Großbritannien im Überblick

Die Queen und die königliche Familie, rote Telefonzellen und Doppeldeckbusse, Nebel und Regen, Bowler Hat und Regenschirm, schwarzer Humor, Whisky und lauwarmes Bier - sind nur einige Klischees, die immer wieder mit Großbritannien in Verbindung gebracht werden.

Alnwick Castle

Alnwick Castle

Tatsächlich ist Großbritannien, bestehend aus den Ländern England, Schottland und Wales, eine Insel im Westen Europas, die zusammen mit Nordirland das Vereinigte Königreich, das United Kingdom, bildet.

So unterschiedlich die Klischees und Vorurteile sind, mit denen Großbritannien behaftet ist, so facettenreich sind seine Landschaften und Besonderheiten. Markant weiße Klippen an der Südküste; das fruchtbare Kent im Südosten; das idyllische, bisweilen mediterrane im Südwesten; die Strandpromenaden an der englischen Riviera; die schier endlosen Weiten East Anglias; die spiegelglatten Seen im wunderschönen Lake District; die Gipfel, Hügelketten, Moore und Heidelandschaften in Wales; die von Industriekultur geprägten Midlands; das dünnbesiedelte Schottland mit seinem malerischen Hochland, den rauhen Küsten und traumhaften Inseln; die landschaftliche Vielfalt des lange vom Bürgerkrieg zerrütteten Nordirlands und nicht zuletzt das kosmopolitische Flair der grandiosen Weltstadt London und der allgegenwärtige Pomp der Monarchie mit seinem nostalgischen Hauch - all dies steht für ungeahnte Vielfalt, aber auch für eine eigene, unverwechselbare Identität, für eine lange, bewegte Geschichte und ein großes kulturelles Erbe.

Flächenmäßig gehört Großbritannien nicht gerade zu den größten Ländern der Welt, wird gerade einmal an 78. Stelle geführt. In punkto Bevölkerungszahl rangiert es mit 245 Einwohnern pro Quadratmeter an 20. Stelle im internationalen Vergleich und wirtschaftlich zählt Großbritannien, das aufgrund des stabilen Pfundkurses alles andere als ein billiges Urlaubsziel darstellt, zu den weltweit führenden Nationen. Als einstiger Schrittmacher der Industrialisierung lassen traditionelle Industriemetropolen wie Manchester, Birmingham, Liverpool oder Leeds heute die Vergangenheit wieder lebendig werden, wenngleich in Großbritannien der Dienstleistungssektor längst zum dominierenden Wirtschaftsfaktor geworden ist.

In Schottland ist der Whisky als der einstige Exportschlager von der modernen Computerindustrie im sogenannten Silicon Glen westlich von Edinburgh überflügelt worden, während die Region um Aberdeen als Zentrum der Ölproduktion gilt. Auch der Tourismus nimmt hier - wie in Wales - neben der Viehzucht fast zwangsläufig einen breiten Raum ein, zumal der einst florierende Bergbau längst der Vergangenheit angehört.

Das Wetter ist geprägt von den Ausläufern atlantischer Tiefdruckgebiete. In einem Moment blauer Himmel, dann ballen sich Wolken zusammen, das Grau verdichtet sich, wenig später droht ein kurzer Schauer, dann ein Regenbogen und schon zeigt sich wieder die Sonne. Aprilwetter scheint in Großbritannien und Nordirland ganzjährig Saison zu haben, obschon die Sommer mäßig warm, die Winter eher mild sind und im Norden Schottlands oder an den Küsten vor allem in der kalten Jahreszeit mitunter extrem rauhe Winde wehen.

