Auf den Spuren des Fischadlers

Mit Rad und Schiff über die Müritz

Text und Fotos: Axel Scheibe

Müritz per Rad und Schiff

Für Hartmut Lembke ist es immer wieder ein Heimspiel, wenn er radelnde Gäste rund um die Müritz begleitet. Kein Wunder, der 47jährige Reiseleiter ist nicht nur wenige Kilometer von der Müritz entfernt geboren sondern auch in der Region aufgewachsen. Er kennt sich aus und hat so manchen Tipp parat, der seinen Gästen zu gute kommt. Es macht ihm sichtlich Spaß, den Touristen möglichst viel von seiner Heimat zu zeigen und die wissen nach fünf gemeinsamen Tagen, dass der Hartmut, unter Radlern pendelt sich schnell das DU ein, nicht nur gern und viel erzählt, sondern dass er auch wirklich viel zu erzählen hat.

Müritz - Schloss Rheinsberg

Schloss Rheinsberg

Doch heute ist es kein Geheimtipp, zu dem sich die 18 Radler von ihrem schwimmenden Hotel, der Gretha van Holland, auf die Reise gemacht haben. Schloss Rheinsberg (1) steht auf dem Programm. Nicht nur Freunden von Kurt Tucholsky dürfte dieses Kleinod im Norden Brandenburgs ein Begriff sein. Tucholskys „Rheinsberg- Bilderbuch für Verliebte“ gehört bis heute zu den romantischsten Verführungen auf dem Literaturmarkt. Klar, dass ein Museumsbesuch bei Theobald Tiger, Peter Panther …. oder welches Pseudonym Tucholskys man auch wählen mag, für so manchen der radelnden Touristen zu einem Stück Kultur im sportlichen Urlaub wird.

„Das ist heute unser einziger „Ausreißer“ in der Planung“, ergänzt Hartmut. „Unsere gesamte Rundreise führt uns durch Mecklenburg-Vorpommern, nur Rheinsberg, das liegt nun leider schon in Brandenburg.“

Müritz - Waren

Waren

Also lohnt ein Blick zurück. Am Samstagnachmittag, das strahlende Blau des Himmels vermischte sich gerade mit dem nicht minder blauen Wellen der Müritz, trudelten die neuen Gäste an der Pier von Waren (2) ein. Eine Woche Fahrradurlaub kombiniert mit einer Schifftour stand auf dem Programm und die kleine Gretha van Holland wartete bereits empfangsbereit auf die Touristen. Aus Bayern, aus dem Ruhrgebiet oder auch aus Sachsen Anhalt, alle hatten sie die weite Anreise auf sich genommen. Spannung lag in der Luft. Wie würde das Schiff sein? Wie die Kajüten aussehen? Wie würde sich die Müritz mit ihrer Umgebung präsentieren, wenn man sie mit einer MS (Menschenstärke) vom Drahtesel aus erkunden will? Viele Fragen, doch Antworten gab es darauf recht schnell.

Müritz - Waren

Nach einer kurzen Einweisung durch Hartmut Lembke konnten sie sich erstmal häuslich einrichten auf dem schwimmenden Hotel für die nächste Woche. Na ja, wie bei solchen kleinen Flussschiffen üblich glänzten die Kabinen nicht gerade mit einem üppigen Platzangebot, doch praktisch eingerichtet fand alles ein Plätzchen. Großzügiger dafür das Sonnendeck und der Salon. Schnell wurde alles in Besitz genommen.

Vor dem Schiff brummelte ein Kompressor vor sich hin. Hartmut brachte die Leihräder auf Vordermann. Noch am Abend erhielt jeder sein Rad, es sei denn, man hatte bereits ein eigenes mitgebracht. Die erste Nacht an Bord: Plätschernde Wellen vor dem Bullauge und ein frischer Windzug durch die Kabine. Am Morgen war es das Kreischen der Möwen, das den Wecker ersetzte. Bereits zum Begrüßungsdinner hatte Koch Thomas Hübner, übrigens gleichzeitig als Schiffsjunge in Aktion, „angedroht“, wie wichtig das Radfahren sein würde. Es war nicht zu übersehen und noch weniger zu „überschmecken“: der Mann versteht sein Handwerk. Bei solch kulinarischer Verführung hilft bekanntlich nur eins – gegensteuern. Und gegengesteuert wurde ab Sonntag täglich.

Müritz - mit dem Rad unterwegs

So führte die Radtour durch schattige Wälder und immer wieder den See berührend in Runde 1 über Malchow (3), dem Inselstädtchens an Deutschlands größtem Binnensee (den Bodensee muss man sich ja mit der Schweiz und Österreich teilen) bis nach Plau. Gut 30 km, perfekt zum Einradeln und trotzdem reich an Abwechslung. Immerhin warteten im Wisentgehege am Damerower Werder (4) riesige zottelige Gesellen darauf, bewundert zu werden. Diese Spezies galt vor einigen Jahrzehnten fast als ausgestorben und nicht zuletzt den Anstrengungen der Dammerower Züchter ist es zu danken, dass die Population sich ganz ganz langsam erholt.

