Tante Käthe, ein kleiner Franzose und zwei Flüsse

Ein Bummel durch Donauwörth

Text und Fotos: Ferdinand Dupuis-Panther

Eine Fischersiedlung und eine Burg stehen am Anfang der bewegten Stadtgeschichte von Donauwörth, einem an Wörnitz und Donau gelegenen Städtchen, das diejenigen erreichen, die auf dem Donau-Radweg von Ulm gen Passau radeln oder umgekehrt. Einst hieß das Städtchen, dessen Mittelpunkt bis heute die Reichstraße ist, Werd und erhielt von den Staufern das Stadtrecht. Doch das ist Jahrhunderte her. Auch der kleine korsische Feldherr und Kaiser Napoleon Bonaparte weilte während seiner Feldzüge in der Stadt, aber auch das ist nur noch eine Fußnote der Geschichte. Vielleicht kennt der eine oder andere auch Käthe-Kruse-Puppen. Sie werden bis heute, weniger als Spielzeug denn als Sammlerstücke, in der Stadt hergestellt.

Donauwörth - Reichsstraße

Reichsstraße

Die Donauwörther heißen im Volksmund Mond-Spritzer. Warum? Einst wurden die Donauwörther von der Feuerglocke aus dem Schlaf gerissen. Auf dem Schellerberg war wohl ein Feuer ausgebrochen. Die Feuerwehr rückte mit Gespann und Feuerspritze aus, hinauf ging es auf den Schellenberg. Nein, hier brannte es nicht, wie die verdutzten Feuerwehrleute bemerkten, aber drüben im nahen Zirgesheim. Also eilte man dorthin. Auch dort war kein Brandherd auszumachen. Der über dem Schellenberg aufgegangene Mond hatte den Donauwörthern einen Streich gespielt. Er tauchte den Schellenberg in Glutrot. Seit dieser Begebenheit heißen die Bürger der Stadt „Mond-Spritzer“.

Wie gesagt, die Reichsstraße ist das „Schmuckkästlein“ der Stadt. An dem einen Ende steht das Rathaus, die ehemalige Alte Kanzlei, am anderen Ende das sogenannte Fuggerhaus (1) im Stil der Renaissance. Ein wenig wuchtig wirkt dieses Bauwerk. Ungewöhnlich ist der „gekippte Zinnenkranz“ des Giebels. In diesem Haus nächtigte einst der Schwedenkönig Gustav Adolf mit seiner Gattin, als schwedische Truppen während des 30jährigen Kriegs durch das Land zogen.

Donauwörth - Fuggerhaus

Fuggerhaus

Das Rathaus (2) am anderen Ende der Straße bietet von seiner Freitreppe aus einen sehr guten Blick die Reichsstraße hinauf. Im Kern ist das in Sonnengelb strahlende Rathaus ein Kind des Hochmittelalters. Doch sein heutiges Aussehen ist auch der Überformung des 19. Jahrhunderts geschuldet. Zinnen und spitze, schlanke Türmchen sind Anleihen aus der Gotik. Wer um 11 und 16 Uhr am Rathaus steht, sollte sich nicht erschrecken, wenn unter anderem Volkslieder erklingen, denn dann ertönt das Glockenspiel am Westgiebel des Hauses. Zum Repertoire gehört außerdem eine Komposition von Werner Egk, dem Komponisten der Oper „Die Zaubergeige“.

Donauwörth - Rathaus

Rathaus

In der „guten Stube der Stadt“, der Reichstraße, befinden sich stattliche Bürgerhäuser. Hervorzuheben sind das ehemalige Café Engel, das urkundlich älteste Haus der Stadt, das gelb verputzte Haus des Stadtkommandanten, in dem zu Beginn des 16. Jahrhunderts die Gemahlin Kaiser Maximilians logierte und das sogenannte Tanzhaus (3), einst städtisches Kauf- und Tanzhaus, in dem der Rat der Stadt sonntags zum Tanz aufspielen ließ. Heute beherbergt das Haus einen Theatersaal und das Archäologische Museum, das sich unter anderem mit der römischen Geschichte der Stadt befasst.

Donauwörth - Tanzhaus

Tanzhaus

Vom Rathaus aus nicht zu übersehen ist auch das Münster Zu Unserer Lieben Frau (4), eine dreischiffige Hallenkirche, die aus Backstein erbaut wurde. Die Kirche war anfänglich nicht nur Pfarrkirche, sondern dank ihres Wachturms und der dort untergebrachten Wohnung für zwei Türmer diente sie auch ganz profanen Zwecken: Brach ein Feuer in der Stadt aus oder näherte sich ein Feind den Stadtmauern, dann wurden die Glocken im Turm geläutet.