Jurassic Coast

Jurassic Coast

Das zentralistische , Hauptstadt und Hauptziel ganzer Heerscharen von Touristen, ist fraglos eine Weltstadt mit ureigenem Flair: mal königlich-konservativ, mal geschichtsträchtig und traditionsbeladen, und dann wieder extravagant, flippig und schrill. Bärenfellmützen finden Platz neben Punkbürsten, Anoraks neben Maßanzügen, Kitsch neben anspruchsvoller Kunst und Kultur, Dezentes neben Schockierendem. London steht für Shakespeare und Sherlock Holmes, für und Mode, für Tower, Big Ben und futuristische Bauten in den Docklands, für eine Millionenstadt zwischen gestern und übermorgen. Nirgendwo sonst auf der Welt liegen die unterschiedlichsten Epochen der Geschichte auf Schritt und Tritt so dicht beieinander. Da wird die Erinnerung an längst vergangene Tage wach, an Glamour, Ruhm und Macht aus der Zeit des britischen Empires. Am Tower, am Buckingham Palace, den Horse Guardes und bei Parlamentssitzungen werden noch immer tagein, tagaus für die Öffentlichkeit uralte Rituale vollzogen, und gleichzeitig hat an der Themse unverkennbar die Zukunft begonnen.

Immer wieder wird der Fehler begangen, London mit England oder Großbritannien gleich zu setzen. London ist nicht England oder Großbritannien, sondern nur ein Teil davon. Hier schlagen die Uhren anders, vor allem schneller. Und dies, obwohl der eine oder andere Bestandteil des "British way of life" auch in England, Schottland, Wales oder Nordirland gefunden werden kann.

Elegante Städte mit einer faszinierenden Geschichte und einer Vielzahl architektonischer Meisterwerke verschiedener Epochen wie Bath, York, Chester, Stratford-upon-Avon oder die altehrwürdigen Universitätsstädte Oxford und Cambridge bestimmen das Bild ebenso wie unberührte Landstriche, atemberaubende Bergszenerien und spiegelglatte Seen im oder die reizvollen Hügel und Täler der Yorkshire Dales.

, das kleine Land im Westen Mittelenglands, wird oft leichtfertig mit dem großen Nachbarn in einen Topf geworfen. Dabei misst Wales gerade einmal ein Zwölftel der Fläche Großbritanniens und ist damit nur halb so groß wie die Schweiz. Auf einer Länge von mehr als 1200 Kilometern Küste ist das Land des roten Drachens dem mitunter rauhen Klima der irischen See ausgesetzt.

Wales, das sind Dünen und Klippen, in der Mitte sanfte Hügelketten, Moore, Heidelandschaften und im Norden das Granitmassiv Snowdonias mit seinen mitunter ungemein kargen, bis zu mehr als 1000 Meter hohen Bergen. Weiter südlich sorgen die Ausläufer des warmen Golfstroms für ein milderes Klima und fruchtbaren Ackerboden. Hier wechseln saftig grüne Wiesen und Eichenwälder mit Moor- und Heidelandschaften, mit weit klaffenden Flussmündungen und riesigen Wasserfällen. Dazwischen befinden sich Kilometer um Kilometer mühsam von Hand aufgeschichtete trockene Steinmauern, sogenannte Dry Walls, die Wales in unzählige kleine Parzellen, in einen riesigen Patchwork ähnlichen Flickenteppich voller landschaftlicher Schönheit verwandeln.

Komplettiert wird die abwechslungsreiche Bilderbuchlandschaft durch prähistorische Grabstätten, rätselhafte Steinkreise, Ruinen mittelalterlicher Kirchen, durch mächtige Kathedralen sowie rund 400 Burgen und Schlösser, durch schnuckelige Fischerdörfer und mondäne Seebäder wie Llandudno oder das niedliche Tenby, durch pulsierende Städte wie Cardiff, Swansea oder Aberystwyth und malerische Dörfer wie St. David´s oder Hay-on-Wye. Nicht zu vergessen sind der Pembrokeshire National Park, der Brecon Beacon´s National Park und der Snowdonia National Park.
Und obschon Wales durch den Union Act von 1536 an England gebunden ist, hat sich das Land seine eigene Kultur und Sprache bis heute bewahrt. Dies drückt sich unter anderem darin aus, dass Verkehrsschilder Englisch und Walisisch sind und eigene Rundfunk- und Fernsehprogramm in Walisisch ausgestrahlt werden.

