Schwäbisches Barock: das Kloster Zwiefalten

Das Kloster, dessen Architektur auf Fernwirkung zielt, liegt nicht an der Donau, sondern an der Zwiefalter Aach. Dass sich hier einst Mönche niederließen, die heute jedoch längst verschwunden sind, verwundert nicht, denn das frische Quellwasser der Aach war für sie lebensnotwendig. Zu besichtigen ist heute nur das zur Schwäbischen Barockstraße zählende Münster mit seinen weit hin sichtbaren schlanken Türmen. Mit Säulen bestanden ist die „geschwungene Giebelfassade“ des Gotteshauses, das aus grauem Kalktuff erbaut wurde. Dass das Gotteshaus zu einem Benediktinerkloster gehörte, zeigt die Figur Benedikts von Nursia über dem Portal.

Kloster Zwiefalten Portal

Über dem Portal des Münsters: Benedikt von Nursia

Betritt man das Innere, so steht man in der breiten, von mächtigen vorgezogenen Pfeilern getragenen Halle und sogleich schweift der Blick ob der barocken Verspieltheit der Ausstattung unruhig umher. Man betrachtet die goldenen Kapitelle der Halbsäulen, verliert sich im plastischen  Flammenstuck der Decke und wird schließlich von dem vielfältigen Bildprogramm der Fresken angezogen. Der Stuck in Weiß und hellem Grau rahmt die gewaltigen, teilweise illusionistisch angelegten Fresken wie die Kuppelfreske „Die Krönung Mariens“. Am Korpus der Kanzel, auf die der Prophet Ezechiel deutet, sind die Totenköpfe und Gerippe sowie verwesende Leichen zu sehen – ein Sinnbild für die Sünde. Putti erblicken wir vor goldenen Palmblättern, stehen wir vor dem Wenzelausaltar. Nicht der gekreuzigte Jesus, sondern Jesus als sitzender Bettler mit einem Kopfverband und einem Blut verschmierten Gewand ist Teil des St.-Martinsaltars.

Hochbarocke Freskenmalerei im Kloster Zwiefalten

Hochbarocke Freskenmalerei von Meinhard von Ow

Nach dem vorangegangenen Kulturprogramm ist es endlich Zeit, sich auch der Geologie der Schwäbischen Alb zu widmen, auch wenn man nicht ins Innere der zahlreichen Gänge und Höhlen im Kalkstein einsteigen kann. Das ist nur wenigen Höhlenforschern vorbehalten, die wissenschaftliches Interesse an der Erforschung des unterirdischen Höhlensystems nachweisen können.

Eine kurze Kahnpartie

Der Unterwelt ganz nahe ist man bei der Fahrt in die Wimsener Höhle. Sie ist die einzige befahrbare Höhle in Deutschland. Langsam, sehr langsam gleitet der flache Kahn in die Höhle. Doch mehr als 70 Meter sind zu Wasser nicht zurückzulegen. Nur wer als Höhlentaucher ausgebildet und zugelassen ist, kann weiter in das verzweigte System im Karst vordringen. Dazu muss man zunächst in den so genannten Syphon tauchen, um dann das weitere unterirdische Labyrinth zu erforschen.

Wie es Untertage ausschaut, das erfährt man beim Besuch der ehemaligen Wimsener Bannmühle. In einer kleinen Ausstellung wird anschaulich erläutert, dass etwa 700 Meter des Höhlensystems erforscht sind. Dabei muss man in Tiefen bis zu 60 Meter „hinabsteigen“, um beispielsweise im so genannten Narkodrom anzukommen. Das Wasser der Zwiefalter Ach, das dem Antrieb der Mühle diente, ist glasklar. In der Strömung des Flüsschens stehen Bachforellen, die man im benachbarten Biorestaurant gebraten serviert.

Idylle bei der Wimsener Höhle

Idylle unweit der Höhle

Nach dem Museumsbesuch und dem „Ausstieg“ aus der Wimsener Höhle, empfiehlt sich wegen der guten Küche eine Pause im Restaurant Rose. Man hat die Qual der Wahl: Soll es Württemberger Rieslingsuppe mit Rauchforellenstreifen oder Blattsalat mit gebratenem Basilikum-Tofu als Vorspeise sein, möchte man Aachforellenfilet auf Tomaten-Olivenragout. Vielleicht fällt die Wahl aber auch auf Bio-Penne mit Bärlauchsauce.

