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Reiseführer Pirmasens

 

Museen in Pirmasens:
Schuhmuseum, Bürkel-Galerie, Dynamikum

Ein Damenschuh der 1960er Jahre aus dem Hause Rheinberger

Ein Damenschuh der 1960er Jahre aus dem Hause Rheinberger

 

Eine überschaubare Ausstellung zum Thema Schuhfabrikation in Pirmasens findet sich ebenso im Alten Rathaus wie die Bürkel-Galerie. Heinrich Bürkel war ein Zeitgenosse von Carl Spitzweg, aber längst nicht so bekannt, auch wenn er eine beachtenswerte Anzahl von Landschaftsgemälden und Genreszenen hinterlassen hat. Im Alten Rathaus widmet man sich zudem der Stadtgeschichte, während das in Niedersimten gelegene privat betriebene Westwallmuseum an ein dunkles Kapitel deutscher Geschichte erinnert. Highlight der Museumslandschaft der Stadt ist das Science Center Dynamikum, ein Mitmachmuseum rund um das Thema Mechanik.

Ludwig IX. liebte das Exerzieren und komponierte Tausende von Märschen (Pirmasens)

Ludwig IX. liebte das Exerzieren und komponierte Tausende von Märschen

Direkt am Schlossplatz, also am Ort der einstigen landgräflichen Residenz, steht das Alte Rathaus. Das dortige Heimatmuseum gibt Einblick in die Zeit, als Pirmasens von Ludwig IX. regiert wurde. Das Porträt dieses Landesherren und das seiner Gemahlin Caroline Henriette Louise Erbprinzession von Hessen-Darmstadt ist in der Sammlung ebenso zu sehen wie eine Szene aufmarschierter Soldaten vor dem Schloss. In einem weiteren Ölgemälde erblickt man einige Soldaten und deren Frauen vor den Grenadierhäusern der Stadt. Ein Modell der Pirmasenser Exerzierhalle gibt einen Eindruck davon, welchem Zeitvertreib der Landesfürst nachging: Er ließ seine Grenadiere von morgens bis abends exerzieren, statt sie in den Krieg zu führen. Neben Pirmasens betrieb der Landesherr auch in Darmstadt eine wenn auch weitaus größere Exerzierhalle. Einige kolorierte Zeichnungen veranschaulichen, in welch farbenfrohe Uniformen Ludwig IX. seine Soldaten stecken ließ, ob nun den Tambour von der 1.Leib-Kompanie oder den Grenadier von der 2.Flügel-Grenadier-Kompanie.

Mit diesem Apparat wurden in Schuhgeschäften Füße vermessen

Mit diesem Apparat wurden
in Schuhgeschäften Füße vermessen

Zeigt her eure Schuhe
Eine Inszenierung mit allerlei Maschinen vermittelt einen Einblick in eine historische Schuhmacherei. Inmitten von Schäften, Leder und Leisten steht der Schuhmacher an einer Linksarm-Steppmaschine, mit der Schäfte genäht wurden. Auch eine Sohlenpresse und eine handbetriebene Riemchenschneidemaschine gehören zum Inventar der Schusterwerkstatt. In Schalen sieht man unterschiedliche Nägel und Holzstifte, mit denen der Schuster Brand- und Zwischensohle miteinander verband. Auf einem Arbeitstisch liegen Schablonen und Schneidemesser bereit, um den richtigen Schuh aus dem gewalzten Leder zu schneiden. Auch eine traditionelle Pirmasenser Schuhverkäuferin mit einer Kiepe auf dem Rücken ist in der Ausstellung zu sehen: „Doher Ihr Leitz, kaaft Schuh, schäne Bermesenser Schuh, Schlappe, Pantoffelchen, Schickelcher oder Siewel, Ihr kenne alles hann in schäne Farbe ...“ so pries einst die Schuhverkäuferin ihre Ware an. Beim Rundgang erblickt man außerdem ein sogenanntes Pedoskop, mit dem bis in die 1970er Jahre hinein in Schuhgeschäften Füße geröntgt wurden, um die Passformen der Schuhe zu bestimmen. 1972 wurden diese Apparate im Zuge der neuen Röntgenverordnung verboten. Dass in der Fabrikation von Schuhen Frauenarbeit gefragt war, zeigt die Inszenierung des Arbeitsplatzes einer Näherin an einer Flachsteppmaschine aus dem Jahr 1887.

