Vom Weserstrand in die ehemalige „Stadt des KdF-Wagens“

Eine Radtour von Bremen nach Wolfsburg

Text und Fotos: Ferdinand Dupuis-Panther

Wer erwartet, auf der mehrtägigen Radtour stets an der Aller entlang zu radeln, der wird vielleicht enttäuscht sein, denn oftmals ist man in den Niederungen der Aller, teilweise auch der Alten Leine unterwegs, um über Verden, Celle und Gifhorn nach Wolfsburg zu radeln. Das ist nur ein Teilstück des 248,5 Kilometer langen Aller-Radwegs, der in der Nähe von Magdeburg (Sachsen-Anhalt) endet. Der mächtige Dom von Verden, die von Fachwerk geprägte Altstadt Celles, das Mühlenfreilichtmuseum in Gifhorn und die Autostadt sowie das Phaeno in Wolfsburg sind reizvolle Ziele auf der mehrtägigen Tour. 

Blick auf die Weser Richtung Bremen

Blick auf die Weser Richtung Bremen

Wir nutzen die frühe Stunde für den Start unserer Tour, die wir in Bremen beginnen, um uns ein wenig einzuradeln. Unsere Fahrt führt vom Hauptbahnhof Bremen aus in gemächlichem Tempo zur Weser. Den Besuch des am Bahnhof gelegenen Überseemuseums sparen wir uns dabei für einen weiteren Bremenbesuch auf. Kurz werfen wir unterwegs einen Blick auf eine Architekturperle der Weserrenaissance, das Weltkulturerbe Rathaus Bremen.

Wenigstens einen Blick wollen wir auf die expressionistische Architektur der berühmten Böttcherstraße werfen, ehe wir die Weser erreichen. Ohne den „Kaffee-Hag-Erfinder“ und Kunstmäzen Ludwig Roselius wäre die ausdrucksstarke und verspielt wirkende Backsteinarchitektur mitten in Bremen nie realisiert worden. Auch das Paula-Modersohn-Becker-Museum gäbe es ohne das Engagement dieses Unternehmers nicht.

Kurz nach der Böttcherstraße sind wir an der Schlachte, der „Fressmeile“ der Hansestadt, angekommen. Neben uns liegt die stetig dahinströmende Weser. An deren Südufer geht es hinaus aus Bremen. Die Reiterstadt Verden an der Aller ist unser erstes Ziel. Erst dort werden wir auf die Aller stoßen, die in die Weser mündet. Doch ehe wir Verden erreichen, wollen wir noch einen Abstecher nach Thedinghausen unternehmen.

Renaissance an der Weser

Vom Erbhof zur Bischofsresidenz: Thedinghausen

Vom Erbhof zur Bischofsresidenz: Thedinghausen

Nur von außen zu besichtigen ist der Erbhof Thedinghausen, der erstmals im 13. Jahrhundert urkundlich erwähnt wurde. Dass er heute eines der Juwelen der Renaissance-Architektur an der Weser ist, ist dem Erzbischof Johann Friedrich zu verdanken, der im 17. Jahrhundert die entsprechende Umgestaltung eines Herrenhauses veranlasste. Was entstanden ist, kann mit Fug und Recht als eine kleine fürstliche Residenz bezeichnet werden.

Die Reiterstadt Verden

Das Rathaus von Verden

Das Rathaus von Verden

Kirchtürme dominieren die Stadtsilhouette von Verden. Nicht nur der Turm des Doms, sondern auch der benachbarten St. Andreas-Kirche und der St. Johanniskirche ragen in den Himmel. Himmelwärts reckt sich auch der Turm des Rathauses. Schmucke Fachwerkgiebel bestimmen das Straßenbild des fahrradfreundlichen Verden an der Aller: Hier gibt es ein Parkhaus für Räder, sodass man sein Rad nebst Gepäck während eines Stadtbummels oder des Besuchs des Deutschen Pferdemuseums sicher unterstellen kann.

In diesem stattlichen Fachwerkhaus wohnte einst ein Syndikus des Domkapitels

In diesem stattlichen Fachwerkhaus wohnte einst ein Syndikus des Domkapitels

Rethem, Ahlden und ...

Am nächsten Tag geht es zunächst am Flusslauf der Aller entlang, ehe wir der Ausschilderung nach Eitze und Rethem folgen. Neben dem Aller-Radweg sind weitere Radwege ausgeschildert, so der Energie-Radweg Celle-Verden. Dieser wie auch andere Radwege liegen streckenweise auf der gleichen Trasse wie der Aller-Radweg.

Über Hohenaverbergen erreichen wir das Waldgebiet Im Dalsch, dessen sandige Wege uns beim Treten in die Pedale einiges abverlangen. Nicht immer gelingt es im Sattel zu bleiben, zu tief ist der sandige Boden. Belohnt werden wir mitten im Wald mit einer archäologischen Sehenswürdigkeit: eine früheisenzeitliche Kultstätte, die bis ins 19.Jahrhundert hinein unter Flugsand verborgen war.

