Vom Lemberg nach Beuron

Der Donauberglandweg verbindet die Schwäbische Alb mit dem Donautal

Text und Fotos: Rainer Heubeck

Deutschland - Donauberglandweg

Welches Gebirge ist höher, der Himalaya oder die Schwäbische Alb? Eine Frage, die auf den ersten Blick nicht schwer zu beantworten ist. Mit 8848 Metern über den Meeresspiegel, so sagen die Geographen, hält der Mount Everest den weltweiten Höhenrekord. Doch was hat es dann mit der Region der „10 Tausender“ auf sich, die angeblich in der Südwestalb anzutreffen ist? Neigen die Schwaben, die gemeinhin ja als arbeitsam und geschäftstüchtig gelten, vielleicht auch zum Größenwahn?

Deutschland - Donauberglandweg

Oder ist es eher eine Frage der Betonung: Die Bezeichnung „Region der zehn Tausender“, so versichert der Destillateurmeister Uwe Schätzle, der in Deilingen unter anderem Heubergfeuer und Albgeistlikör brennt, und der beim Spaziergang mit seinem Hund recht oft einen der Tausender erklimmt, bezieht sich auf zehn Berge der schwäbischen Alb, die mehr als eintausend Meter hoch sind. Wer den Spätherbst zu einer Wanderung auf den Donauberglandweg nutzt, einem neu angelegten, rund sechzig Kilometer langen Qualitätswanderweg, den führt seine Tour gleich auf zwei der zehn Tausender – den 1001 Meter hohen Kehlen und den höchsten Berg der Schwäbischen Alb, den 1015 Meter hohen Lemberg. Grandiose Aussichten, bei gutem Wetter bis nach Frankreich, Österreich und in die Schweiz, bieten jedoch auch das 972 Meter hohe Klippeneck, der 985 Meter hohe Dreifaltigkeitsberg und der 970 Meter hohe Alte Berg, die ebenfalls auf der Route des Qualitätswanderwegs liegen, und der, da er verschiedene Landschaftsformationen durchquert, als überaus abwechslungsreich gilt. Denn der Donauberglandweg führt durch bunte Mischwälder und über Wacholderheiden, er führt über Hochflächen und an Hangkanten entlang, er passiert schroffe Felsen und wildromantische Täler – und er bietet eine ideale Möglichkeit, das Tal der oberen Donau kennen zu lernen, die zwischen Mühlheim und Beuron noch ein kleines, unscheinbares Flüsschen ist, das von gemütlichen Städtchen, markanten Kalksteinfelsen sowie Burgen, Schlössern und Klöstern gesäumt wird.

Mit dem Nachtwächter durch Mühlheim

Deutschland - historisches Rathaus in Mühlheim

Historisches Rathaus in Mühlheim

Wer sich vier Tage für den rund sechzig Kilometer langen Weg, auf dem circa 4000 Höhenmeter zu überwinden sind, Zeit nimmt, hat genug Energie, bei den Wanderetappen auch die Schönheiten am Wegrand zu genießen. „Eine Familie, die mit drei Kindern und zwei Hunden angereist war, war sogar fast eine Woche lang auf dem Weg unterwegs“, berichtet Anita Schmidt von der Donaubergland Marketing und Tourismus GmbH. Doch es geht auch anders: Eine Wandergruppe aus dem Schwarzwald startete um 4 Uhr morgens mit Taschenlampen bestückt am Fuße des Lembergs – und erreichte noch am Abend des gleichen Tages den vorläufigen Schlusspunkt des Donaubergland-Weges, das Benediktinerkloster in Beuron. Ob den Sportsfreunden Zeit geblieben ist, den Narrenbrunnen in Wehingen, die Kolbinger Höhle oder das historische Rathaus in Mühlheim zu besuchen, darf bezweifelt werden. Dabei ist Mühlheim, so versichert Siegfried Kunz, die schönste Kleinstadt an der Donau. Was vor allem daran lag, dass Mühlheim, im Gegensatz zu vielen anderen Orten der Region, nie abgebrannt ist.

