London for free:

Kostenlose Attraktionen in der britischen Hauptstadt

Text und Fotos: Karsten-Thilo Raab

"The best things in life are free" - so auch in der britischen Metropole und Hauptstadt London. Natürlich lauern auch an der Themse profitgierige Geschäftsleute darauf, den Touristen das Geld förmlich aus der Tasche zu ziehen. Doch gerade diejenigen, die finanziell nicht auf Rosen gebettet sind oder dem teuren Nepp widerstehen können, kommen in good-old London voll auf ihre Kosten. Viele Sehenswürdigkeiten und Attraktionen sind umsonst. Dies bedeutet keinesfalls, daß diese schlechter oder weniger interessant sind als ein verhältnismäßig teurer Besuch bei Madame Tussaud's oder im Tower.

London / Tussaud

Madame Tussaud's

Vielmehr liegen Denkmälern, Monumenten und Museen häufig eine andere Geschäftspolitik zugrunde. Der Eintritt ist zwar frei, doch werden die Besucher am Ausgang gebeten, sofern sie Gefallen an dem Gezeigten gefunden haben, einen Obolus in beliebiger Höhe zu entrichten. Mit Hilfe dieser Spendengelder werden seit Jahrzehnten ganze Ausstellungen in London finanziert, Museen unterhalten, historische Gebäude renoviert. So zum Beispiel das Britische Museum mit seinen beeindruckenden Funden aus Babylonien, dem Griechenland der Antike und nicht zu vergessen den hervorragenden ägyptischen Ausgrabungen und Schätzen. Hinzu kommen wertvolle Kunstsammlungen aus Süd- und Ostasien. Kaum minder beeindruckend ist der, im gleichen Gebäude untergebrachte Lesesaal der British Library, dessen Kuppel mit 47 Meter Durchmesser größer als die des Petersdoms in Rom ist. Zweifelsohne ein Museum, in dem man mühelos Stunden, gar Tage verbringen könnte, ebenso wie im Museum of Mankind in Burlington Gardens.

London / Trafalger Square

Der Trafalger Square bei Nacht

Bei freiem Eintritt zeigt diese Abteilung des Britischen Museums vornehmlich die Kulturen und Lebensweisen nicht-westlicher Völker auf, während die National Gallery am Trafalger Square, die National Portrait Gallery am St. Martin's Place sowie die, am Themseufer gelegene Tate Gallery ein ungeahntes Spektrum an Bildern, Gemälden und Skulpturen vom 13. bis 20 Jahrhundert präsentieren.

London Horse Guard

Aber auch in andere sehenswerte Musentempel kann man sich kostenlos "einschleichen". So in das Science Museum an der Exhibition Road. Dort genießt der Besucher täglich ab 16.30 Uhr freien Eintritt. Bis zur Schließung der Pforten um 18 Uhr verbleiben rund 90 Minuten um alles aus der Geschichte der Wissenschaft von den Anfängen des automobilen Zeitalters bis hin zur Erkundung des Weltalls kennenzulernen.
Gleiches gilt für das Natural History Museum an der Cromwell Road. Wochentags ab 16.30 Uhr sowie am Samstag und Sonntag ab 17 Uhr öffnen sich die Pforten entgeltfrei, laden ein zu einer faszinierenden Sammlung fossiler und lebender Pflanzen und Tiere, Mineralien, Edelsteine und Meteoriten und nicht zu vergessen einer atemberaubenden Dinosaurier-Daueraustellung.

Wem der Sinn mehr nach britischer Tradition und Lebensart steht, für den ist die Wachablösung am Buckingham Palace ein absolutes Muß. Täglich um 11.30 Uhr - im Winter jeden zweiten Tag - wiederholt sich jene beschauliche Zeremonie vor dem Wohnsitz der Königin, sowie dreißig Minuten vorher bei den Horse Guards, der berittene königlichen Leibgarde, an der Regierungsstraße Whitehall.

Ein weiterer Leckerbissen dürfte ohne Frage die feierliche "Ceremony of the keys" am Tower of London, dem Wahrzeichen der Millionenmetropole, sein, wo seit rund 700 Jahren der Chief Warden um 21.40 Uhr unter Begleitung von Wachen die Haupttore der Festung verschließt.

