Reiseführer Rostock

Vicke-Schorler-Rolle

 

Rostock Vicke-Schorler-Rolle

Bild: Zeichner:Vicke Schorler; Scan/Bearbeitung: de:Benutzer:N3MO; Panorama: de:Benutzer:Schiwago

In den Jahren von 1578 bis 1586 schuf der Krämerbursche oder -geselle Vicke Schorler mit der so betitelten „Wahrhaftige Abcontrafactur der hochloblichen und weitberuhmten alten See und Hense Stadt Rostock - Heuptstadt im Lande zu Meckelnburgk“ ein einzigartiges kulturhistorisches Werk für die Hansestadt, die damals allerdings nicht Hauptstadt im politischen Sinne, sondern größte Stadt der Region war. Vicke, eine Kurzform für Friedrich, begann seine kolorierte Federzeichnung etwa im Alter von 18 Jahren. In den folgenden sieben Jahren zeichnete er auf einer Länge von 18,68 Metern und einer Höhe von 60 Zentimetern ein detailreiches Bild der Stadt Rostock im späten Mittelalter. Aufgrund dieses ungewöhnlichen Maßes wurde das Dokument als Rolle aufbewahrt, deshalb die Bezeichnung als Vicke-Schorler-Rolle. Abgesehen von den gut 2 Metern der Rolle, auf denen er auch Teile des Umlandes wie Warnemünde, die herzogliche Residenzstadt Güstrow und Bützow, den alten Bischofssitz, dargestellt hat, zeigt der Autodidakt dem Betrachter die beeindruckende Architektur Rostocks, so wie er sie sah, mit einem ebenso beeindruckenden Detailreichtum. Aus künstlerischer Sicht fehlt der Darstellung auf seiner Abcontrafactur zwar räumliche Tiefe und die richtige Perspektive, was zum Teil zwar gängiger Darstellung entsprach, aber auch seiner fehlenden Ausbildung geschuldet ist, ebenso sind die Maßstäbe nicht verhältnismäßig, dennoch lässt die faszinierende Federzeichnung das Bild einer lebendigen und blühenden Stadt der Hansezeit entstehen. Dieses Stadtbild setzt sich übrigens aus 127 einzelnen Paperbögen jeweils in einer Größe von etwa 30x40 Zentimetern zusammen und wurde wahrscheinlich erst nach Fertigstellung der gesamten Zeichnung zur der heutigen Rolle zusammengefügt.

Warnemünde Hafen

Warnemünde

Mit einer Tusche aus gebrannter und fein zerkleinerter Tonerde und Ruß, gebunden durch Honig oder Firnes, zeichnete Vicke Schorler rund 315 Gebäude, darunter die wichtigsten wie Rathaus, Universität, Krankenhäuser, Kirchen, Klöster, Mühlen und viele Wohnhäuser, aber auch Märkte, Straßen und Menschen. Zur besseren Einordnung hat er viele Bauten mit einem Fähnchen darüber versehen auf dem zu lesen steht, um welches Gebäude es sich handelt. Heute weiß man, dass die Topografie zwar richtig ist, die Zahl der dargestellten Häuser aber weniger als die Hälfte des tatsächlichen Bestands ausmachte. Der untere Bildrand bildet so etwas wie die Basis für das gesamte Stadtpanorama, hier fließt die Warnow, an dessen Ufer Rostock liegt. Bauchige, den Koggen der Hanse ähnliche, Schiffe mit einem Mast liegen vertäut am Kai oder ziehen mit geblähten Segeln auf dem Fluss vorbei. Man sieht auch die Stadtbefestigung mit Stadtmauer und Zugangstoren, wobei er letztere von innen darstellte, für die Perspektive seiner Zeichnung ungewöhnlich, aber aus ästhetischer Sicht durchaus verständlich, sahen die Torbauten von der der Stadt zugewandten Seite schmucker und freundlicher aus, wie etwa das Steintor. Das Kröpeliner Tor nutzt er als Ausgangspunkt für die Führung einmal quer durch die wohlhabende Hansestadt mit den typischen Backsteinbauten mit ihren vielen in ihrer Form verschiedenen spätgotischen Giebeln. Die Zeichnungen hat Vicke Schorler schließlich mit Wasserfarben koloriert und das fertige Werk signiert: „Anno Domini 1586 am Tage Sankt Johannis des Teufers habe ich, Vicke Schorler, dis vorgehemde Werck gantz un gar vollenbracht“.

Rostock - Kröpeliner Tor

Hinter dem Kröpeliner Tor beginnt die autofreie Bummelmeile der Innenstadt

Es ist eigentlich schon ein Wunder, dass dieses Werk die Jahrhunderte unversehrt überdauert hat. Nachdem es zunächst im Besitz der Familie und Nachfahren von Schorler blieb, ging es in den Besitz der Familie des Bürgermeisters Nettelbladt über und wurde 1792 an die Stadt Rostock verkauft. Zwar wurde die Rolle über die Zeit immer als künstlerisches Werk geschätzt, aber erst im 19. Jahrhundert als Dokument mit kulturgeschichtlichem Wert entdeckt. Die Darstellung auf der Rolle zeigt Rostock mit seinem alten spätgotischen hanseatischem Stadtbild, das nach dem verheerenden Stadtbrand im Jahr 1677 bereits anders aussah. Auch sieht man das denkmalgeschützte gotische Rathaus noch in seinem alten Erscheinungsbild mit seiner ursprünglichen Fassade von vor 1729. Nach den Zerstörungen 1942 durch die Bomben der Royal Air Force diente die Darstellung Schorlers als architektonische Vorlage für den Neubau einiger Häuser nach historischem Erscheinungsbild (etwa in der Wokrenterstraße) oder wurde wie das Fünf-Giebel-Haus im Aussehen daran angelehnt.

Über Vicke Schorler selbst ist eigentlich relativ wenig bekannt und es ist nur durch Zufall entdeckt worden, dass er auch der Verfasser der anonymen Rostocker Chronik war, die mit dem Jahr 1625 endet, wahrscheinlich mit seinem Tod, da er 1626 nicht mehr in den Steuerlisten der Stadt auftaucht. Bekannt ist jedenfalls, dass er nach seiner Lehre am 3. Februar 1589 Mitglied der Krämerkompanie wurde, im gleichen Jahr eine Witwe mit zwei mit eigenem Giebelhaus heiratete, mit ihr zwei eigene Kinder hatte und es im Laufe seines Berufslebens als Vertreter seines Berufsstandes bis in die Bürgerschaft brachte. In seiner zweiten Lebenshälfte beschäftigte er sich mit besagter Chronik, die er von dem Buchbinder Dietrich vam Lohe nach dessen Tod 1590 übernahm, ins Hochdeutsche übersetzte, leicht veränderte und bis zu seinem Tod fortführte.

 

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Büsum

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