REIHE UNTERWEGS

Hachez Chocoversum in Hamburg

Entdecken - erleben - mitmachen

Text und Fotos: Ferdinand Dupuis-Panther

Mitten im Hamburger Kontorviertel mit seinen imposanten Kontorhäusern wie dem Chile-Haus und dem Meßberghof, umweht die Besucher des Chocoversums ein Hauch von Kakao- und Schokoladenduft. Nur ein Steinwurf von der Hafen-City und der altehrwürdigen Speicherstadt entfernt öffnet sich eine Erlebniswelt rund um Schokolade. In einer mehrstündigen „Reise“ verfolgt der Besucher den „Werdegang“ der Kaffeebohne zur Schokolade, ob nun Edelbitter- oder Vollmilchschokolade, ob Ingwerpraline, Orangentaler oder „Braune Blätter“, die es auch im Chocoversum Shop zu kaufen gibt.

Hamburg - Chocoversum - Edelbitter und aus dem Hause Hachez muss sie sein

Edelbitter und aus dem Hause Hachez muss sie sein

Nun fragt man sich ja schon, warum ein Bremer Unternehmen wie Hachez in Hamburg eine Schokoladen-Erlebniswelt ins Leben ruft. Hamburg ist einer der wichtigen Umschlagplätze für Kakao und Hachez eines der wenigen Unternehmen, die ihre Schokolade aus ausgewählten südamerikanischen und im eigenen Haus gerösteten Kakaobohnen selbst herstellt. Also wäre der Umschlag des Rohprodukts ein wesentliches Argument. Doch der Grund ist viel simpler: Man hat einfach in Bremen nicht die geeigneten Räume gefunden und wollte keinen betriebsnahen Neubau errichten. Zudem erhoffen sich die Betreiber dank der Nähe zur Hafen-City und zur Speicherstadt mit dem dortigen Gewürzmuseum sowie dem Speicherstadtmuseum, dass Hamburg-Besucher in Scharen – man rechnet mit bis zu 200 000 Besuchern jährlich – ins Chocoversum strömen werden.

Erlebniswelt – Wissenswelt

Eine Erlebniswelt „Schokolade“ bedeutet nun keineswegs nur eine interaktive Annäherung an das Thema „Von der Kakaobohne bis zur Schokolade“, sondern auch Wissensvermittlung. So erfährt der Besucher, dass aus 100 000 Kakaoblüten nur 20 bis 50 Früchte im Jahr entstehen. Wussten Sie, dass man mit dem Brennwert einer Tafel Schokolade 530 Liter Wasser um einen Grad erwärmen könnte oder die größte Tafel Schokolade 70 qm groß ist und von einem Pfälzer Konditor gefertigt wurde? Wie viele Kakaofrüchte braucht man wohl, um eine Tafel Schokolade herstellen zu können? Diese und andere Fragen bleiben beim Rundgang nicht unbeantwortet. Staunen dürfte der eine oder andere Besucher über die Menge der Kakaobohnen, die jährlich nach Deutschland gelangen: 280 000 Tonnen, die zumeist über den Hamburger, aber auch teilweise über den Rotterdamer Hafen gelöscht werden.

