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Reiseführer Pirmasens

 

Immer in Bewegung bleiben –
das Dynamikum für Jung und Alt

Mit einem Luftkissen über den Boden schweben – allerdings nur mit Pedalkraft

Mit einem Luftkissen über den Boden schweben – allerdings nur mit Pedalkraft

„entdecken, erforschen, mitmachen, erleben, verstehen“ - damit wirbt das Dynamikum für sein Programm. Spielerisch gilt es, mit allen Sinnen physikalischen Erscheinungen aus dem Bereich der Mechanik auf den Grund zu gehen.

Ein Schusterjunge als Portalschmuck verweist auf die einstige Funktion des Hans-Sachs-Baus, auf die Schuhfabrik Rheinberger. Aber sie  ist nur noch Historie und lebt im Pirmasenser Schuhmuseum fort. Überbleibsel aus den Tagen, als hier 5000 Schuhe täglich produziert wurden, ist das Maschinenhaus, die Energiezentrale, in der sich heute das Risto 1906 befindet, Bar, Lounge, Event-Location und Restaurant in einem.

Wer in Pirmasens zu Fuß unterwegs ist, wird ihrer gewahr: bunter Stiere. Auch im Dynamikum hat ein solcher Stier seinen Platz und erinnert an die Blütezeit der Gerbereien und Schuhherstellung in Pirmasens. Unter den bekannten Gerbern der Stadt waren Georg Fahr und sein Bruder, deren Firmenbriefkopf ein Stier schmückte. Sie entwickelten ein besonderes Gerbverfahren mit Quebrachoholz, das sie sich patentieren ließen.

Pirmasenser Geschichtsschlange
Wer sich im Dynamikum von Experimentierstation zu Experimentierstation bewegt, erfährt nebenbei auch Wissenswertes aus der Stadtgeschichte, die Landgraf Ludwig IX. entscheidend geprägt hat. 92000-mal bewegende Musik hat er geschaffen, Marschmusik für seine Grenadiere, die nie in einen Krieg zogen, sondern täglich in der eigens erbauten und heute nicht mehr existierenden Exerzierhalle zur Freude des Landgrafen marschierten – ein skurriles gräfliches Vergnügen. Folgen wir der Pirmasenser Stadtgeschichte auf einer „Schlangenlinie“ durchs Dynamikum, so erfahren wir auch von Jean Joß, der als Erster, so wird überliefert, aus Uniformresten Schlabbe, also Schlappen oder Latschen, fertigte. Daher rührt auch der Spitzname der Pirmasenser: Schlabbeflicker. Die Zeichnung einer Stiefelette erinnert an das Unternehmen Ludwig Kopp, dessen auf einem Felsensporn errichtete Schuhfabrik noch existiert, wenn auch hier keine Schuhe mehr entstehen. Eine weitere Episode der Stadtgeschichte befasst sich mit Adi Dassler, dem Gründer von adidas. Dieser lernte sein Handwerk in Pirmasens. Dassler entwickelte mit seinem Schwager den legendären Schraubstollenschuh, mit dem das „Wunder von Bern“ möglich wurde: Deutschland wurde Fußballweltmeister 1954. Wussten Sie eigentlich, dass die Farben des offiziellen WM-Spielballs in der Pirmasenser Firma Keck Chemie GmbH entwickelt werden? Zu den Persönlichkeiten der Stadt, die im Dynamikum vorgestellt werden, gehört auch der Biedermeiermaler Heinrich Bürkel, dessen Werke teilweise erst nach Jahrzehnten wieder nach Pirmasens zurückgebracht werden konnten, nachdem sie als „Kriegsbeute“ nach 1945 in die USA  gebracht worden waren. Schon mal von Gerd Hornberger gehört? Nein? Kein Wunder, wenn man nicht aus der Pfalz kommt, wo dieser Leichtathlet zuhause war: 43 Jahre lang hielt er den Pfalzrekord über 100 m, zudem war er Bronzemedaillengewinner in der 4x100-Meter-Staffel bei den Olympischen Spielen von 1936.

Mit dieser Spindelpresse kann man Münzen prägen, wenn man sie in Bewegung setzt

Mit dieser Spindelpresse kann man Münzen prägen,
wenn man sie in Bewegung setzt

Vom Schweben dank Pedalkraft
Doch nun zum Kern der Präsentation:
Im Dynamikum geht’s um den Dreh, um die Bewegung. Mal dreht man sich, mal wird man gedreht. Planeten drehen sich, Kreisel drehen sich, in Tanzschuhen dreht man sich ...

Um uns zu drehen, steigen wir auf das mit Pedalkraft betriebene „Luftkissenfahrzeug“, treten kräftigt in die Pedale und flugs schweben wir über den Fußboden und mit etwas Schieben auch von hier nach da.