Eine Pirmasenser Hausiererin

Eine Pirmasenser Hausiererin

Rheinberger und Pirmasens
Die Firma Eduard Rheinberger ist eng mit der Geschichte der Schuhfabrikation in der Stadt verbunden. 1882, so ist einem Saaltext zu entnehmen, gründete der 26-jährige Lehrersohn Eduard Rheinberger mit zwölf Arbeitern im ehemaligen Husarenstall seine Schuhfabrik. Zu jener Zeit gab es bereits 58 weitere Betriebe dieser Art. Das Unternehmen wuchs kontinuierlich und bald waren Rheinberg Meisterschuhe in aller Munde und übertrafen in ihrer Qualität die übrige Pirmasenser Ware. 1927 wurden bei Rheinbeger täglich 5000 Paar Schuhe produziert. Diese Fertigung fand bereits in der neuen Fabrik oberhalb des Strecktals statt, in der seit der Konversion unter anderem das Dynamikum zuhause ist. Rheinberger als Marke wandelte sich im Laufe der Jahrzehnte, neue Logos wurden entwickelt, das ERP-Logo schließlich durch das Logo „rheinberger markenschuhe“ ersetzt.

Fremde Länder, fremde Schuhmoden

Fremde Länder, fremde Schuhmoden

Unter den im Schuhmuseum ausgestellten Schuhen findet sich ein Lederherrenschuh der Firma Parzival, ein Stoffschuh von Heinrich Diehl und hochhackige Damenschuhe von Rheinberger und Paradies. Mit Strasssteinen besetzte Jugendstilabsätze aus Frankreich kann der Besucher ebenso bewundern wie Schuhe mit Federkielstickerei. Exotisches Schuhwerk zum Beispiel aus Madagaskar – es sind Schuhe aus Zebu-Haut – und solche aus Autoreifen zeigen die Vielfalt der Schuhherstellung. Aus durchgekautem Fell bestehen die ausgestellten indianischen Mokassins, die neben Stiefeln aus Grönland und Bauernschuhen aus Schweden gezeigt werden. Zu sehen sind aber auch „Unikate“ wie der zum 75.Firmenjubiläum von Rheinberger gefertigte Damenschnürschuh.

Ein Pirmasenser Zeitgenosse Spitzwegs
Heinrich Bürkel wurde 1802 unweit des Alten Rathauses geboren. Vor allem das Landvolk hat er in realistischen Genreszenen in Öl auf Leinwand festgehalten. Dabei dienten ihm bisweilen die Alpen mit der Zugspitzgruppe als Hintergrund, so wie in „Kuhkauf vor dem Kohlenmeiler. Über dem Moorsee. Blick auf die Zugspitzgruppe“ (1843). In „Rast bei der Heuernte“ haben sich einige Bauern hinter dem beladenen Heuwagen niedergelassen, um ihre Brotzeit einzunehmen. Geduldig wartet ein Hund darauf, etwas von dem Mahl abzubekommen. In einem anderen Bürkel-Gemälde hat es sich eine Jagdgesellschaft nach dem Erlegen eines Fuchses, eines kapitalen Hirschen und einer Gemse am Tisch vor der Jagdhütte bequem gemacht. Die Humpen sind gefüllt, die trockene Kehle wird benetzt, derweil der Jagdhelfer seinen Durst am Brunnen löscht.

Heinrich Bürkel: Nach der Jagd

Heinrich Bürkel: Nach der Jagd

Wie andere Künstler seiner Zeit auch, man denke an Carl Blechen, begeisterte sich Bürkel für Italien, malte unter anderem „Amalfi, von einer Felsenhöhle aus gesehen“. Stimmungsvoll ist die   „Landschaft in den Pontinischen Sümpfen“ gehalten, über die am Horizont die Sonne versinkt. Zu sehen sind zudem Winterlandschaften wie „Winterlicher Bauernhof mit Fuhrwagen“, ganz abgesehen von der „Gebirgslandschaft am Watzmann“. Das in der Sammlung vorhandene Porträt des Künstlers ist dem sehr bekannten Bismarck-Porträtisten Franz von Lenbach zu verdanken.

Bälle können wirklich bergan rollen, oder?

Bälle können wirklich bergan rollen, oder?

Das Dynamikum
Nach der Schließung des Hans-Sachs-Baus, in dem Rheinberger einst Markenschuhe aus Pirmasens herstellen ließ, zog unter anderem das Science Center Dynamikum, ein Mitmachmuseum für Alt und Jung, in Teile des mächtigen Fabrikkomplexes ein. Seit 2008 existiert dieses Museum der besonderen Art, das über die Grenzen von Pirmasens hinaus bekannt ist und sich großen Zuspruchs erfreut. Alle Sinne sind gefragt, wenn man sich durch das Dynamikum bewegt. Acht Themengebiete stehen dem interessierten Besucher, jung oder alt, zur Auswahl zur Verfügung. „Bewegte Masse“ und „Der Tanz der Welt“ werden ebenso behandelt wie „Bewegungsmaschinen“ und „Die schnelle Natur“.

Weitere Informationen
Bürkel-Galerie und Schuhmuseum
Altes Rathaus
Hauptstr. 26
http://www.pirmasens.de

Dynamikum im Rheinbeger
Fröhnstr.8
www.dynamikum.de

 

 

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