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Winter an der Côte d’Azur

Text und Fotos: Ulrich Traub

Frankreich - Cote d'Azur - Von Mimosen gerahmt: Blick auf die Altstadt von Saint-Tropez

Von Mimosen gerahmt: Blick auf die Altstadt von Saint-Tropez

Es ist einfach nicht die Jahreszeit, um Rosen auf den Strand von Saint-Tropez regnen zu lassen, wie es ein verliebter Gunter Sachs vor vielen Jahren getan haben soll, um die sich sonnende Brigitte Bardot für sich einzunehmen. Niemand da, der als Adressat in Frage käme. Die Strände sind menschenleer im Winter und statt der Rosen blühen die Mimosen.

Frankreich - Cote d'Azur - Exquisite Lage oberhalb der Küste: Bormes-les-Mimosas, Ausgangspunkt der Mimosenstraße

Exquisite Lage oberhalb der Küste: Bormes-les-Mimosas, Ausgangspunkt der Mimosenstraße

Die Natur trägt Gelb an der Côte d’Azur bei Saint-Tropez. Überall säumen blühende Mimosenbäume die Straßen und Plätze. Der Frühling scheint nahe. Bormes-les-Mimosas verdankt den Frühblühern, die bis weit in den März in voller Pracht stehen können, sogar seinen Namen. Und das vollkommen zu Recht, denn die Mimosen scheinen den Ankommenden von allen Seiten zuzuwinken. Mehr noch als das typische Blau der Haustüren und Fensterläden prägen sie das Bild des hübschen Ortes, der auf einer Panoramaterrasse oberhalb des Küstenstädtchens Le Lavandou liegt.

Frankreich - Cote d'Azur - Gesäumt von Mimosen: Spazierweg in Bormes-les-Mimosas

Gesäumt von Mimosen: Spazierweg in Bormes-les-Mimosas

Wer Bormes richtig kennenlernen möchte, muss mindestens 83 ausgetretene Stufen erklimmen. Vorbei an den offenen Ateliers verschiedener Kunsthandwerker gelangt man ins Herz der Altstadt, die sich in den ersten Monaten des Jahres herrlich verschlafen präsentiert. Man ist gut beraten, sich die Öffnungszeiten der Geschäfte und Restaurants zu notieren. Von hier windet sich der Ort aber noch ein paar Etagen höher, krumme Gassen, verwunschene Winkel und überwältigende Ausblicke aufs Mittelmeer inklusive. Wo man das „Gässchen der Liebenden“ durchstreift und auf dem „Platz der Liebesinsel“ eine Pause einlegt, da ist Romantik garantiert, zumal zu dieser Jahreszeit.

Saint-Tropez im Winterschlaf

Frankreich - Cote d'Azur - Provenzalischer Markt par excellence: Auch im Winter lässt der Markt in Saint-Tropez keine Wünsche offen

Provenzalischer Markt par excellence: Auch im Winter lässt der Markt in Saint-Tropez keine Wünsche offen

Neben den blühenden Mimosen ist es die Ruhe in der sonst so rummeligen Küstengegend, die einer Reise im Winter den besonderen Reiz verleiht. Auch auf reichlich Sonnenschein muss man normalerweise nicht verzichten. Im Restaurant hat der Kellner Zeit, mit seinen Gästen ein Schwätzchen zu halten. Auch an den Marktständen in Saint-Tropez, einem provenzalischen Markt par excellence, wo das Angebot jetzt schon riesig ist, geht es eher gemächlich zu. In den umliegenden Patisserien müssen die Einheimischen beim Brotkauf noch nicht Schlange stehen. Manche genießen die Ruhe vor dem Ansturm der Touristen und lassen sich die berühmte Tarte Tropézienne schme-cken, eine mit Orangenwasser parfümierte und mit Puddingcreme gefüllte Brioche. Selbst auf den Caféterrassen am Jachthafen findet man nun problemlos einen Platz.

Frankreich - Cote d'Azur - Noch findet man hier einen freien Platz: Traditionscafé in Saint-Tropez

Noch findet man hier einen freien Platz: Traditionscafé in Saint-Tropez

Gleich gegenüber zeigt das Musée de l’Annonciade in der alten Hafenkapelle aus dem 16. Jahrhundert Werke von Künstlern, die in Saint-Tropez gearbeitet haben – allen voran Paul Signac, der Ende des 19. Jahrhunderts den verschlafenen Fischerort als Inspirationsquelle entdeckt hatte. Berühmte Maler wie Pierre Bonnard, Henri Matisse und Georges Seurat sind ihm gefolgt. Auf ihren Bildern sieht man das farbenfrohe Saint-Tropez der Vergangenheit. Wenn man mal von den Riesenjachten, die die Dimensionen des kleinen Hafens sprengen, und den Auslagen der Luxusgeschäfte absieht, hat sich so viel gar nicht verändert im legendären Jetset-Örtchen – zumindest in der Vorsaison. Einen besonders schönen Blick auf Saint-Tropez und seine Bucht, den auch schon die Maler festgehalten haben, genießt man von der Zitadelle. Das Gelb der Mimosen vor den Ockertönen der Altstadthäuser und dem tiefen Blau des Wassers: Heute greift man hier ganz unwillkürlich zur Kamera.

