Mit dem Wohnmobil auf Bornholm

Text und Fotos: Axel Scheibe

 

Bornholm – ein Ferienparadies, das Abwechslung und Kultur bietet aber auch viel Zeit für Erholung und Besinnung läßt. Impressionen einer Reise mit dem Wohnmobil.

Bornholm / Wohnmobil vor Fähre

Kurz nach Verlassen der Fähre

Ein besonderer Zauber liegt über dem Land. Schwere dunkle Wolken jagen tief am Horizont entlang. Das fahle Licht der letzten Sonnenstrahlen leuchtet matt im Wellenspiel der Ostsee. Die Luft erinnert an schwere Seide. Plötzlich kommt Bewegung in die wartende Menschentraube am Hafen von Ronne. Mit klirrendem Rasseln öffnet sich die riesige Laderampe des Fährschiffes „Rügen“ und langsam rollen die ersten Autos im stetigen Wechsel von Pkws und Womos an Land.

Aus den Gesichtern strahlt Urlaubsfreude. Knapp 3,5 Stunden Fahrt von Mukran kommend liegen hinter den neuen „Bornholmern auf Zeit“. Schnell verstreuen sich die Fahrzeuge in alle Winde. Es bleibt wenig Zeit, dann wird sich die Nacht über die Insel legen, und vorher möchte man noch den Campingplatz seiner Wahl erreichen und samt Wohnmobil seine „Zelte aufschlagen“. Sannes Familiencamp an der Ostküste erweist sich dafür als ausgezeichnete Adresse. Von guten Freunden empfohlen, ein Tipp, den man gern weitergibt. Noch vor Einbruch der Dunkelheit öffnet sich die Schranke des Platzes und Sanne, die junge Chefin des Platzes, zeigt den Spätankömmlingen das reservierte Areal mit Blick auf die sich sanft in den Felsen brechende Brandung.

Bornholm / Blick von oben

Ein kleiner Überblick über Bornholm aus dem Turm der Osterlarskirke

Wie viele andere, besonders reizvolle Flecken auf unserem Globus kann auch Bornholm auf seine „ganz eigene“ Schöpfungsgeschichte verweisen und tut dies vor den Touristen natürlich besonders gern: Gott habe, so sagen es die Legende und Zeltplatzchefin Sanne, Skandinavien geschaffen und hatte von all den wunderschönen Dingen, die er dort „verbaute“, noch etwas übrig. Diese „Reste“ sammelte er ein und warf sie zur Entsorgung, also nicht ganz umweltbewußt, einfach in die Ostsee. Und schon war Bornholm geboren. Nicht ohne Grund und voller Stolz spricht man davon, dass Bornholm ganz Skandinavien in einer Nußschale sei.

Rundkirchen, Galerien und leckerer Fisch

Heute präsentiert es sich als Ferienparadies für all jene, die Abwechslung und Kultur suchen in einer Umgebung, die Zeit für Erholung und Besinnung bietet. Traumhafte Landschaften, schöne Strände und beständiges Wetter komplettieren dieses Angebot. Bornholm ist näher an Festland-Europa gerückt. Besonders Reisende aus Deutschland haben mit der Scandlines-Fährverbindung von Saßnitz/Mukran nach Ronne eine ideales Sprungbrett für den Trip auf die Insel. Damit wird Bornholm auch zum optimalen Ziel für Wohnmobilisiten. Trotz der stetig steigenden Beliebtheit der Ostsee-Insel bleibt man vor Ort vom Massentourismus verschont. Die Bornholmer sind da recht wachsam und konsequent. Rund 45.000 Bewohner leben hier und mehr Gästebetten dürfen nicht belegt werden.

Bornholm / kleine Häuschen

Neben rund 100 Hotels und Pensionen sowie über 2.000 Ferienhäusern wartet auf Bornholm auch ein gutes Dutzend Campingplätze auf Gäste aus nah und fern. Meist traumhaft gelegen, können sie durchweg auf einen ordentlichen Standard verweisen. Doch wer einmal Sannes Familiencamping probiert hat, wird kaum widersprechen. In ihm findet man das Bornholmer Camping non plus ultra. Besonders, der Name sagt es, für Familien mit Kindern. Unweit von Gudjem gelegen, befindet er sich in direkter Nachbarschaft des reizvollsten Inselstädtchens und an einem der attraktivsten Küstenabschnitte.

