Kaiser, Mönche und Patrizier

Ein Bummel durch die Domstadt Speyer

Text und Fotos: Ferdinand Dupuis-Panther

Nach Speyer fährt man wegen des Doms, der inzwischen zum UNESCO-Weltkulturerbe gehört. Doch die Stadt bietet noch viele andere kulturelle Sehenswürdigkeiten und besitzt jetzt auch ein Aquarium, das den Lebensraum „Rhein“ von der Quelle bis zur Mündung anschaulich vorstellt. Begleiten Sie uns durch die Straßen und krummen Gassen dieser Stadt.

Dom zu Speyer - Ein Welterbe macht auf sich aufmerksam

In ausladender Breite steht der Dom zu Speyer am Ende der Maximilianstraße. Erdverbunden, tief verwurzelt erscheint er im ersten Moment, doch seine grazil wirkenden vier Türme heben ihn ein wenig gen Himmel. Romanisch-nüchtern ist der Dom in seiner Baugestalt, und darin unterscheidet er sich von den himmelwärts strebenden Kirchen wie dem Kölner Dom oder dem Ulmer Münster. Ursprünglich im elften Jahrhundert aus Buntsandstein errichtet und mit bescheiden wirkendem Fassadenschmuck versehen, verdanken wir das heutige Aussehen des Doms dem Historismus des neunzehnten Jahrhunderts.

Nicht nur die Geschichte der Pfalz wird hier gezeigt: Historisches Museum der Pfalz

Als Teil des UNESCO-Weltkulturerbes hat diese mächtige Kirche die gleichen Weihen empfangen wie der Tower von London, die Freiheitsstatue von New York und die Schlösser an der Loire. Tag für Tag strömen ungezählte Besuchergruppe zum Dom zu Speyer und begeben sich in die Krypta, wo sich die Grablege deutscher Kaiser befindet: Hier ruhen der Gründer des Doms, Konrad II., seine Gattin Gisela und sein Sohn Heinrich III. und außerdem Heinrich IV., der von Speyer aus den Gang nach Canossa antrat. Den Domschatz allerdings findet man nicht hier, sondern im nahen Historischen Museum der Pfalz, dessen einzelne Abteilungen nach und nach neu gestaltet werden. Besonders attraktiv präsentiert sich die Geschichte der Römer und Franken.

Längst führen nicht mehr alle Wege nach Speyer durch den Altpörtel

Nicht nur der Dom lockt

Vor dem Dom breitet sich ein ausladender Platz aus, dessen Westseite das Stadthaus und der Erzbischöfliche Palast einnehmen. Als bescheidener Gegenpol zum mächtigen Dom erweist sich am anderen Ende der Maximilianstraße der Altpörtel, eines der höchsten Stadttore Deutschlands. Schlendern wir weiter durch die krummen Gassen und spüren das unebene Kopfsteinpflaster unter unseren Füßen: Bald lenkt die barocke Fassade – in Rot und Weiß gehalten – des Rathauses unsere Blicke auf sich, dann der weiße Turm der nicht mehr existierenden St. Georgenkirche, einer Spitalkirche, welche die Franzosen im Zuge des Pfälzischen Erbfolgekrieges zerstörten.

Schmuckes Kirchlein im Schatten des Doms: Dreifaltigkeitskirche

Heute dient dieser Turm als Läutturm der benachbarten Dreifaltigkeitskirche, einer schmucken protestantischen Kirche mit umlaufender Doppelgalerie. Allerdings bleibt die Glastür zum Kircheninneren verschlossen, doch ein Blick ins Kirchenschiff ist gestattet.

Der Jakobspilger wird bestaunt

Nur Schritte entfernt wartet der Jakobswegpilger auf seine Stunde, bestaunt von Vorbeigehenden, die zum ersten Mal erfahren, dass Speyer Ausgangspunkt des Pfälzer Jakobsweges ist.

Frommes Speyer

Ganz in der Nähe unterrichteten bis 1779 die Jesuiten ihre Schützlinge in einem Spätbarockbau. Doch seit der Säkularisierung zu Beginn der neunzehnten Jahrhunderts wird hier kein Latein mehr gepaukt. Im benachbarten Kloster St. Magdalena hingegen lernen bis heute die Jüngsten fürs Leben, vielfach aber auch nur für die Schule. Eine Gedenktafel am Eingang des Klosterareals erinnert an Edith Stein, die zwischen 1923 und 1931 hier Unterricht erteilte. Ihr, die 1998 heilig gesprochen wurde und als in Auschwitz umgebrachte Märtyrerin in der katholischen Kirche hohes Ansehen genießt, begegnen wir in Speyer auch auf der Brücke in der Sonnengasse.Dort wurde ihr zu Ehren eine Figur des Heiligen Nikolaus aufgestellt.

