Von Biergarten zu Biergarten

Auf dem fränkischen 5-Flüsse-Radweg ist Bewegung genauso wichtig wie die Rast

Text und Fotos: Judith Weibrecht

Mit dem typisch breiten Gang eines Fahrrad-Cowboys, der soeben dem Sattel entstiegen ist, schleudert mir ein Paderborner entgegen: „Na, auch auf`m Fünf-Flüsse-Radweg unterwegs? Geil, wa!“. Ich bin, und ich finde es auch „geil“. 310 Kilometer durch Mittelfranken und die Oberpfalz entlang der Pegnitz, Vils , Naab, Donau und Altmühl von und bis Nürnberg. Flusswärts - an, über und sogar auf dem Wasser!

Deutschland / Franken / Kallmünz

Der pittoreske Malerort Kallmünz mit der Burgruine Kallmünz und der Kirche

Zunächst geht’s auf städtischen und vorstädtischen Radwegen, die man sich mit Inlineskatern, Hinz und Kunz und Hund und Katz teilen muss, vorbei am Wöhrder See, parallel zur Pegnitz.

Deutschland / Hersbruck

Hersbruck, altes Amtsgericht mit Fahrradständer

Vor dem alten Amtsgericht in Hersbruck stehen zwei Fahrradständer für eine kurze Rast, und anschließend fahre ich weiter zum Happurger Stausee, der zu einem Bade lockt. Doch weiter! treibe ich mich an, während ein verhinderter Jan Ulrich mit Telekom-T-Shirt und ca. 100 kg Kampfgewicht ächzend an mir vorbei pedalt.

Auch für Fremde hat man Zeit

In Weigendorf biegt der Radweg ab auf eine schmale Nebenstraße ins liebliche Hörgenbachtal nach Oed, wo einer der vielen schattigen Biergärten entlang des Wegs durch das Herz der Hersbrucker Schweiz lockt. In Lehenhammer winkt gleich der nächste, der „Forellenhof“ mit der Lehentalbahn, einer Miniatur-Dampfeisenbahn für alle, die sich mal anders als auf dem Sattel fortbewegen wollen oder die nicht gerne radeln. Nach Etzelwang, wo man sich in einem kleinen Freibad erfrischen kann, geht’s zuerst weiter auf einer Art Feldweg, dann auf einer absolut ruhigen Nebenstraße vorbei an Schönlind. Hier überquert man die Kuppe der europäischen Haupt-Wasserscheide, die von einer Holztafel angezeigt wird, und schließlich lande ich in der historischen Herzogstadt Sulzbach-Rosenberg.Ein Rad, diesmal ein Riesenrad, kündet vom Sulzbacher Frühlingsfest! Doch nachmittags um 14 Uhr gibt’s noch kein Bier im Festzelt und alle Buden sind geschlossen. Also weiter nach Poppenricht, wo beim Gasthaus „Drei Mohren“ Inlineskater und Radler im Schatten des Hauses friedlich vereint sind.

Deutschland / Franken / Bier mit Sülze

Schwarzbrot und eine Tellersülze bringen müde Radfahrer wieder auf die Beine

Der Wirt ist entsetzt: „Wie komma ba der Hitzn blouß mitm Radl foahrn! I setz mi dou ins Auto mit Klimaanlag und foahr schee langsam!“. „Im Stau!“, tönt es zurück und auch der Wirt muss lachen. Die Oberpfälzer sind freundlich. Man hat Zeit, auch für Fremde, jedenfalls nachdem man sie eine Zeit lang beobachtet hat. Als ich mein Rad aufpumpen will, kommt ein Opa mit grauer Stoffhose und weinroten Hosenträgern, die Frisur akkurat gescheitelt, und hilft mir beim „Aufpumpen“, weil er ja früher auch immer geradelt ist.

Radweg de Luxe

Deutschland / Franken / Vils

Hier folgt der Fünf-Flüsse-Radweg der Vils, was auch durch dieses Schild verdeutlicht wird

Der Radweg zwischen Amberg und Schmidmühlen, nun entlang der Vils, verdient höchstes Lob! Eine aufgeschüttete, ehemalige Bahntrasse entlang des Flüsschens ist bequem zu befahren und gut ausgeschildert: Man weiß stets, neben welchem Dorf man sich gerade befindet. Im ehemaligen Bahnhof Theuern, direkt am Radweg gelegen, befindet sich denn auch ein brechend voller Biergarten. „Tour de Vils“ steht auf einem gemalten Schild, die Tour de France wäre ja auch eine Nummer zu groß.

Deutschland / Franken / Asamkirche

Gerne werden Radfahrer von der lustigen Wirtin Wally in Ensdorf im „Vilsthaler Hof“ aufgenommen. Das Rad wird in den überdachten Carport verfrachtet und ab geht’s unter die heiß ersehnte Dusche. Später ist immer noch Zeit für die örtlichen Sehenswürdigkeiten, zum Beispiel für die Asamkirche St. Jakob mit ihren barocken Fresken und der Klosteranlage. Ab Schmidmühlen ist der Radweg de Luxe: am schattigen Waldrand die Vils entlang, glatt asphaltiert. Radler grüßen sich mit „Grüaß Gott!“, und selbst die Schulkinder sind schon an die Fahrradklingeln gewöhnt: „Radl!“ rufen sie einander in Rohrbach nur kurz zu und schon spritzen sie auseinander. Steil steigen die Jurafelsen hinter den Häusern von Kallmünz, einem wahrlich pittoresken Ort, auf. Man sitzt unter Linden, Kastanien und Platanen an der hier gestauten Vils, die ich nun verlassen muss, denn weiter wird am Naabtalradweg gestrampelt.