London / Towerbridge

Tower Bridge

Freikarten für das kurzweilige Spektakel können mit einem adressierten, frankierten Rückumschlag im Resident Govenor´s  Office, Queen's House, HM Tower of London, EC-3N4-AB angefordert werden.

London / Big Ben

Besucher die sich nicht nur mit dem Anblick von Big Ben, dem berühmten Uhrwerk des Londoner Parlamentgebäudes begnügen wollen, haben die Möglichkeit von der Besuchergalerie den Sitzungen des britischen Oberhauses, dem sogenannten House of Lords, beziehungsweise des Unterhauses, dem House of Commons, beizuwohnen. Montags, dienstags und mittwochs ab 14.40 Uhr, donnerstags ab 15 Uhr und freitags ab 11 Uhr öffnet sich am St. Stephen's Eingang des Houses of Parliaments, dem einstigen Palace of Westminster, die Pforten für die Besucher des Oberhauses.

Dort finden Interessenten auch werktags um 16.15 Uhr (freitags um 10 Uhr) Einlaß in das Unterhaus. Weitere britische Institutionen, die der Öffentlichkeit kostenlos zugänglich sind, sind die Law Courts an der Prachtstrasse Strand sowie das oberste Strafgericht Old Bailey an der Newsgate Street. Hier kann die englische Rechtsprechung werktags zwischen 10.30 und 13 Uhr sowie zwischen 14 und 16 Uhr live miterlebt werden. An der Gresham Street unweit der Bank of England zieht die Guildhall, das Rathaus der City of London, die Besucher in ihren Bann. In dem alt ehrwürdigen Gemäuer, dessen Originalbau aus dem Jahre 1411 datiert, befindet sich die größte stadtgeschichtliche Sammlung der britischen Hauptstadt. Die Guildhall, in der die Vertreter der Handwerksgilden jährlich den Bürgermeister, den sogenannten Lord Mayor wählen, und in der die "Stadtregierung" tagt, verfügt ferner über eine sehenswerte Krypta aus dem 15. Jahrhundert sowie über einen, mit Wappen der einzelnen Zünfte verzierten Tagungsraum, die Great Hall.

London / Houses of Parliaments

Houses of Parliaments, der einstige Palace of Westminster

Gilt London nicht nur in Insiderkreisen als dichteste Kulturlandschaft der Welt, so wartet auch abseits des üppigen Theaterangebotes so mancher kultureller Leckerbissen auf die Touristen, zudem noch absolut kostenfrei. Erste Adresse in Sachen Unterhaltung ist Covent Garden, einst florierender Blumenmarkt und heute ein attraktives Einkaufszentrum, auf dessen Gelände sich tagein, tagaus Straßenkünstler und Musiker ein Stelldichein geben. Das gebotene Spektrum reicht von Rockmusik über orientalische Klänge bis hin zu Pantomime, Jonglage und Theatervorführungen. Für viele der Artisten und Künstler weit mehr als nur ein Zeitvertreib, haben doch etliche ihre Existenz auf die Einnahmen aus diesen Darbietungen gegründet. Denn nach jeder Show bitten die Künstler mit dem Hut in der Hand um eine kleine Gabe. Wem das Straßentheater nicht zusagt, der sollte zur Mittagszeit oder am frühen Abend das Barbican Centre an der Südseite der Themse aufsuchen, wo nahezu täglich Konzerte gegeben und Theaterstücke vorgeführt werden. Ferner sind dort regelmäßig Kunstausstellungen zu bewundern und Filmvorführungen kostenlos zu sehen. Darüber hinaus bieten zahlreiche Londoner Kirchen anspruchsvolle Mittagskonzerte. Allen voran St. Martin-in-the-Fields am Trafalger Square.

London / Trafalger Square

St. Martin-in-the-Fields am Trafalger Square

Aber auch die "lunch-time-concerts" in St. John's Church am Smith Square stehen an Qualität in nichts nach, werden häufig sogar über den BBC-Hörfunk live ausgestrahlt.