Nachdem man sich so richtig häuslich eingerichtet, beginnt die täglich Qual der Wahl. Ob per pedes, mit dem Fahrrad, dem Ausflugsschiff oder für größere Touren mit dem Womo. Dem breiten Ausflugsangebot wird man sicher nur mit einer durchdachten Kombination all dieser Verkehrsmittel gerecht. Und so startet für die Gäste von Sannes Familiencamping das wahre Erlebnis Bornholm spätestens mit einer Radtour ins zwei Kilometer entfernte Gudjem. Dieses Städtchen ist zwar beileibe nicht so bekannt wie Ronne, aber zweifellos das hübscheste der Insel. Mit seinen schmucken kleinen Häusern und schmalen Gassen schmiegt es sich idyllisch an den steil zum Meer abfallenden Hang. Im Hafen liegen schnittige Jachten, meist mit deutscher Flagge und nur wenige Meter weiter löschen Fischer den Fang der letzten Nacht. Der Duft zahlreicher Fischräuchereien zieht durch die Straßen und in mancher von ihnen kann man das Gold der Insel, die über Erlenholz geräucherten Bücklinge bewundern und natürlich auch kosten. Kleine Galerien laden zum Besuch ein. Gudjem ist kein Platz großer touristischer Sehenswürdigkeiten, sondern ein Städtchen zum Bummeln, Erleben und Verlieben.

Bornholm / Räucherbücklinge

Geräucherte Bücklinge

Hat man sein Fahrrad vom Hafen wieder nach oben geschoben, nur wenige überwinden diese Steigung im Sattel, sind es nur 4 Kilometer bis zur Osterlarskirke, der ältesten, größten und beeindruckendsten Rundkirche Bornholms. Doch Vorsicht, vor den „Besichtigungspreise“ haben auch hier die Götter den Schweiß gesetzt. Bornholm hat zwar keine hohen Berge, doch reichlich stramme Steigungen, die dem Pedalritter schon eine Menge Kraft abverlangen. Radeln auf Bornholm ist etwas anderes als auf dem dänischen Festland. Doch das Ziel lohnt den Aufwand. Mit der Osterlarskirke wartet ein Stück frühes Mittelalter zum Anfassen.

Bornholm / Osterlarskirke

Osterlarskirke - älteste, größte und beeindruckendste Rundkirche Bornholms

Sieben dicke, imposante Stützpfeiler geben ihr ein charakteristisches Ausehen. Vermutlich 1150 gebaut ist sie dem Heiligen Laurentius geweiht. Viele Details weisen darauf hin, dass die Kirche als Wehr- und Zufluchtsort genutzt wurde. Die 2 Meter dicken Granitmauern erwiesen sich als absolut sicher. Vom oberen Wehrgang in der Kirche bietet sich eine interessanter Blick über den östlichen Teil der Insel und das Meer. Von der Kirche geht es über Radwege fast durchweg flott bergab zum Campingplatz.

Rundtour über die Insel

Die Angst vieler Wohnmobilisten, auf Besichtigungsfahrten mit ihren dicken Brummern von einem Parkproblem auf das nächste zu stoßen, erweist sich auf Bornholm als unbegründet. Wie gesagt, der Massentourismus fehlt, und so kann man sich gemütlich auf Tour begeben. Bornholm ist klein und überschaubar. Ein, maximal zwei Tagesausflüge mit dem Wohnmobil reichen, um die attraktivsten Angebote der Insel zu „erfahren“. Erstes Ziel kann und sollte Svaneke südöstlich von Gudjem sein. Auch dieses Städtchen gehört zu den besonderen Kleinoden der Insel. Noch mehr als anderswo sind hier zahlreiche Künstler und Kunsthandwerker heimisch. Ob Glasbläser oder Keramiker, in kleinen, zur Werkstatt gehörenden Verkaufsgalerien präsentieren sie Proben ihrer Kunst.