Wer mit dem 71-jährigen pensionierten Chirurgiemechaniker, der zum Bartträger wurde, damit er bei der alljährlichen Zusammenkunft der europäischen Nachtwächter- und Türmerzunft nicht mehr länger in der dritten Reihe stehen musste, über das Mühlheimer Kopfsteinpflaster wandelt, hat fast den Eindruck, dass Kunz selbst für diesen historischen Glücksfall verantwortlich ist – so inbrünstig fleht er seine Mitbewohner an, auf Licht und Feuer acht zu geben. Ein Spaziergang mit ihm durch die Gassen Mühlheims ist denn auch weit mehr als eine Stadtführung mit Laterne und Hellebarde. „Ein echter Nachtwächter muss ein Horn blasen und er muss singen können“, versichert Kunz, der samstags und montags seine Runden durch die Stadt dreht, und für seine Besucher nicht nur in die Wirren des Dreißigjährigen Krieges lebendig werden lässt, sondern sie auch in die Geheimnisse der Mühlheimer Knutschgasse einweiht, in der sich die Liebespärchen früher heimlich trafen.

Deutschland - Mühlheim - Nachtwächter

Grandiose Aussichten

Auf dem Streckenabschnitt von Mühlheim nach Fridingen, der dritten Tagesetappe des Donauberglandweges, lohnt der Besuch einer der größten Tropfsteinhöhlen der Schwäbischen Alb, der Kolbinger Höhle. Zudem bietet dieser Streckenabschnitt grandiose Aussichten über das obere Donautal, vom Aussichtsturm Gansnest ebenso wie vom Knopfmacher- und vom Stiegelesfelsen. In der Nähe des Knopfmacherfelsens sollte man sich allerdings tunlichst vor dem „Hardtfräulein“ in Acht nehmen, vor allem, wenn es dämmert. Denn im Jahr 1823 soll dieses Waldfräulein den Knopfmacher Fidelis Martin, der auf dem Weg von Tuttlingen nach Beuron war, an einem dunklen Abend auf den Fels hinaus gelockt haben, wo er dann mitsamt seinem Pferd abgestürzt ist. Seine Leiche und der Kadaver seines Pferdes, so die Legende, entdeckte ein Klosterschäfer aus Beuron erst zwei Wochen später am Fuße des Felsen, der seither der Knopfmacherfelsen genannt wird. Heute würde das Hardtfräulein mit diesem doch recht plumpen Trick sicherlich scheitern – denn der Knopfmacherfelsen biete zwar noch immer eine spektakuläre Aussicht, doch Besucher sind inzwischen durch einen Metallzaun gesichert.

Deutschland - Donauberglandweg

Beuroner Wanderwürstchen

Der letzte Abschnitt des Donauberglandwegs, die Etappe von Fridingen zum Kloster Beuron, verläuft zum Teil entlang eines der traditionellen Jakobs-Pilgerwege. Die Lourdesgrotte im Liebfrauental ist auch heute noch ein beliebtes Wallfahrtsziel – und das nicht nur für die rund siebzig Benediktinermönche, die heute noch in der Beuroner Erzabtei leben. Einer von ihnen, der 70-jährige Bruder Burchard, lebt bereits seit rund fünfzig Jahren hier. Doch Bruder Burchard ist deshalb keineswegs ein weltabgewandter Mönch, sondern ein charmanter Gesprächspartner. Der vielseitige Benediktinermönch hat Landwirt, Metzger, Koch und Techniker gelernt – und sich darüber hinaus noch medizinisches Grundwissen angeeignet. Und er gilt als die gute Seele der Beuroner Klostermetzgerei, die sich auf Räucherwaren und Hausmacher spezialisiert hat. Wer am Ende einer Wandertour auf dem mit einem grün-blauen Symbol markierten Donauberglandweg hier ankommt, kann im ältesten Direktvermarktungsbetrieb Baden-Württembergs gleich noch Vorräte für zu Hause einpacken. Oder er fährt, nachdem er eine Tüte voll „Beuroner Wanderwürstchen“ erstanden hat, zurück nach Gosheim, dem Ausgangsort des Donauberglandwegs. Und bezwingt von dort aus noch Hochberg, den Oberhohenberg und den Hochwald - oder einen der anderen der insgesamt zehn Tausender, die hier auf der Südwestalb gen Himmel ragen.

Deutschland - Kloster Beuron

Blick auf das Kloster Beuron

 

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