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Bonn
Ägyptisches Museum der Universität Bonn

• Nicht nur Mumien

text: ferdinand dupuis-panther

Mit seinen rund 700 ausgestellten Stücken stellt das Museum die bedeutendste Ägypten-Sammlung in Nordrhein-Westfalen dar. Doch mit der Berliner Präsentation der Nofretete und der Großarchitektur kann die überschaubare Bonner Ausstellung nicht mithalten, muss sie auch nicht. In einem einzigen Ausstellungsraum erwartet den Besucher eine thematisch gegliederte Vitrinenpräsentation mit Saaltexten, die sich der altägyptischen Kulturgeschichte, vom 4. Jahrtausend v.u.Zt. bis zum 3.Jahrhundert, widmen. Hin und wieder zeigt man Sonderausstellungen, die sich als „künstlerische Interventionen“ verstehen. Doch ob man der Sammlung damit zu mehr Attraktivität und Publikumszuspruch verhilft. ist mehr als nur diskussionswürdig. In den letzten Monaten des Jahres 2008 gewann das Haus die Künstler Eva Ohlow und Max Fischer für das Projekt „Die Vergangenheit ist jetzt!“ Objektinstallationen und Gemälde, die die Farben und Motive altägyptischer Kunst aufnahmen, ergänzten die Dauerpräsentation. Bisweilen drängte sich jedoch der Eindruck auf, den bereits begrenzten Raum damit noch zu überfrachten.

Widmen wir uns also der Dauerpräsentation über die Hochkultur am Nil, die in einem Flügel des ehemaligen Bonner Stadtschlosses am Koblenzer Tor untergebracht ist: Zu sehen sind nicht nur „Juwelen“ aus dem Neuen Reich, sondern auch aus anderen Epochen. Leider sind einige Kleinodien wie die goldenen Bes-Anhänger ohne Lupe nur schwerlich zu würdigen. Zu sehen sind außerdem Schulterschließen eines Halskragens sowie Schmuck aus Karneol, aus Schiefer und Fayence, die der Zeit zwischen 1950-150 v.u.Zt. zuzurechnen sind. Ein bläulicher, hockender Pavian und ein türkisfarbenes Gefäß für Salben und Kosmetika kann der Besucher ebenfalls bewundern und sich einen Eindruck von den Handwerkskünsten im alten Ägypten verschaffen. Dass sich die Ägypter auch auf die Bildhauerei verstanden unterstreichen die Gussformen für Bronzefiguren aus dem 5.-1.Jh. v.u.Zt. und das Bildhauermodell eines Fußes.

Nicht nur Hieroglyphen
Wer an die Hochkultur am Nil denkt, denkt nicht nur an Echnaton und Nofretete, an Karnak und Abu Simbel, sondern vor allem an die „ägyptische Bildschrift“. Diese Bildschrift finden wir auf den monumentalen Denkmälern links und rechts des Nils, während im Alltagsgebrauch, so unterrichtet ein entsprechender Saaltext, die hieratische und denotische Schrift gepflegt wurde. Zu finden sind diese auf Papyrus ebenso wie auf Keramikscherben. Als Beispiele zeigt man ein Siegelamulett und ein Gefäß für Nahrungsmittel mit teilweiser Beschriftung sowie eine stuckierte Schreibtafel aus Holz (1550-1069 v.u.Zt.).

Brot und Bier...
... sind die Grundnahrungsmittel aller Schichten. Dank einiger Modelle wissen wir heute, wie damals Bier gebraut und Brot geknetet und gebacken wurde. Zu sehen ist ein Bierbrauer, der in einem Bierbottich steht, sowie eine kniende Figur beim Teigkneten. Eine Figurengruppe, die auf ihren Köpfen Lasten trägt und Teil einer Totenbeigabe ist, gehört zu einer Bierbrauszene. Dass die Menschen am Nil aber nicht von Brot und Bier allein lebten, sondern auch von Fisch und Eiern sowie Hülsenfrüchten kann man im entsprechen Saaltext nachlesen.

Neben den oben genannten Modellen sind auch Dienerfiguren ausgestellt und das Modell eines Ruderbootes – auch diese waren Grabbeigaben und begleiteten die Toten in ihr neues Reich.

Alltagsgegenstände...
... sind nicht nur Messerklingen und Angelhaken aus Bronze, sondern auch eine verzierte Kopfstütze sowie geflochtene Körbe aus Pflanzenfasern. Elfenbeineinlagen schmückten Möbelstücke und Löwenköpfe Möbelbeschläge. Aus römischer Zeit stammt eine Öllampe mit Medusenhaupt. Dass die Damenwelt Ägyptens Sinn für Schönheit hatte und eitel war belegen die Bronzehandspiegel und die Halsketten aus blauer Fayence sowie ein Salbenlöffel aus Elfenbein.

Falken- und Eidechsenmumie
Nicht nur Menschen wurden ausgeweidet und für die Ewigkeit einbalsamiert, sondern auch Tiere so auch ein Falke und eine Eidechse. Einige Mumien erhielten goldene Masken aus Kartonage. Hoch verehrt wurden Katzen, so dass es nicht verwundert einen Sarg mit zwei sitzenden Katzen in der Ausstellung zu finden. Der Falke steht für Horus, den Sohn von Isis und Osiris – und mit diesen tauchen wir ein in die ägyptische Götterwelt. Zu sehen sind nicht nur die Darstellungen dieser Gottheiten, sondern auch Thot als Pavian und Ibis. Der Totengott Osiris zeigt sich uns mit Affenkrone und ein rot bemalter, hockender Mantelpavian mit erigiertem Glied steht für Thot. Zu dieser Gottheit gesellt sich noch die bronzene Statuette eines heiligen Apisstiers.

Das Thema „Opfer und Gebet“ behandelt die Ausstellung ebenso wie die Rolle des Pharaos, das Zentralelement der ägyptischen Kultur und der Sohn des Sonnengottes Re oder Amun. Zu sehen sind unter anderem die Bronzen eines hockenden Königs und eines Königskopfes mit Perücke und Doppelkrone.

Im Totenreich
Von zentraler Bedeutung war im alten Ägypten auch das Totenreich und die Mumifizierung des Verstorbenen, für den Grabanlagen (Mastaba) und mehrere Särge angefertigt wurden. Wie die Bestattung aussah, wird in einer Vitrine recht anschaulich inszeniert. Dass der Schmuck, den wir zuvor gesehen haben, beim Totenkult seine Funktion hat und wie Amulette die Mumie bedecken, wird zudem anschaulich dargestellt. Bemalt und vergoldet sind die Stülpmasken für Mumien, die aus dem 1.Jh. v.u.Zt. stammen. Beigegeben wurde den Toten eine Vielzahl von Figuren, darunter Unter- und Oberaufseher, da die Vorstellung von der Fortsetzung des irdischen Lebens im Totenreich vorherrschte. Zwei Stück Leinen zeigen, wie man sich kleidete und auch die Toten bekleidet gewesen sind. Bestaunt werden kann schließlich der reich geschmückte Kastensarg von Rehu-er-an-sen.

Die Wichtigkeit der Opfer unterstreicht nicht nur das Modell der Schächtung eines Rindes, sondern auch ein Grabrelief, das das zerlegen eines Rindes zeigt und der Verzierung einer Scheintür diente. Dass man die bildliche Darstellung des Grabherren findet, ist üblich, so auch die Mantelfigur eines Unbekannten aus Grauwacke. Derartige Figuren sind als Ersatzkörper des Verstorbenen anzusehen.

Ägyptisches Museum
http://www.aegyptisches-museum.uni-bonn.de


 

 

 

 

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