Hamburg - Chocoversum - Braune Blätter, das Markenzeichen von Hachez

Braune Blätter, das Markenzeichen von Hachez

Doch bei der reinen Wissensvermittlung durch Saaltexte belässt man es im Chocoversum nicht. Nein, man wird geradezu aufgefordert, aktiv zu sein, Pfeffer, Ananas oder Chili durch seinen Geruchssinn zu identifizieren oder getrocknete Kakaofrüchte zu ertasten. Dabei wird man dann auch deren höckrige, gerippte Schale wahrnehmen. Zugleich wird man feststellen, dass die Farbe von Frucht zu Frucht variiert, von Rot und Orange bis hin zu Braun. Eine animierte Bildschirmwand kann durch die Besucher aktiv „bespielt“ werden. Wirft man eine der bereitliegenden, mit einem Chip versehenen Kakaofrüchte in einen bereitgestellten Korb, so leuchtet auf einem der drei Monitore das Herkunftsland des Kakaos auf. Zudem erfahren die Besucher dank eingeblendeter Daten beispielweise, dass in Indonesien in den letzten beiden Jahren mehr als 500 000 Tonnen Kakaobohnen produziert wurden. Nur ein Prozent davon ist allerdings Edelkakao. Edelkakao ist bei Hachez das Produkt, aus dem dann „Braune Blätter“, Cocoa d'Arrabia (Orange) oder Cocoa de Maracaibo (Cranberry-Haselnuss) entstehen.

Hamburg - Chocoversum - Zuckerrohr, Chili und Kakao auf einer Pflanzinsel des Chocoversums

Zuckerrohr, Chili und Kakao auf einer Pflanzinsel des Chocoversums

Kakaobäume findet man rund um den Globus nur in der Nähe des Äquators! Doch nein, wachsen da auf der Pflanzeninsel im Chocoversum nicht auch drei kleine Kakaobäume? Und nicht nur diese, sondern auch zwei Chilisträucher, Ingwer, Schwarzer Pfeffer, Vanille und Zuckerrohr gedeihen am Hamburger Meßberg unter Kunstlicht. Dabei handelt es sich um diejenigen Pflanzen, die bei der Schokoladenherstellung eine gewichtige Rolle spielen.

Aus dem Hafen in die Rösterei und in den Mixer

Hamburg - Chocoversum - Abgepackt in Säcken wird der Kakao in Hamburg gelöscht und gewogen

Abgepackt in Säcken wird der Kakao in Hamburg gelöscht und gewogen

Gestapelte Säcke und eine Waage weisen als inszenierte Elemente ebenso auf den Zusammenhang Hamburger Hafen und Kakaoumschlag hin wie der geöffnete Container mit gestapelten Jutesäcken. Dieser Container symbolisiert gleichsam das „Hafentor“ und zugleich wird durch den gepackten Container verdeutlicht, dass heute keine Stückgutfrachter mehr Kakaofrüchte aus Westafrika, Südamerika oder Südostasien nach Hamburg transportieren, sondern Containerschiffe.

Hamburg - Chocoversum - Thomas Bukowski am Mischer – einer der Schritte auf dem Weg von der Kakaobohne zur Tafel Schokolade

Thomas Bukowski am Mischer – einer der Schritte auf dem Weg von der Kakaobohne zur Tafel Schokolade

Da im Chocoversum nicht die komplette Produktion einer Tafel Schokolade veranschaulicht werden kann – eine solche Produktion vom Röstprozess der Bohnen bis zum fertigen Endprodukt dauert nämlich 100 Stunden – beschränkt man sich auf das Rösten, das Melangieren (Mischen), das Walzen und das Conchieren (Längsreiben). Was es damit auf sich hat, kann man nicht nur beim laufenden Betrieb sehen, sondern auch von Thomas Bukowski erfahren, der an den Maschinen steht: „Im Melangeur werden die Rohprodukte gemischt: der geröstete Rohkakao, Kakaobutter, Zucker, Milchpulver, Lecithin und Aromen. Diese Bestandteile werden dann durch die Granitwalzen solange vermischt, bis sie sich zu einer Masse verbunden haben, um die Masse dann fein walzen zu können. Es muss eine gebundene Masse sein, um es vernünftig zu walzen.“

Hamburg - Chocoversum - Hier wird die „Kakaomasse“ gewalzt

Hier wird die „Kakaomasse“ gewalzt

Die geröstete Kakaobohne ist bereits von der Schale gelöst und in kleine Stückchen zerfallen, ehe sie in den Melangeur kommt. Vermischt mit den anderen Bestandteilen wird die gebundene, teilweise klumpige Masse dann in die Dreierwalze gegeben und solange gewalzt, bis ein feinstaubiges homogenes Pulver entstanden ist. Danach kommt die Conche, die sogenannte Längsreibe, zum Einsatz. Bis zu 72 Stunden verbleibt die Schokoladenmasse in der Conche, sodass sich durch Rühren, Drehen, Wenden und Lüften nicht erwünschte Geschmacksstoffe verflüchtigen und erwünschte Aromen entwickeln können.

