Von Insel zu Insel

 Griechenland - Inselhopping im Ionischen Meer zwischen Zakynthos, Kefalonia und Lefkada

Text und Fotos: Dagmar Krappe

Griechenland - Ionische Inseln - Disko-Insel Agios Sostis in der Bucht von Laganas

Zakynthos - der Schildkröten wegen

Giórgos Tamaresis hält verzweifelt Ausschau. Doch auf dem fast spiegelglatten, tiefblauen Meer tanzen nur ein paar weiße Schaumkronen. Auch unter dem Glasboden des Ausflugsbootes schwappen hin und wieder nur kleine Wellen. Soferis hat keine Lust auf Touristen-Bespaßung. Der dicke Panzer der über 60 Jahre alten Schildkröte bleibt verborgen. Seit 20 Jahren bietet Giórgos Schildkröten-Beobachtungstouren in der Bucht von Laganas vor der griechischen Insel Zakynthos an. Heute scheint kein guter Tag zu sein. Also nimmt Giórgos erst einmal Kurs auf die unbewohnte Insel Marathonisi, die von weitem immerhin aussieht wie Kopf und Panzer einer Schildkröte. Glasklares, smaragdgrün schimmerndes Wasser umspült die Felsenbogen, durch die sich einige Taucher schnorcheln.

Griechenland - Ionische Inseln - Insel Marathonisi

Insel Marathonisi

Auf dem Rückweg passiert das Boot die Disko-Insel Agios Sostis (Foto oben), von wo am frühen Vormittag glücklicherweise noch kein Sound übers Ionische Meer schallt. „An die 600 unechte Karettschildkröten gibt es in diesem Gebiet. Von der echten Karettschildkröte unterscheidet sich die „Caretta caretta“ durch einen größeren Kopf und dass sie fünf statt vier Paar Rippenschilde aufweist“, erklärt Giórgos: „Die Tiere können 120 Zentimeter lang und rund 100 Kilogramm schwer werden. Sie ernähren sich von Quallen, Krebsen und Plankton.“ Plötzlich taucht ein mächtiger dunkler Schatten an der Backbordseite auf. Für ein paar Sekunden ragt ein schmaler Kopf aus dem Wasser heraus. Schon ist das scheue Tier mit den riesigen Paddeln wieder untergetaucht. „Das war Maria. Soferis ist größer. Ihn erkenne ich auch am Gesicht“, scherzt Giórgos: „Die Weibchen kommen zwischen Mai und September mehrmals nachts an den Strand und legen in einer Grube bis zu 120 Eier ab, die von der Sonne ausgebrütet werden. Auch die Jungen schlüpfen in der Dunkelheit. Mit Hilfe des Mondlichts finden sie den Weg ins warme, schützende Wasser.“

Griechenland - Ionische Inseln - Zakynthos - Panagiota verkauft Caretta-caretta-Motive im Bergdorf Anafonitria

Panagiota verkauft Caretta-caretta-Motive im Bergdorf Anafonitria

Die „Caretta caretta“ ist das Symbol Zakynthos’ und eine Haupttouristenattraktion neben Sonne, hellgelben Sand- und Kieselstränden, sanften, grünen Höhenrücken und einem Meer, das in allen Schattierungen leuchtet, was die Farbpalette zwischen Blau und Grün zu bieten hat. Vor allem im Bergdorf Anafonitria weben und besticken Frauen Teppichläufer, Kissenbezüge und Tischdecken am liebsten mit Schildkrötenmotiven.

Griechenland - Ionische Inseln - Zakynthos - Strand in Tsilivi im Osten der Insel

Strand in Tsilivi im Osten der Insel

Anfang der 1980er Jahre entwickelte sich langsam der Tourismus auf den Ionischen Inseln vor der griechischen Westküste, von dem heute die meisten Einwohner neben Wein- und Olivenanbau leben. Wasja Pensky war vier Jahre alt, als seine Eltern aus Stuttgart nach Zakynthos auswanderten, um Ferienwohnungen zu eröffnen. „Das ist 33 Jahre her“, erzählt er: „Seit sechs Jahren arbeite ich in der Ölmühle „Aristeon“ in Lithakia, die es seit 1850 als Familienbetrieb gibt. In einer kleinen Freiluftausstellung demonstriert er den Weg der Olive von der Ernte bis zum flüssigen Gold. „Viele Bäume sind an die 600 Jahre alt. Früchte tragen sie nur alle zwei Jahre“, weiß Wasja: „Ein knorriger Baum auf der Insel bringt es sogar auf 2.500 Jahre. Er ist inzwischen ein beliebtes Fotomotiv.“

Griechenland - Ionische Inseln - Zakynthos - 2500 Jahre alter Olivenbaum

Kefalonia – die Auferstandene

Gertenschlanke Zypressen ragen in den blassblauen Himmel. Üppige Pinien- und Kiefernwälder überziehen Kefalonia, die größte der Ionischen Inseln. Den Bergkamm des Ainos krönen die kerzengeraden, dunkelgrünen Kefalonischen Tannen. Maulbeerbäume, Palmen, Oleander und Ginster säumen die Straßen ebenso wie Weinreben und Olivenbäume.