„Radler Einkehr“ lockt ein Schild bei Distelhausen: Schweinshaxe mit Knödel für den großen Hunger oder eine frische Sülze für den kleinen? Dazu ein Prössl-Bier aus Adlersberg? Die Qual der Wahl nach den Qualen des in die Pedale Tretens!

Zur Abwechslung aufs Schiff

Ab der Wallfahrtskirche Mariaort verlässt einen die Beschilderung des 5-Flüsse-Radwegs völlig, und man folgt bis Neumarkt den Schildern der „Tour de Baroque“, was man allerdings wissen muss. Laut Karte geht`s über die Eisenbahnbrücke. Also hoch das Rad über die Donau und weiter flussaufwärts! In Matting, der Name ist Programm, sitzen denn auch lauter matte Radfahrer im zünftigen Wirtsgarten, bevor die meisten, wie ich, in die alte Wittelsbacherstadt Kelheim strampeln.

Deutschland / Franken /

Biergarten in Matting am Donauradweg

Deutschland / Franken / Altmühltal

Weiter im Text und in die liebliche Landschaft des Altmühltals, wo müde Biker folgenden, beliebten Trick anwenden: Mit einem der schmucken Schiffe entlang der wildromantischen Kulisse der gewaltigen Jurafelsen bis Riedenburg oder Berching tuckern! Räder werden im Schiffsrestaurant unter Deck abgestellt. Unter dem Motto „Seeluft macht hungrig“ gibt’s bayerische Schmankerln: Reiberdatschi mit Apfelmus, Leberspätzlesuppe und bayerischen Wurstsalat. Rechterhand in der Talaue liegt der Radweg und ich gleite auf dem Wasser, ganz ohne zu treten, vorbei am Kanaldurchstich bei Kelheim, an Essing mit seiner Burg, an waldreichen Anhöhen und bizarrren Felswänden, unter Europas größter Holzspannbrücke hindurch, an Schloss Prunn vorbei bis Riedenburg, wo ich das gastliche Schiff verlasse und wieder auf mein pedalbetriebenes Verkehrsmittel zurückgreife.Eine Handseilfähre taucht bei Meihern auf für Leute, die auf der anderen Seite gestrandet sind, und die nahe gelegene Schiffsanlegestelle Dietfurt ist gleichzeitig eine Radler-Tanksation mit Blick auf Einsiedel.

Deutschland / Franken / Berching Stadtmauer

Stadtmauer, Berching

In Berching, dem 1100-jährigen Städtchen mit Stadtmauer und Stadttoren im Naturpark Altmühltal, übrigens der beliebtesten bayerischen Freizeit- und Urlaubsregion, sitzt man unter Sonnenschirmen vor den Wirtschaften und lässt „den Herrgott an gutn Mo sei“. Ein Plakat kündet von einer Stadtführung per Rad mit dem Bürgermeister. Radler scheinen hier willkommen zu sein.

Biergarten mit Kultstatus

Und wirklich werde ich aufs freundlichste im Gasthaus und Hotel „Zur Blauen Traube“ empfangen, wo es sogar einen abschließbaren Fahrradstadl zum Unterstellen des Geräts und für den Körper erst mal eine „Oberpfälzer Brotzeit“ gibt. Man ist auf Radwanderer eingestellt!

Deutschland / Franken / Brotzeit

"Oberpfälzer Brotzeit" für müde Radwanderer in der " Blauen Traube" in Berching

Weitere Radfahrer, ebenfalls mit Staub überzogen, treffen ein und kommen hier unter. Man tauscht Erfahrungen aus. Anderntags strampele ich zunächst über abgelegene Landstraßen vorbei an Freystadt und Mittelricht nach Neumarkt, von wo ab der Radweg nun weiter am idyllischen Ludwigs-Kanal auf ehemaligen Treidelwegen verläuft

Deutschland / Franken / Schild

Immer wieder tauchen ehemalige Schleusenwärterhäuschen auf und schließlich das Treidelschiff „Elfriede“, das an manchen Wochenenden zur Belustigung der Ausflügler fährt.Auch hier: Kein Mangel an Biergärten! Der mit Abstand größte allerdings, der fast Kultstatus hat, ist der urige Riesenbiergarten am Brückkanal, wo scheinbar Tausende von Radlern aus dem nahen Nürnberg und Umgebung Tausende von Radlermaßen in sich hineinschütten.

Deutschland / Franken / Biergarten Brückkanal

Im Biergarten am Brückkanal

Langsam nähere mich dem Ende. Nun heißt es nur noch vorbei an Wendelstein zurück nach Nürnberg rollen, dem Ausgangs- und Endpunkt des Fünf-Flüsse-Radwegs.

 

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