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Silkeborg
Silkeborg Bad

Skulpturenpark dauerhaft

Der Skulpturenpark umfasst etwas mehr als 45 Skulpturen. Die meisten sind dauerhaft, während einige vorübergehend aufgestellt sind. Die beiden ältesten Skulpturen haben seit 1929 ihren Platz im Park, aber die meisten sind erst seit der Gründung des Kunstzentrums Silkeborg Bad (1992) entstanden. Vor allem in den letzten zehn Jahren hat sich die Sammlung erheblich vergrößert. Die nachstehende Beschreibung des Parks stellt einen temporären Blick auf die Kunst unter freiem Himmel dar.

wassermann

Bereits die Pflasterung des Eingangsbereichs ist ein Kunstwerk und stammt von Jørn Larsen. „Zusammen und hinaus in die Welt“ ist die Arbeit aus Pflastersteinen betitelt und zeigt ein ähnliches Symbol wie das für das UNESCO-Welterbe. Ganz in Blau getaucht ist der „Wassermann“, der so dasteht, als wolle er gleich zum einem Kunstsprung ansetzen, derweil aus seinem Körper feine Wasserfontänen entweichen. Ob diese Arbeit von Oddvar I. N. Darren eine Hommage an einen Turmspringer ist oder aber einen Schwimmer am Startblock einfängt, mag der Betrachter für sich entscheiden. Nur Schritte entfernt und dicht am ehemaligen Kurhaus steht ein weiterer Mann, der „Handyman“. Sein Körper besteht aus rostigen Handyhüllen. Bewegt man sich auf die Skulptur zu, so erklingen verschiedene Klingeltöne, auch die eines konventionellen Wahlscheibentelefons. Torben Klostergaard hat diesen „Homo Tubus“ geschaffen, der da rostig und als Akt vor uns steht. Sein männliches Glied besteht im Übrigen aus einem Rohr-T-Stück!

handyman

Einen Fischadler mit einem Hecht in den Klauen entdecken wir nachfolgend. Mit Patina überzogen ist die auf einem Sockel stehende Bronze, ein Werk von Hugo Liisberg aus dem Jahr 1961. Einem Eckregal aus massivem Granit gleicht die Arbeit von Jørgen Haugen Sørensen namens „Drei von vielen“. Hm, der Titel lässt Kopfschütteln aufkommen. Drei Fächer sieht man gewiss, aber wieso gibt es den Zusatz „von vielen“. Ist da Serielles gemeint, das in dem Werk steckt? Von Sergei Sviatchenko zeigt man die Installation „You“ ( 2017), bestehend aus einer Stahlkonstruktion und einem UV-Druck auf Alu. Zu sehen ist ein Mann, der wohl durch ein Fernrohr schaut, derweil er von einer Baumgabelung verdeckt wird. Der Welt der Fabeln und Fantasie entsprungen ist „Vater und Kinder“. Zu sehen ist eine sitzender Fuchs (?). Ein Kind klettert auf der Schulter des Vaters herum, das andere lauscht vor dem Vater stehend dessen Worten. Pontus Kjerrman hatte die Idee zu dieser Bronze.

greif

Mit einem Denkmal wird an den Anstaltsarzt Fr. E. Klee erinnert, der zwischen 1883 und 1906 in der Kureinrichtung tätig war. In der Nähe der Waldvilla findet sich ein Naturstein mit den Namen der Wohltäter, die sich um Silkeborg Bad verdient gemacht haben, so Valdemar Frænkel und Fylla Trier. Eine Sitzbank ist mit dem Namen Arne Faber versehen, der zwischen 1916 und 1933 in Silkeborg Bad als Oberarzt beschäftigt war.

fernrohr

Gemeinsam mit Kindern aus Silkeborg schuf Ragnhild Melbye die dreiteilige Arbeit „Insel der Wünsche“, die umgeben ist von innovativen und archaisch anmutenden Musikinstrumenten wie Schlitztrommeln und einem „Plastikrohrvibrafon“. Metall sowie grüne und gelbe Plastikscheiben sind die Materialien, aus denen die Arbeit besteht. Als käme sie gerade aus einer Abguss-Sammlung antiker Skulpturen, so erscheint Kai Nielsens „Aarhus-Mädchen“. Direkt vor dem Eingang der Waldvilla sehen wir eine figurative Arbeit von Jørgen Haugen Sørensen. Aus Travertin entstandene teilweise fließende Formen, die auf einem stelenhaften schmalen Sockel ruhen. Antikes in Nachbildung sieht man hinter der Villa stehen: den Sandalen bindenden Hermes, eine Arbeit ursprünglich aus dem klassischen Hellas.

transparenz

Lene Elsner ist eine zweiteilige Arbeit zu verdanken, die schlicht mit Opus I und Opus II betitelt ist. Auffaltungen von Landschaften oder Personen im Zerrspiegel als Vorlage – das ist beim Betrachten des Werks die Frage. Ein Steinrelief mit Zeichen und Glyphen trägt den Titel „Beidseitige Geschichte“, geschaffen von Frede Troelesen. Doch welche Geschichte wird hier eigentlich erzählt? Eine Dechiffrierung der Zeichen sucht man nämlich vergebens. Was treiben da eigentlich die beiden auf dem Rücken Liegenden? Gymnastik? Freikörperkulturübungen. Man müsste mal die aus Deutschland stammende Anka Landtau fragen, die das „turnende Paar“ geschaffen hat.

clarebout

Fünf Stühle des Modells Ivar von Ikea stehen vor einer Buschreihe, vier sind verwittert, einer erscheint neu. Doch der Titel sagt „One and Ten Chairs“. Fehlen da noch Stühle, die uns der Künstler Jacob Juhl bisher vorenthalten hat? Und warum? Etwas abseits sehen wir drei kleine Hütten, aus denen Beton quillt. „Kein Platz – drei Häuser“ betitelte Gerda Thune Andersen die Installation. Worauf, so fragt sich der Betrachter, nimmt die Künstlerin eigentlich Bezug? Der aus Nigeria gebürtige Lawson O. Oyekan schuf aus Quarz und Granit eine amorphe Form, die er als “Fledgling“ benannte. „Passage“ ist Jean Clareboudt zu verdanken, zwei riesige Roststahlgebilde auf einer Scheibe auf einem Rohr. Was ein gespaltener Riesenschädel eigentlich mit „Subterranean“ zu tun hat, das kann nur Carl Krull wirklich beantworten. Er hat schließlich diese Zementform geschaffen. Aus rostfreiem Stahl besteht die Skulptur „Feder“, eine Idee von Erik Heide.

feder

Treibholz ist das Material für den Riesenkreisel, der auf einer der Rasenflächen zu finden ist: Jens Chr. Jensen gestaltete „Snurretop (Spinning top)“. Dichtbei finden wir Erland Knudssøn Madsens „Skymåler - det perfekte instrument“, eine Art Torbau aus Granit. Vibeke Nørgaard Rønsbo hinterließ nicht nur einen, sondern mehrere Koffer vor dem Kurhaus: „Bag-age“. Und wer noch nicht genug Kunst im öffentlichen Raum gesehen hat, der möge auf weitere Touren durch den Skulpturenpark gehen. Es gibt viel zu entdecken, zumal die Sammlung erweitert oder durch Sonderausstellungen ergänzt wird,

stuehle

© fotos und text ferdinand dupuis-panther 2023

wassertreppe

Info
Art Centre Silkeborg Bad
https://www.silkeborgbad.dk


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