schwören. Alant und Gänsefingerkraut versprachen nach von Bingens Auffassung Linderung und Heilung bei entsprechender Anwendung. Doch bei welchen Leiden beide Pflänzlein halfen, erfährt der Besucher nicht.

Unsere Sinne regen die Duft- und Aromabeete an. Wir atmen tief ein und nehmen den Geruch von Duftveilchen und Falschem Jasmin wahr, schnuppern an Lavendel und Schneeball sowie Seidelbast und verschiedenen Rosenarten. Schon einmal Ananas-Minze oder Goldmelisse gerochen? Nein, dann aber nichts wie hin zum Heilpflanzengarten.

Am Ufer der Aller

Am Ufer der Aller

Weitere Informationen

Trift, Schlossgarten, Französischer Garten
Fachdienst Grün- u. Straßenbetrieb
Lüneburger Str. 66
29223 Celle
http://www.celle.de

Bienengarten
Nds. Landesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit Institut für Bienenkunde
Herzogin-Eleonore-Allee 5
29221 Celle
www.laves.niedersachsen.de

Heilpflanzengarten Celle
Wittinger Str. 76
29223 Celle


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