Nicht nur der Blautopf

Blaubeuren - Blautopf

Der Blautopf 

Zum Schluss der Donaufahrt besuchen wir Blaubeuren, wo im Blautopf die Blau entspringt, die als Große und Kleine Blau durch das Fischer- und Gerberviertel von Ulm fließt und sich dann mit den Donauwellen mischt. Wer am Blautopf steht, wird mit Messdaten über die Schüttung versorgt – bis zu 32 000 Liter Wasser pro Sekunde ist zu lesen. Das ist schon eine kaum greifbare Zahl. Sich dann außerdem vorzustellen, dass der Blautopf, der manchmal auch trübgrau ist, mit 21 Meter die tiefste und größte Quelle Deutschlands ist, fällt auf jeden Fall schwer. Wer mit Höhlenforschern vor Ort spricht, der erfährt von dem tiefen Trichter, durch den es zunächst hinunter in den Kalkfelsen geht. Bizarr muten die Namen für einige Abschnitte des Höhlensystems an, das zur Zeit bis auf eine Länge von mehr als drei Kilometern untersucht ist. Wolkenschloss bezeichnet die erste Auftauchstelle nach dem Abstieg in die Blautopfhöhle. Selbstverständlich wurde auch Eduard Mörike bedacht und der nach mehr als einem Kilometer erreichte Dom nach ihm benannt. 

Blaubeuren - Statue am Blautopf

Die „schöne Lau“ am Blautopf

„Im Schwabenlande, auf der Alb, bei dem Städtlein Blaubeuren, dicht hinter dem alten Mönchskloster, sieht man nächst einer jähen Felsenwand den großen runden Kessel einer wundersamen Quelle, der Blautopf. Die dunkle, vollkommen blaue Farbe der Quelle, ihre verborgene Tiefe und die wilde Natur der ganzen Umgebung verleihen ihr ein feierliches, geheimnisvolles Ansehn. Kein Wunder, wenn sie in alten Zeiten als heilig betrachtet wurde, und wenn das Volk noch jetzt mit abenteuerlichen Vorstellungen davon sich trägt …“ Eduard Mörike

An den Ufern des Blautopfs wartet die „schöne Lau“ in Stein gehauen, die Eduard Mörike in der „Historie von der schönen Lau“ literarisch verewigt hat. Die ersten Zeilen lauten: „Im Schwabenlande, auf der Alb, bei dem Städtlein Blaubeuren, dicht hinter dem alten Mönchskloster, sieht man nächst einer jähen Felsenwand den großen runden Kessel einer wundersamen Quelle, der Blautopf. Die dunkle, vollkommen blaue Farbe der Quelle, ihre verborgene Tiefe und die wilde Natur der ganzen Umgebung verleihen ihr ein feierliches, geheimnisvolles Ansehn. Kein Wunder, wenn sie in alten Zeiten als heilig betrachtet wurde, und wenn das Volk noch jetzt mit abenteuerlichen Vorstellungen davon sich trägt …“

Kloster Blaubeuren

Kloster Blaubeuren

Nur Schritte entfernt steht die historische Hammerschmiede, in der man mehr über das alte Handwerk des Schmiedens erfährt. Einen Besuch ist das Urgeschichtliche Museum wert. Die Steinzeit und die Lebenswelten des Neanderthalers werden hier durch museale Inszenierungen lebendig. Was sich in der Vorzeit in der so genannten Brillenhöhle zugetragen hat, erfährt der Besucher ebenso. Neben dem Neanderthaler begegnet man beim Museumsbesuch auch dem Eiszeitjäger. Besonders sehenswert ist die Galerie Vierzigtausend Jahre Kunst, in der Objekte der Vorzeit mit moderner Kunst von Otto Baum, Adolf Fleischmann und Willi Baumeister konfrontiert werden. Bei den urzeitlichen Funden handelt es sich allerdings zumeist um Nachbildungen, so auch bei dem vor 32000 Jahren entstandenen Wildpferdchen, zu dem Otto Baums „Katze“ als Kontrapunkt fungiert. Willi Baumeister, der sich ausführlich mit alten Kulturen befasst und teilweise auch gesammelt hat, schrieb anerkennend über die Kunst unserer Ur-Ur-Ur-Ur-Ahnen: „Der Urtrieb der Formen und damit auch der Kernwert allen Geformten musste da sein, sonst wären auch diese Werke nicht da.“

Blaubeuren - im Urgeschichtlichen Museum

Im Urgeschichtlichen Museum

Bei einem kurzen Spaziergang durch die Stadt entdeckt man das massive Gerberhaus, aber auch die gotische Stadtkirche und das Heilig-Geist-Spital aus dem 15.Jahrhundert. Einer der schönsten Fachwerkbauten Blaubeurens ist der Hohe Will in der Aachgasse, ein mehrgeschossiger Bau mit steilem Dach und seitlichem Balkon. Nicht minder sehenswert ist das Große Haus in der Webergasse mit teilweiser Verschalung des grauen Fachwerks. Ein besonderer sakraler Kunstschatz befindet sich in der Kirche des Klosters Blaubeuren: der Blaubeurer Hochaltar.
Blaubeuren1 Fachwerkpracht in Blaubeuren

 

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