Müritz - Die Gretha van Holland in Malchow

Die Gretha van Holland in Malchow

Nach einem Bummel durch Malchow, das Mecklenburgische Orgelmuseum eingeschlossen, übernahm die Gretha van Holland den zweiten Teil des Tages. Was gibt es Schöneres als nach einer Radtour auf dem Sonnendeck die friedliche Müritzlandschaft an sich vorüber ziehen zu lassen. Immer wieder zeigten sich hoch am Himmel See- und Fischadler. Diese stolzen Raubvögel sollten zum ständigen Begleiter der Reise werden.

Müritz - auf dem Schiffsdeck

Zwischen 30 und 50 Kilometer pro Tag wurden zum Standardprogramm. Zwischenstopps an der Seelust unweit von Plau am See (5), an der Schleuse Diemitz (6)und im idyllischen Kleinzerlang (7) waren Garant für romantische Abende am See und auch am Tage gab es manch gemächliche „Seemeile“ an Bord der Gretha van Holland. Ob vom Fahrrad aus oder vom Sonneneck der Gretha, Natur pur, so präsentierte sich die Müritz Tag für Tag aufs Neue. Zu den Höhepunkten zählte zweifellos der Besuch im Freilichtmuseum Alt Schwerin (8). Ein Stück Agrargeschichte wird lebendig, das Leben und die Arbeit der Tagelöhner und Kleinbauern. Dabei ist Alt Schwerin kein Freilichtmuseum im eigentlichen Sinn. Auf den Wegen zwischen den einzelnen Museumsobjekten trifft man auf Geschichte und Gegenwart gleichermaßen. Das 1963 gegründete Museum wurde und wird ins „normale“ Dorfleben einbezogen. Erst im vorigen Jahr ist ein Schmetterlingsland dazu gekommen und komplettiert das bunte Freizeitangebot für die ganze Familie.

Müritz - im Freilichtmuseum Alt Schwerin

Im Freilichtmuseum Alt Schwerin

Voll von Tucholsky und Fontane, auf dessen Spuren man rund um Rheinsberg ebenfalls stößt, kommen die Radler wieder aufs Schiff. Es gibt viel zu erzählen und auch Labrador Max freut sich, dass nun wieder Leben an Bord einzieht. Schnell sind die Radlersachen gewechselt und bei einem guten Glas Wein genießt man den Sonnenuntergang an Deck und das leckere Grillbuffet, das Tommy gemeinsam mit Mandy, die für den kompletten Service an Bord, von der Kabine bis hin zu den Mahlzeiten, zuständig ist, gezaubert hat. Dann holt Hartmut seine große Radwanderkarte aus dem Rucksack und es beginnt die Planung der letzten beiden Tage. „Wenn Ihr wollt“, so seine Überraschung, „kann ich für morgen ein Kleinflugzeug organisieren und Ihr könnte die Müritz einmal von oben genießen.“ Kein Problem für den Hobbypiloten und eine Option, die von fast allen mit Begeisterung aufgenommen wird. „Natürlich stehen trotzdem die obligatorischen Radkilometer auf dem Programm“, beruhigt Hartmut alle jene, die auf das „Gegensteuern“ nicht verzichten möchten. „Über Mirow (9) mit seiner Liebesinsel und dem Schlösschen rollen wir nach Rechlin (10), wo unser Schiff schon warten wird. Der letzte Tag ist dann völlig dem Müritz Nationalpark vorbehalten. Da könnt Ihr noch einmal so richtig in unsere wunderschöne Natur eintauchen. Vorbei an Mooren und vielen kleinen Seen, teils durch weite Kiefern- und Buchenwälder werden wir am frühen Nachmittag den Nationalpark-Service in Federow (11) erreichen.“ Dort wartet dann ein weiterer Höhepunkt – Seeadler live. Seit 9 Jahren beobachten die Nationalparkranger mit einer High-Tech-Kamera den Horst einer Fischadler-Familie. Hautnah dabei sein, wenn das mächtige Adlerweichen ihren gefräßigen Jungen Futter bringt, das ist schon ein beeindruckendes Erlebnis, das man wohl nicht so schnell vergisst. 

Müritz - Pause bei Rechlin

Pause bei Rechlin

Reiseinformationen

Anreise

Mit dem PKW über die Autobahn A19 Abfahrt 17 Waren (Müritz). Stellplätze für das Fahrzeug unter anderem beim Parkplatz „Am Hafen“ Strandstraße 3 b, 17192 Waren (Müritz), www.mueritz-seepark.de.

Rad/Schiffsreise

KVS tours GmbH
Barkhausenstr. 29
27568 Bremerhaven
Tel.: 0471/95849830
E-Mail: info@kvs-tours.de
www.kvs-tours.de

 

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