Bornholm / Hafen Svaneke

Im Hafen von Svaneke

Nicht ganz so kulturvoll, dafür aber recht schmackhaft, ist ein Besuch in Ibsens Bonbonfabrik, wo das süße Naschwerk noch so gefertigt wird, wie schon vor hundert Jahren, also per Hand. Zusehen kann man, staunen und kosten. Das lassen sich kleine und große Leckermäulchen nicht zweimal sagen. Die kleine Susann strahlt über beide Ohren, dass selbst ihr großer Lieblingslutscher aus einer langen Stange gemacht wurde, hätte sie nicht gedacht. „Hmmm! Der schmeckt so richtig toll nach Früchten,“ verkündet der Blondschopf lautstark und versucht Mama und Papa zu weiteren Einkäufen zu überreden.

Bornholm / Bonbon Fabrik

Stoff für so manche Leckerei - in der Bonbonfabrik

Von Svaneke aus geht es quer über die Insel nach Ronne. Ein Besuch dort gehört ganz einfach dazu. Gar zu Städtisches jedoch darf man nicht erwarten. Zwar lebt jeder dritte Bornholmer in der Stadt, doch kommen da nicht mehr also 15.000 Einwohner zusammen. Es gibt zahlreiche Geschäfte, Gaststätten, Hotels und sogar ein paar Discos, doch im Viertel rund um die Kirche glaubt man sich in ein lebendiges Freilichtmuseum versetzt. Hübsche kleine Fachwerkhäuser, gepflegte Gärten und überall eine frische Brise, die fast ständig vom Meer herauf weht. Urlaub auf Bornholm ist halt immer Landurlaub. Das beweist sich auch auf den nächsten Stationen der Rundreise: Ob in Hasle mit seiner Museumsräucherei oder Allinge und Sandvig: überall dörfliche Ansiedlungen, deren Bewohner Hektik und Stress fremd sind.

Landschaftliche Schauspiele zwischen Küste und Meer warten unter anderem in Jons Kapel unweit von Vang und an der Helligdomsklipperne auf Besucher, um Geschichten von der Kraft der Ostseewellen zu erzählen.

Bornholm / Brandung

Besonderer Höhepunkt der Inseltour und schon wieder ein Geschichtsexkurs ist der unausweichliche Besuch der alten Burganlage von Hammerhus ganz oben an der Nordspitze. Selbst die Ruinen wirken noch machtvoll und geben eine beeindruckenden Einblick in die frühere Größe der Festung.

Operation Erbseninseln

Etwas respektlos nennt man sie Erbseninseln, die kleinen Landflecken, die ca. 15 Kilometer östlich von Gudjem die östlichsten Inseln Dänemarks bilden. Christanso (710x430 m) und Frederikso (440x160m) sind bewohnt und unterstehen, ihrer Geschichte geschuldet, auch heute noch direkt dem Verteidigungsministerium in Kopenhagen. Von Gudjem aus verkehrt regelmäßig ein Boot und so ist der Ausflug auf die Erbseninseln auf jeden Fall zu empfehlen. Früher hießen die Inseln Kirkholm und Boholm und waren für Bornholmer Fischer Ausgangspunkt ihrer Fischzüge auf Heringe.

Im Jahre 1684 wurde auf Befehl Christians des Fünften auf den Erbseninseln der Grundstein für den ersten vorgelagerten Flottenstützpunkt der Welt gelegt. Es entstanden Wehrtürme, Kanonstellungen, Unterkünfte für Offiziere und Mannschaften, Kirche, Schule, Hospital und Gefängnis.
1870 waren es dann, wie bereits vorher auf Bornholm, vor allem Kunstmaler, die die Inseln wiederentdeckten. Angezogen vom Spiel des Lichtes mit Häusern, Mauern und Felsen, das hier einzigartig war.

Bornholm / Erbseninsel

Erbseninseln

 

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