Donauwörth - Münster Zu Unserer Lieben Frau

Münster Zu Unserer Lieben Frau

Gegenüber vom Rathaus steht die Alte Kanzlei, die einst auch als städtischer Kornspeicher diente und auch ein Weinlager besaß. Heute ist dieses Gebäude Teil der Stadtverwaltung. Nur wenige Schritte sind es von hier zur Promenade vor den Toren der Stadt. Dazu müssen wir einen Torbogen – das Ochsentörl (5) – durchschreiten, um einen Blick auf die Stadtbefestigung werfen zu können. Nur noch Reste eines Pulverturms sind an dieser Stelle der Stadt auszumachen. An dieser Stelle treffen wir auf Hinweise auf den Jakobsweg, der in Bayrisch-Schwaben in Nördlingen beginnt und über Donauwörth gen Süd führt. Zudem verlaufen vor den Stadttoren der Main-Donau-Weg und die Romantische Straße, deren Hauptanziehungspunkt international wohl Rothenburg ob der Tauber ist.

Donauwörth - Alte Kanzlei

Alte Kanzlei

Am Rande der Grünanlage jenseits der Stadtmauer stoßen wir auf eine Brunnenanlage mit Skulpturen, den sogenannten Zaubergeigenbrunnen. Er bezieht sich auf die Oper „Die Zaubergeige“ von Werner Egk.

Donauwörth - Zaubergeigenbrunnen

Zaubergeigenbrunnen

Kehren wir von hier wieder in Richtung Rathaus zurück, so liegt vor uns das Rieder Tor (6), der Durchlass zur Insel Ried mitten in der Wörnitz und zugleich das Einzige der vier einst vorhandenen großen Stadttore von Donauwörth. Diese Insel ist ein Plätzchen zum Entspannen, bei einem Eis oder einem Kaffee. Gelegenheit gibt es dazu genug.

Donauwörth - Rieder Tor

Rieder Tor

Blicken wir hinter dem Rieder Tor zurück, so entdecken wir die auf der Stadtmauer aufsitzenden Häuser oberhalb eines Wassergrabens, in dem Frösche ein Frühlingskonzert anstimmen. In diesem Teil der Stadtmauer „versteckt“ sich auch das sogenannte Färbertörl (7), einer der ehemals 38 Stadtmauertürme. Schlendern wir weiter entlang der südlichen Stadtmauer, gerät recht rasch die ausladende Klosteranlage Heilig Kreuz (8) in unser Blickfeld. Ohne eine wertvolle Reliquie, die im 11. Jahrhundert hierher gebracht wurde, hätte das Benediktinerkloster niemals über die Stadtgrenzen hinaus entsprechende Bekanntheit erlangt. Die barocke Überbauung der Klosteranlage und das heutige Erscheinungsbild sind Folge ehrgeiziger Baupläne eines Abtes im 17. und beginnenden 18. Jahrhundert. Dass das Kloster auch zum Pferdestall missbraucht wurde, ist dem korsischen Feldherrn Napoleon Bonaparte zu verdanken, der bekanntlich alle Klöster auflösen und zum Teil als Steinbrüche nutzen ließ. Heute sind eine Knabenrealschule und ein Internat in den ehemaligen Klostermauern untergebracht. Ein Denkmal erinnert vor der heutigen Schule an den Pädagogen und Verlagsgründer Ludwig Auer. Dessen Verlag für Unterrichtsmaterialien residiert heute in unmittelbarer Nähe.

Donauwörth - Klosteranlage Heilig Kreuz

Klosteranlage Heilig Kreuz

Wer noch mehr von der einstigen Stadtbefestigung anschauen möchte, der gehe am Fuggerhaus vorbei und in den Brabanterweg. Danach erreichen wir nicht nur die Freilichtbühne, sondern auch die dahinter liegenden Ruinen der Burg Mangoldstein (9). Sie stammt aus dem frühen Mittealter und beherbergte Kaiser Heinrich II. und Papst Leo IX. in ihren Mauern. Im Zuge der Entfestung der Stadt im Jahre 1818 wurde die Burg fast gänzlich zerstört.

Donauwörth - Burg Mangoldstein

Burg Mangoldstein

Nach diesem Stadtrundgang zieht es uns wieder zur Insel Ried (10), um dort die Seele baumeln zu lassen. Wie wäre es mit einem Cappuccino oder einem Amaretto-Eisbecher bei Raffaello (11) ? Wer Fajitas, Encheladas oder Burritos schätzt, der kehrt im Restaurant Buena Vista (12) ein und genießt mexikanische Küche. Im La Kami hingegen erwartet die Naschkatzen unter den Gästen hausgemachter Erdbeer-Rhabarber-Crumble oder Crêpes mit Nutella und Banane. Ansonsten lässt man sich für Herzhaftes von der wechselnden Wochenkarte überraschen.

Hoch her geht es im Sommer auf der Insel Ried, wenn alle zwei Jahre das traditionelle Fischerstechen stattfindet. Neben diesem Gaudi auf dem Wasser der Wörnitz gibt es auch einen historischen Umzug der Fischerstecher vom Tanzhaus zur Wörnitzbrücke. Zuvor übernehmen die Kinder das Zepter in der Stadt. Der Schwäbischwerder Kindertag mit dem historischen Umzug zur Stadt- und Reichsgeschichte Donauwörths findet traditionell zum Abschluss des Schuljahres statt, aber auch nur alle zwei Jahre wie das Fischerstechen. Dann trifft man auf Soldaten, Feldherren, den Papst, den Kaiser, Burgdamen und Fischer, die sich vor der Kulisse des Klosters Heilig Kreuz versammeln.

 

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