Ungeachtet der kulturellen Vielfalt und des schier unerschöpflichen Sightseeing-Angebots kann auch das Window-Shopping in einem der zahlreichen Einkaufstempeln der Themsemetropole zu einem unvergeßlichen Erlebnis werden. Während das Kaufhaus "Selfridges" an der Oxford Street mehr durch seine Größe und aufwendige Fassade besticht, gilt besonders der aristokratische Lebensmittelhändler "Fortnum & Mason" an der Piccadilly Street als einer der Klassiker unter den Londoner Spezialgeschäften. Hier bedienen Verkäufer im Frack und tragen den Kunden den Einkaufskorb hinterher.

Zum erlauchten Kreis der königlichen Hoflieferanten zählt auch das Nobelkaufhaus "Harrods" in Knightsbridge, einst im Besitz der englischen Königsfamilie.

London / Harrods

Die Außenfassade des Nobelkaufhauses "Harrods" bei Nacht

Mit stilvollen Dekorationen bezaubern die insgesamt 250 (!) Abteilungen die Besucher und Kunden gleichermaßen. Allen voran die Food Halls, die allein 500 Käsesorten zur Auswahl haben. Versorgt mit Wasser aus drei hauseigenen Quellen und Strom aus einem eigenen Elektrizitätswerk behauptet "Harrods", das Kaufhaus der Superlative, jeden erdenklichen Wunsch binnen kürzester Zeit zu erfüllen, wie "Everything London", der bescheiden anmutende Eintrag in das Telefonverzeichnis eindrucksvoll unterstreicht.

Zu den guten alten Klassikern gehören aber auch noch die Bond Street, mit ihren exklusiven Modegeschäften und erlesenen Antiquitätenhändlern, die Regent Street, die für ein ausgezeichnetes Porzellan- und Schmuckangebot bekannt ist und die Oxford Street, seit eh und je die Hauptschlagader der Londoner Einkaufswelt. Der mit South-Kensington, Chelsea und Knightsbridge unlängst eine starke Konkurrenz erwachsen ist. So sind an der Kensington High Street, King's Road und am Sloane Square mittlerweile alle großen internationalen Designer und Modeschöpfer Zuhause.

Natürlich wird London auch seinem Ruf als Mekka für Sammler und Antiquitätenliebhaber gerecht. Ob bei einem Besuch der bekannten Auktionshäuser Sotheby's und Christie's, deren Versteigerungen wochentags zwischen 9.30 und 10 Uhr beginnen, oder bei einem Streifzug über einer der großen Floh- und Antiquitätenmärkte. Das illustre Treiben an der Portobello Road, Petticoat Lane oder rund um Camden Lock zu beobachten, ist ein schier unvergeßliches Erlebnis. Freunde arabischer und afrikanischer Lebensart finden am Brixton Market an der Atlantic Road oder dem Shephard's Bush Market eine basarähnliche Atmosphäre mit fernöstlichem Flair. Erholung finden die Besucher der britischen Hauptstadt in den königlichen Parks, die sich mit einer Gesamtfläche von mehr als 2400 Hektar durch das Herz der Millionenstadt ziehen. Deren größter, der Hyde Park, ist an jedem Sonntag Schauplatz einer urbritischen Einrichtung: Am Speaker's Corner, unweit der Shopping-Meile Oxford Street, schwingen illustre Zeitgenossen im wahrsten Sinne des Wortes Volksreden, äußern ihren Mißmut über die Ungerechtigkeiten auf dem Erdball, rufen ihre Mitmenschen zu mehr Gläubigkeit auf oder erzählen von den Problemen innerhalb ihres ureigenen Minikosmos.

London / Speaker's Corner

Speaker's Corner

Allein die Gestik und Mimik jener, oft als Spinner titulierten Mitmenschen, die sich mit Bierernst das gesetzlich verankerte Recht auf Meinungsfreiheit auf die Fahne geschrieben haben, ist ein Schauspiel für sich, zudem kostenlos. Denn auch oder gerade für die britische Hauptstadt London gilt: "The best things in life are free ..."

 

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