Hamburg - Chocoversum - So sieht das „Kakaoprodukt“ aus, bevor es ans Conchieren geht

So sieht das „Kakaoprodukt“ aus, bevor es ans Conchieren geht

Aktiverlebnis Chocoversum

Beim weiteren Rundgang kann man auch ausprobieren, wie man mit einem Hafenkran ein Schiff mit Säcken beladen kann, ohne dass das Schiff Schlagseite erleidet – sicherlich für die jungen Besucher des Chocoversums eine Herausforderung. Geschmacks- und Geruchsnerven der Besucher werden bei der Qualitätskontrolle auf die Probe gestellt, muss man doch ein Täfelchen Schokolade auf der Zunge zergehen lassen, um dann die eigene Wahrnehmung fünf vorgegebenen Aromen zuzuordnen und zu schauen, ob die eigene Feststellung mit der Bewertung von Experten übereinstimmt.

Hamburg - Chocoversum - Kakao, Mandeln, Nüsse und andere Rohprodukte, die bei der Schokoladenherstellung wichtig sind

Da im Chocoversum alle Sinne angesprochen werden, ist auch das Thema Kakao und Körper nicht ausgespart worden. Nein, ein Schokoladenbad wird nicht angeboten, aber zumindest kann man die Wirkung der Kakaobutter auf der Haut ausprobieren und unter einer Hautkamera beobachten. Kakaobutter, so erfährt der interessierte Besucher, wird beispielsweise in Kosmetika verwendet und ergänzt unsere Hautfette. Unter anderem enthalten neben Hautcreme auch Lippenstifte und Badezusätze das aus der Kakaobohne gewonnene Fett.

Dank einer Gliederpuppe mit „Berührungspunkten“ erfahren wir schließlich, welche Wirkung Schokolade und der in ihr enthaltene Wirkstoff Theobromin auf uns hat. Gefragt wird zum Beispiel danach, ob Schokolade Karies verursacht, eine zarte Haut macht oder den Herzschlag erhöht. „Wissenschaftler haben festgestellt, dass Schokolade den Herzschlag erhöht ... Theobromin wirkt ähnlich wie Koffein.“ ist eine der nachdenkenswerten Erläuterungen, die uns aber nicht vom Genuss von zarter Schokolade abhalten sollte. Alles in Maßen, natürlich!

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Kosten und selbst machen

Wer Schokolade verkosten möchte, ob Trüffel, Pralinen oder Milchschokolade, der hat an bestimmten Tagen dazu im Aromaatelier ebenso Gelegenheit wie zum Pralinenherstellen. Die entsprechenden Termine und Preise finden sich auf der Homepage des Chocoversum.

Wenn im Aromaatelier keine Veranstaltungen stattfinden, dann steht es allen Besuchern offen. Jeder kann dann Türchen in Schranksystemen öffnen und riechen, wie verschiedene Kaffees und Kakaos, aber auch Mandeln und Pistazien duften.

Hamburg - Chocoversum - Eine historische Hachez-Verpackung

Eine historische Hachez-Verpackung

Informationen

Hachez Chocoversum
Meßberg 1
20095 Hamburg

Jeder Besucher wird durch die Ausstellung geführt und geht gemeinsam mit einem "Experten" auf eine 90-minütige Genuss-Reise. Dabei sind alle Sinne gefragt und Probieren ist ausdrücklich erwünscht! Als Highlight kreieren Sie sogar selbst Ihre eigene Tafel Chocolade.  Die Zeiten der Führungen: http://www.chocoversum.de/besucherinfos/fuehrungen.html

 

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