Bei sommerlichen Temperaturen ist die Fahrt durch den Schatten spendenden Wald angenehm. Doch bis Rethem liegen noch Abschnitte vor uns, bei denen wir der sengenden Sonne ausgesetzt sind. Zum Glück sind wir früh aufgebrochen, sodass wir der Mittagssonne entgehen.

Die Bockwindmühle im Londypark von Rethem

Die Bockwindmühle im Londypark von Rethem

Am Ortseingang von Rethem befindet sich der Londypark, wo eine alte Bockwindmühle steht. Sie ist einer der „Meilensteine“ auf dem Energie-Radweg Celle Verden. Nahe der Mühle finden wir außerdem zahlreiche Skulpturen, so auch die Bronzeraubkatze von Norbert Thoss.

Nächster Zwischenstopp unserer Fahrt ist Ahlden. Wir folgen dabei für eine ganze Weile den „Allerschleifen“ und sind anschließend auf einer stillgelegten Bahntrasse unterwegs. Am Schloss Ahlden, dessen Baugeschichte bis ins 13. Jahrhundert zurückreicht und der Verbannungsort der Gattin des Kurfürsten Georg Ludwig von Hannover (Georg I. von England) war, stehen wir am Ufer eines Altarms der Leine. Uns steht der Sinn nach Badespaß in der badeseeartigen Alten Leine. Also heißt es, das Badezeug auszupacken und hinein ins erfrischende Nass zu tauchen. Anschließend fühlen wir uns wieder fit genug weiterzufahren, doch nicht an der Aller, sondern diesmal an der Leine geht es in Richtung Schwarmstedt weiter.

Wer im Hochsommer unterwegs ist, der kann in Grethem erleben, dass dort die Deutsche Heidelbeerkönigin während des Heidelbeerfestes gewählt wird. Außerdem gibt es allerlei Heidelbeerleckereien zu probieren. Auf dem Hof Herrmanns Blaubeerland kann man zudem Wissenswertes über Kultur-Heidelbeeranbau in Deutschland erfahren.

Ein hoch aufragender Bohrturm grüßt: Wir nähern uns Wietze, das “Klein-Texas in der Heide“

Ein hoch aufragender Bohrturm grüßt: Wir nähern uns Wietze, das "Klein-Texas in der Heide"

Schwarmstedt ist ein wenig attraktiver Ort und daher sollte man, wenn die Kräfte es erlauben, am Besten gleich nach Wietze radeln, wo die eindrucksvollen Spuren der norddeutschen Erdölförderung nicht zu übersehen sind.

Mit Georg Hunäus begann es

Nähern wir uns Wietze, unserem nächsten „Quartier“ für die Nacht, so reiben wir uns die Augen: Bohrtürme wie in Texas können wir in der Ferne erkennen. Seit der Mitte des 19. Jahrhunderts bis 1963 sprudelte hier schwarzes Gold aus der Erde. Über 2000 Bohrungen wurden im Laufe der Zeit niedergebracht und vor dem Ersten Weltkrieg erlebte die Gemeinde Wietze einen wahren Erdölrausch. Nach Ende des Ersten Weltkrieges wurde sogar Erdölbergbau betrieben, um Sickeröl und Ölsand aus einer Tiefe von etwa 300 Metern zu fördern.

Von Besuchern bestaunt: Pumpanlage im Deutschen Erdölmuseum in Wietze

Von Besuchern bestaunt: Pumpanlage im Deutschen Erdölmuseum in Wietze

Bewahrt wird die Geschichte von „Klein-Texas in der Heide“ im sehenswerten Deutschen Erdölmuseum. Es zeigt unter anderem neben einer Feldbahn die Bohr- und Förderanlage „Mohr 3“, einen Schlammbock mit Schlammbüchse und die Gerätschaften der Bohrung HW 99 sowie eine Aufwältigungs- und Messwinde für den Tiefpumpenbetrieb – technische Denkmäler der Geschichte der norddeutschen Erdölförderung. Auch ein inszeniertes Bergwerk zum Abbau von Sickeröl und Ölsand kann der Besucher erkunden.

Ein Kulturhistorischer Lehr- und Wanderpfad mit zahlreichen Infotafeln führt vom Museum direkt dorthin, wo Georg Hunäus im Mai 1858 in der Wallmanschen Theerkuhle eine Bohrung niederbrachte und damit die Geschichte von „Klein-Texas in der Heide“ besiegelte.

Bei Oldau ist die Aller kanalisiert

Bei Oldau ist die Aller kanalisiert

Nach einer erholsamen Nacht und einem ausgiebigen Frühstrück geht es zunächst durch die waldreiche Gegend um Wietze nach Südwinsen, wo wir die Aller zeitweilig wieder im Blick haben und auch einen Blick auf das historische Wasserkraftwerk von Oldau werfen können.

Vor Celle durchfahren wird das Neustädter Holz, ehe wir die Stadtgrenze erreichen. Der Bahnhof Celle, die Beamtenhäuser entlang der Straße Trift – hier steht auch das schlossähnliche Gefängnis, das 1978 durch das „Celler Loch“ für Aufsehen sorgte -, und das Residenzschloss liegen auf unserem Weg in die Celler Altstadt. 

Das Residenzschloss von Celle

Das Residenzschloss von Celle

 

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