Auch schmuckes Fachwerk findet man abseits des mächtigen Doms zu Speyer

Wer den Holzmarkt quert und in die St. Veltingasse einbiegt, steht vor einer Ruine, dem so genannten Retscherhof, ehemals Wohnsitz einer Patrizierfamilie, später Gerichts- und Zeughaus und schließlich als evangelische Kirche genutzt, ehe die Stadt Speyer im Rahmen des Pfälzischen Erbfolgekrieges beinahe vollständig in Schutt und Asche gelegt wurde. Da die Protestanten Speyers aber ein Gotteshaus brauchten, wurde zu Beginn des achtzehnten Jahrhunderts die heutige Dreifaltigkeitskirche erbaut, die nur einen kleinen Dachreiter, aber keinen Glockenturm besitzt. Im Kircheninneren funkelt das vergoldete Schnörkelwerk des Orgelprospektes und es scheint, als schwebten Goldengel im Kirchenschiff umher.

Nur steinerne Zeugnisse blieben

Speyer, das war seit dem elften Jahrhundert auch eine Stadt für Juden, die sich am Rhein niederließen. Doch ihr Schicksal als Händler und Bankiers war immer wieder von Verfolgung und Ermordung begleitet: Mal waren es

Ehemaliges Ritualbad und Reste der Synagoge

Kreuzzüge, die nicht im Heiligen Land, sondern bereits in Speyer endeten und denen die Juden zum Opfer fielen, mal ein Pestpogrom und auch die ungerechtfertigte Beschuldigung eines Ritualmordes an Kindern, die mit der Ermordung der ortsansässigen Juden endete. Stets kamen aber neue Juden nach Speyer, das nur im siebzehnten Jahrhundert eine stabile Gemeinde aufwies. Die Synagoge in der Karlsgasse existiert nicht mehr, an einem Neubau ist lediglich eine Gedenktafel zu finden, die auf die so genannte Reichskristallnacht verweist. Zum Teil erhalten ist das Jüdische Bad in der Judengasse, ein Ritualbad, das aus Grundwasser gespeist wird.

Lebensraum Rhein und Giganten der Lüfte

Jüngste Attraktion in der Stadt ist Sea Life, ein Aquarium, das den Lebensraum Rhein vorstellt: Außer Aquarien – 24 Süß- und Salzwassertanks – wurden ein SOS-Artenschutzraum zum Mitmachen und ein Klassenzimmer mit Berührbecken eingerichtet. Zu sehen sind dreitausend Tierarten – darunter Katzen-, Glatt- und Hundshaie, Aale, Rochen, Wolfsbarsche, Dorsche, Langusten, Hummern, Seepferdchen, Makrelen, Krebse, Seesterne, Seeigel und Anemonen. Bei einem Rundgang folgt der Besucher dem Verlauf des Rheins, von seiner Quelle bis in die Tiefe des Meeres, und lernt dabei die natürlichen Lebensräume der verschiedenen Rheinabschnitte kennen.

Ein scheinbarer Höhenflug vor dem Technikmuseum

Beliebter Anziehungspunkt für Groß und Klein ist das Technikmuseum am Rande der Stadt. Giganten der Lüfte schweben über dem Ausstellungsgelände, Düsenjäger schießen in den Himmel. Ein Nachbau des ersten motorgetriebenen Flugapparats der Gebrüder Wright ist ebenso zu bestaunen wie die berühmte Maschine des „Roten Barons“ Manfred von Richthofen. Ein chinesischer Dampfkoloss hat im Museum den letzten Bahnhof auf seiner weiten Reise erreicht und so mancher Oldtimer lässt die Herzen von Automobilfans höher schlagen. Auch die Ungetüme der Meere haben im Museum ihren Heimathafen: Zu ihnen gehört das 466 Tonnen schwere U-Boot U-9 der Bundesmarine.

Ein paar Tipps für Ausflüge

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