Dartmoor

Dartmoor

Mit werden automatisch Lowlands, Highlands und Islands, aber auch Lochs, Glens und Bens, Castle und Kirchen, riesige Moorlandschaften, Schafe und robuste Hochlandrinder, Dudelsack, Kilt, Whisky und Haggis in Verbindung gebracht. Das dünnbesiedelte Land im Norden Englands, zu dem nicht weniger als 790 Inseln gehören, macht ungefähr ein Drittel der Gesamtfläche Großbritanniens aus. Andererseits sind hier kaum mehr als zehn Prozent der Briten zu Hause. Von diesen wiederum lebt nahezu die Hälfte in den Ballungsgebieten des schottischen Tieflandes, der Lowlands, zwischen Edinburgh im Osten und Glasgow im Westen.

Seit 1707 gehört Schottland nach mehreren Unabhängigkeitskämpfen zwar zu England, verfügt aber nach wie vor über eine eigene Rechtsprechung und ein eigenes Schulsystem. Weitere Zeugnisse einer weitgehend eigenständigen Identität sind eigene Banknoten und Briefmarken (die englischen sind natürlich auch gültig), eine eigene Kirche wie auch die gälischen Schilder auf der Isle of Skye und in weiten Teilen des Hochlandes.

Südlich der Hauptstadt liegen die Borders, das Grenzland zu England. Unzählige Abteien, Klöster und Burgen erzählen hier die Geschichte von Jahrhunderte währenden Fehden und Kriegen. Westlich der Borders schließt sich das sogenannte "Burns Country" in der Grafschaft Ayrshire an, die auf mannigfaltige Art und Weise vom Erbe des Nationaldichters Robert Burns geprägt ist.

Neben zahlreichen historischen Stätten, Burgen, Schlössern und rund einhundert Destillerien fasziniert in dem Land, in dem die Männer (zumindest bei besonderen Anlässen) Röcke tragen und sich beim Werfen von Baumstämmen messen, besonders die ursprüngliche Landschaft. Überaus sehenswert sind das Hochland, die malerischen Täler, Schlösser und Herrensitze in Perthshire oder die schottische Westküste mit ihren tief eingekerbten Felsenküsten, sandigen Buchten, bizarren Berggipfeln und mäandernden Küstensträßchen. Nicht zu vergessen die pittoresken, mitunter rauhen Inseln: die Basalthöhlen von Staffa, die Sandstrände von Iona, die ehr schroffen Hebriden, die Shetlands oder Orkneys.

Nordirland - das sind mehr als 40 Schattierungen von Grün, das ist landschaftliche Vielfalt mit rauhen Klippen, glasklaren Flüssen, sanften Hügeln, kargen Felskegeln, blühenden Hecken, Ginsterbüschen und Weiden - ein Paradies für Naturliebhaber. Wie bei einer Schüssel liegt der tiefste Punkt in der Mitte am Lough Neagh. Rund um das zentrale Tiefland erheben sich Berg- und Hügelketten, an die sich im Südwesten das Seengebiet von Fermanagh anschließt. Im Norden und Osten erstreckt sich eine wildromantische Küste mit schroffen Klippenformationen und weiten Sandstränden. In Antrim ist mit dem Giant´s Causeway ein 60 Millionen Jahre altes Naturwunder aus Zehntausenden von sechseckigen Basaltpfeilern zu sehen.

, gerade einmal 136 Kilometer lang und 122 Kilometer breit, ist auch ein Land mit erstaunlich verkehrsarmen Straßen und bis auf wenige Ausnahmen schwach frequentierten Sehenswürdigkeiten. Durch die irische See von Großbritannien getrennt, liegt Nordirland an der engsten Stelle nur 21 Kilometer von Schottland entfernt.

Der nördliche Teil der Grünen Insel ist stolz auf eine uralte Kulturlandschaft, zu der frühchristliche und prähistorische Megalithen ebenso gehören wie eine Fülle keltischer Gräber, Hockkreuze, geheimnisvoll wirkende Rundtürme und Klosterruinen, gepflegte Landhäuser und Schlösser. Vielerorts allgegenwärtig ist aber auch das zweite von Bürgerkrieg und Fremdherrschaft geprägte Gesicht. Nichtsdestotrotz entwickelt sich Nordirland mehr und mehr von einem touristischen Niemandsland zu einem echten Geheimtipp - und dies nicht nur für Naturliebhaber.

Karsten-Thilo Raab


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