Frankreich - Cote d'Azur - Legendäre Kulisse, Treffpunkt der Reichen und Schönen: Hafen von Saint-Tropez

Legendäre Kulisse, Treffpunkt der Reichen und Schönen: Hafen von Saint-Tropez

Dezent wie der Duft der Mimosen, die einst Seefahrer James Cook von einer seiner Expeditionen aus Australien mitgebracht hat, präsentiert sich auch dieser Landstrich im Winter: zurückhaltend und unaufgeregt. Bei einer Wanderung an der Küste der Halbinsel von Saint-Tropez, die zu größten Teilen unverbaut geblieben ist, wird man kaum einer Menschenseele begegnen.

In Dörfern wie Grimaud oder Ramatuelle, die in den Hügeln liegen, die hier fast bis zur Küste reichen, haben die Einheimischen jetzt noch viel Zeit, um Pétanque zu spielen. Wer länger zuschaut, kann schon mal zum Mitspielen aufgefordert werden. Dann lernt man auch, dass sich Pétanque von Boule dadurch unterscheidet, dass man vor dem Wurf keinen Anlauf nehmen darf. Hier muss man es wissen, schließlich sollen ganz in der Nähe, in La Ciotat, 1907 zum ersten Mal die Kugeln aus dem Stand geworfen worden sein. Das Spiel, bei dem der Faktor Zeit eine untergeordnete Rolle spielt, passt bestens in die ruhige Vorsaison an der Côte d’Azur.

Frankreich - Cote d'Azur - Der Garten der Domaine du Rayol lädt zu einer Weltreise ins Reich der Pflanzen – natürlich mit Mimosen

Der Garten der Domaine du Rayol lädt zu einer Weltreise ins Reich der Pflanzen – natürlich mit Mimosen

Unter dem Dach des blauen Himmels ist die Erinnerung an den farblosen Winter in unseren Breiten schnell in weite Ferne gerückt. Auch wenn es noch empfindlich kalt werden kann, das kräftige Licht des Südens kitzelt schon beeindruckend viele Farbtöne aus der Landschaft. Ein Spaziergang durch den Garten der Domaine du Rayol, der sich an einer Steilküste bis zu den tosenden Fluten erstreckt, hält dafür reichlich Anschauungsmaterial bereit. In der weitläufigen Anlage zwischen Le Lavandou und Saint-Tropez bricht man zu einer kleinen Weltreise auf, vereint sie doch Pflanzen aus allen Erdteilen – ein sicheres Indiz dafür, dass diese Gegend klimatisch eine Sonderstellung einnimmt. Auch hier haben die Mimosen ihren großen Auftritt. Die gelben Blüten, die den Frühling ankündigen, strahlen so freundlich, dass man aus vollem Herzen neidisch wird.

 

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Der Radweg „Flow Vélo“

In leicht welligem Gelände verläuft die „Flow Vélo“ ab Thiviers in der Dordogne fast 300 Kilometer lang bis auf die Insel d‘Aix im Atlantik.

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"Ein Leben wie Gott in Frankreich", "Savoir vivre" - Sätze, die bei einem Urlaub in Frankreich keine leeren Worte bleiben müssen, vorausgesetzt, man übernimmt ein wenig die Lebensart der Franzosen, besucht Cafés, beobachtet die Menschen beim Boules-Spiel und nimmt sich Zeit für ein Schwätzchen beim Einkauf. Auf einer Reise durch Frankreich können Sie sich auch von den Raffinessen der weltberühmten Küche überzeugen und dazu noch die lokalen Spezialitäten testen.

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Die Gärten von Salagon und Thomassin. Die blühende Hochprovence

Das Frühjahr ist genau die richtige Zeit, um die Flora der Hochprovence zu genießen: gelb und blau blühenden Lein, weiß und rosa blühende Orchideen, gelb blühenden Ginster, roter Klatschmohn und gelber Rainfarn, rosaviolettes Ziströschen oder sonnengelb blühendes Etruskisches Geißblatt. Gärten wie der der Priorat von Salagon sind nicht nur ein Königreich der Düfte und Farben, sondern zugleich ein „Juwel der Botanik“, bewahren sie doch Schätze der Gartenkultur vergangener Zeiten. Vergessene Pflanzen zu erhalten ist Aufgabe des Hauses der Biodiversität am Rande von Manosque, in dessen Garten einige hundert verschiedene Obstsorten für die Nachwelt erhalten werden.

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Via Domitia: Per Rad auf der Römerstraße durchs Geschichtsbuch

Fünf Radwege folgen dem Hinterland der französischen Mittelmeerküste und bieten römische Hinterlassenschaften satt. Auf grünen Wegen, kleinen Nebenstraßen oder Feld- und Waldwegen führen die Rundkurse um die älteste Römerstraße Via Domitia durch Languedoc-Rousillon. Im 2. Jh. v. Chr. wurde mit ihrem Bau begonnen. Einst verband sie Rom mit seinen Provinzen in Spanien und führte so auch durch Gallien, die Provinz Gallia Narbonensis. Auf den geschichtsträchtigen Routen fanden Handelsgüter, Nachrichten aber auch Truppen mit römischen Streitwagen schnell ihren Weg. Auch heute noch, über 2.100 Jahre danach, lassen sich ihre Hinterlassenschaften besichtigen, und zwar per Rad.

Frankreich - Via Domitia

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