Ein dumpfer Schlag. Ein leichtes Schwanken. Hunde, die nicht aufhören wollen zu bellen. Schließlich ist nur noch ein zartes Vogelgezwitscher zu hören, und die Sonne sendet ihre ersten Strahlen auf das Eiland hinunter. Es ist nicht Zeuss, der wegen der ungelösten Finanzkrise zürnt. Im Ionischen Meer stoßen die eurasische und die afrikanische Kontinentalplatte aufeinander, und das bekommt man hin und wieder zu spüren. 1953 wurde ein Beben der Stärke 7,2 für Kefalonia zum Schicksal und Neuanfang.

„Diese Erschütterung heute Morgen hatte nur eine Stärke von 3,3 auf der Richterskala“, informiert Inselkennerin Kathrin Ommert, die seit fast 25 Jahren Gäste in jeden Winkel Kefalonias führt. „Vor über 60 Jahren zerstörte das schwere Erdbeben nahezu die gesamte Insel. Erhalten blieben nur wenige Häuser im Norden in Fiskardo. Dort wo die Fähren zur Nachbarinsel Lefkada ablegen.“ Viele Einwohner wanderten danach in die USA, nach Kanada und Australien aus. Andere begannen mit dem Wiederaufbau im venezianischen Stil und erdbebensicher bis Stärke 8,0.

Griechenland - Ionische Inseln - Kefalonia - Nur in Fiskardo sind noch Haeuser von vor 1953 erhalten

Nur in Fiskardo sind noch Haeuser von vor 1953 erhalten

Die Ionischen Inseln unterlagen dem Einfluss vieler Völker. Venezianer, Türken, Franzosen, Russen, Briten wirkten hier. Wobei sich der venezianische Einfluss, der über mehrere hundert Jahre bis zum Ende des 18. Jahrhunderts andauerte, am nachhaltigsten erwies. Nicht weißgetünchte Gebäude mit blauen Fensterläden prägen die Eilande, sondern bunt gestrichene Häuschen mit roten Ziegeldächern. Erst 1864 erfolgte der Anschluss an Griechenland. Zu den Hauptinseln von Nord nach Süd zählen Korfu, Paxos, Lefkada, Ithaka, Kefalonia, Zakynthos sowie Kythira, eine Insel vor der Südostspitze des Peloponnes.

Griechenland - Ionische Inseln - Kefalonia - Tropfsteinhöhle Drogarati bei Sami eröffnet 1963

Tropfsteinhöhle Drogarati bei Sami eröffnet 1963

Auch Kefalonia ist ein Paradies für Sonnenanbeter, Wassersportler und Wanderer - und für „Höhlenforscher“. Ein gigantisches Ausmaß hat die vor 300 Jahren nach einem Erdbeben entdeckte Tropfsteinhöhle Drogarati bei Sami an der Ostküste. Gelborange Stalaktiten hängen wie riesige Vorhänge von der Decke. Während sich ihnen glasartige Stalagmiten entgegen recken und einzelne Räume formen. Man spaziert über rote Teppiche, um auf den nassen Wegen nicht auszurutschen. „Opernsängerin Maria Callas, einst die Geliebte des Reeders Aristoteles Onassis, war von der Akustik so begeistert, dass sie als erste in der Höhle ein Konzert gab. Seit dem folgten viele Auftritte anderer Künstler“, sagt Kathrin Ommert: „Ganzjährig herrschen hier angenehme 17 Grad.“ Nur wenige Kilometer entfernt schippern Ruderboote über den Höhlensee Melissani. „Eine Legende besagt, dass hier die Nymphe Melissani ertrank, als Gott Pan sie abwies.“ Eine Höhlenkammer liegt im Dunkeln. Durch das eingestürzte Dach der anderen dringen Sonnenstrahlen und hüllen den See in ein magisches Licht.

Lefkada oder Lefkas – stolz auf einen deutschen Archäologen

Griechenland - Griechen lieben Süßigkeiten - Geschäft in Lefkada-Stadt

Griechen lieben Süßigkeiten - Geschäft in Lefkada-Stadt

Der ganze Stolz der Einwohner von Lefkada-Stadt auf Lefkas, der nördlichsten der drei Inseln, ist das Archäologische Museum. Der aus Wuppertal stammende Archäologe Wilhelm Dörpfeld trug um 1900 Funde aus der Jungstein- und Bronzezeit (Haushalts- und Arbeitsgeräte aus Ton, Waffen und Schmuck) aus den Grabhügeln im weiter südlich gelegenen Ort Nydri zusammen. Sein eigenes Gab befindet sich gegenüber auf der Halbinsel Agia Kyriaki.

Griechenland - Ionische Inseln - Lefkada - Archäologisches Museum - Ausgrabungen von Wilhelm Dörpfeld

Archäologisches Museum - Ausgrabungen von Wilhelm Dörpfeld

Steinreiche Jetsetter lockte hingegen ab Anfang der 1960er Jahre Aristoteles Onassis nach Nydri, nachdem er Skorpios, eine der über 20 kleinen vorgelagerten Inseln, erworben hatte. Hier verbrachte er mit seiner zweiten Frau Jackie, der Witwe des ermordeten amerikanischen Präsidenten John F. Kennedy, und vielen Freunden rauschende Sommer. Seine Enkelin und Erbin Athina verpachtete Skorpios auf 100 Jahre an die Tochter eines russischen Milliardärs. Im Hafen von Nydri steht ein lebensgroßes Denkmal des Reeders Onassis. Die Yachten und Boote, auf die er blickt, wirken an diesem Sommerabend eher bescheiden.

 

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