Der Aufgabe, den Schwerpunkt eines Stabes zu finden, stellen wir uns auf dem Museumsrundgang ebenso wie dem Problem der tanzenden Schuhe auf Rädern. Was es mit Haften und Gleiten auf sich hat, wird in einem Experiment mit einer schiefen Ebene und einer Sohle ersichtlich. Damit Sohlen auf einer schiefen Ebene gleiten, das ist das ganze Geheimnis, muss die Neigung der schiefen Ebene so groß sein, dass sich die Haftung löst. Was passiert wohl, wenn man sich auf die Achse eines Kreisels setzt? Um dies zu beantworten, probiert man den Rodeokreisel aus. Upps, rollt der Ball tatsächlich bergauf, wenn man das Kugelspiel in Gang setzt? Ja, man muss nur zwei Stangen, auf denen der Ball rollen soll, langsam soweit auseinander bewegen, dass der Ball noch innerhalb der Stangen rotieren kann. Dann bewegt es sich scheinbar entgegen der Schwerkraft auf uns zu. Experimentieren kann man auch mit dem drehenden Zylinder und mit verschieden geformten Kreiseln. Schon mal von einem Wackelstein gehört? Nein, na dann aber auf ins Dynamikum!

Lichtspiele und drehender Spiegel
In Verneigung vor der Pirmasenser Lichtkünstlerin Marta Hoepffner (1912-2000) – sie gehörte zur deutschen Kunstavantgarde nach 1945 – befindet sich im Dynamikum auch eine Station, die sich mit Licht und Bewegung auseinandersetzt. Ganz im Sinne von Hoepffner kann der Besucher ein mit Folien beklebtes Objekt vor eine Lichtquelle halten  und dann die jeweiligen Farbeffekte beobachten. Optisch getäuscht wird man, betrachtet man die vorhandenen Rotationsscheiben. Zugleich fragt man sich, ob man sieht, was man sieht.

Wie sich das Spiegelbild verändert, begreift man mittels drehender Spiegel. Der blaue Überschlagspiegel beispielsweise lässt dich rechts zwinkern – im Spiegelbild allerdings links –, kein Wunder, besteht der Spiegel doch aus zwei Teilen, die im rechten Winkel zueinander platziert sind. Was mit zwei Pucks passiert, die auf einem Luftkissentisch aufeinandertreffen,    interessiert einen Teil der Besucher, einen anderen Teil die Frage, wieso eine große Feder große Wellen schlagen kann.

Die Zahnradwand ist eine Herausforderung für Jung und Alt

Die Zahnradwand ist eine Herausforderung für Jung und Alt

Zahnräder und ein widerspenstiger Koffer
Zahnrad an Zahnrad muss man setzen, um eine Bewegung der Räder so auszuführen, dass am Ende eine Glocke angeschlagen werden kann. Nicht so einfach ist es allerdings, an der Zahnradwand die Zahnräder mit jeweils richtigen Größen zu kombinieren.

Müssen eigentlich Räder immer rund sein? Beim Experiment mit einer Platte, die auf unrunden Rädern liegt, gelangt man zur Erkenntnis, dass kreisrunde Räder nicht unbedingt für eine Bewegung notwendig sind. Auch abgerundete Dreiecksräder erfüllen ihre Aufgaben, allerdings nur dann, wenn der Abstand zwischen Boden und Platte immer gleich bleibt. Auch über einen „widerspenstigen Koffer“ verfügt das Dynamikum.

Die Jesusechse und andere Bewegungskünstler
Dass es auch im Tierreich wahre Bewegungskünstler gibt, wird im Dynamikum ebenfalls dargelegt. Die Jesusechse beispielsweise kann geschwind übers Wasser flitzen. Dazu muss sie mit hoher Frequenz ihre Hinterbeine über die Wasseroberfläche bewegen, um nicht unterzugehen. Mit 5 km/h ist sie unterwegs und kann so etwa 4,5 Meter zurücklegen, danach allerdings muss sie ihrer Schwimmkraft vertrauen. Bedächtig bewegen sich Stabschrecken, die sich mit ihrem langen schmalen Körper als Ast tarnen oder mit angelegten Beinen totstellen. Ein Akrobat in den Bäumen ist der Weißhandgibbon, der lange und hakenförmige Hände und Füße besitzt. Der Daumen ist frei beweglich, sodass der Gibbon gut zugreifen kann, um sich durchs Geäst zu hangeln. Ein wahrer Laufkünstler unter den Vögeln ist der Strauß, der mit bis zu 70km/h unterwegs sein kann. Viel langsamer sind hingegen die sich im Passgang fortbewegenden Elefanten, die es gerade mal auf eine Höchstgeschwindigkeit von 25 km/h bringen.

 

Weitere Informationen
www.dynamikum.de

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