Reiseführer Istanbul

Hagia Sophia (Ayasofya)

Ein Besuch der Hagia Sophia zählt zu den absoluten highlights eines jeden Istanbulaufenthaltes, zählt sie doch zu den herausragenden Bauten der Weltarchitektur. Sie ist sowohl ein Symbol der langen christlichen byzantinischen Ära – fast 1000 Jahre lang war sie das geistliche Zentrum der byzantinischen Welt und mit Abstand das größte Gotteshaus der christlichen Welt-  wie auch des islamischen Istanbul, dem sie als Hauptmoschee der Stadt diente.

Hagia Sophia, Istanbul

Geschichte

Laut einer Überlieferung soll bereits Konstantin der Große im Jahr 325 hier eine erste Basilika errichtet haben, die aber 404 bei einem Brand zerstört wurde. Ein weiterer Nachfolgebau entstand unter Theodosius III. der 415 eine fünfschiffige Kirche errichten ließ. Während des Nika-Aufstandes 532 wurde auch dieses Gotteshaus zerstört. Kaiser Justinian I. beabsichtigt daraufhin, an dieser Stelle das größte Gotteshaus des Christentums zu errichten. Mit diesem einzigartigen Bau beauftragte er berühmte Architekten aus Kleinasien – Anthemios aus Tralles, der heutigen Stadt Aydin und Isidoros aus Milet. In nur fünf Jahren vollendeten 10 000 Arbeiter einen Bau, der eine Synthese aus Zentral- und Kuppelbau war, ein einmaliges Bauwerk in der damaligen Zeit. 537 wurde die Hagia Sophia eingeweiht, doch bereits 588 stürzte die Kuppel bei einem Erdbeben ein. Sie wurde daraufhin um knapp 7 Meter erhöht, in ihrem Durchmesse  aber verkleinert, so dass 563 eine erneute Einweihung der Kirche stattfinden konnte. Mehrmals noch fügten Erdbeben dem Gebäude Schäden zu, immer wieder mussten Verstärkungen angebracht werden, bis die Hagia Sophia ihr heutiges, etwas klobiges Aussehen erhielt.

Kurz nach dem Fall Konstantinopels wurde die Hagia Sophia zur Moschee umgewandelt, nach und nach wurden Minarette angebaut, die zwei dickeren am westlichen Ende stammen von dem berühmten Architekten Sinan. Bis zum Bau der Blauen Moschee diente die Hagia Sophia als Hauptmoschee der Stadt, fünf Sultane wurden in unmittelbarer Nähe beigesetzt.

Sehenswertes

Die Hagia Sophia besteht aus einem Vorraum (Narthex), unterteilt in den so genannten Exonarthex (äußere Vorhalle) und Esonarthex (Innere Vorhalle), aus dem Hauptraum mit seinen drei Schiffen, einer Empore und dem Garten. Das Gebäude betritt man normalerweise von Westen her. Bevor man das Gebäude betritt, kann man linkerhand Reste der alten Hagia Sophia sehen, die aus dem 5. Jh. stammen.

Mosaik in der Vorhalle der Hagia Sophia, Istanbul

Das älteste, erhalten gebliebene Mosaik findet man in der Vorhalle, es stammt aus dem 9. Jh.

Vom  relativ schmucklosen Exonarthex führen mehrere verzierte bronzene Türen in die eigentliche Vorhalle, den Esonarthex, der auch rein optisch schon als Teil des Gotteshauses erscheint. Die innere Vorhalle ist 60 Meter lang und 11 Meter breit und mit wertvollen Marmorarbeiten verziert. Über dem so genannten Kaisertor in der Mitte, über das der Kaiser einst den Hauptraum betreten hatte, befindet sich ein sehenswertes, mit Blattgold verziertes Mosaik aus dem 9. Jh. – das älteste in der Kirche – mit Christus auf dem Thron in der Mitte. Die Schrift in seinen Händen trägt die Worte: „Friede sei mit euch. Ich bin das Licht der Welt“. Zu seinen Füßen der Stifter des Bildes, Kaiser Leo VI. (886 – 912), die Medaillons zu beiden Seiten Christi zeigen die Mutter Maria (links) und den Erzengel Gabriel (rechts). Rechter Hand im Esonarthex stößt man oberhalb des Tores auf ein weiteres Mosaikbild. Es zeigt Maria mit dem Jesuskind im Zentrum, zur Rechten huldigt ihr Kaiser Konstantin mit einem Stadtmodell von Konstantinopel, zur Linken Justinian mit einem Modell der Hagia Sophia. Das bronzene Ausgangstor aus dem 2. Jh. v. Chr. stammt aus einem Tempel in Tarsus, der Geburtsstadt des Paulus.

Hauptraum der Hagia Sophia, Istanbul

Betritt man nun den Hauptraum, so wird man sogleich gefangen genommen von der Weite des Raums.  Die zentrale Kuppel ist 56 Meter hoch und 32 Meter breit. Getragen wird sie von vier starken Pfeilern, die Granitsäulen im Erdgeschoß stammen aus dem Hafengymnasium von Ephesus. Zahlreiche Fenster unterstreichen durch ihr Licht die scheinbare Leichtigkeit der Kuppelkonstruktion, die in mehrere Nischen und weitere Halbkuppeln übergeht. Die hier verwendete Materialien stammen aus unterschiedlichsten Teilen des Reiches, da gibt es Säulen aus dem Apollo-Tempel in Baalbek, Marmorplatten von den Marmara-Inseln und Porphyr-Platten aus Ägypten. In der Nordwestecke findet man die bekannte „Schwitzende Säule“, die sich stets etwas feucht anfühlen soll und die  - wie sollte es anders sein – Wunder bewirken und von mancher Krankheit befreien soll.

Mihrab in der Hagia Sophia, Istanbul

Der Mosaikschmuck stammt aus unterschiedlichen Jahrhunderten, auf das 9. Jh. ist ein Mosaikbild in der Apsiskuppel zu datieren, das Maria mit dem Christuskinde zeigt. Gleich daneben der 5 Meter große Erzengel Gabriel, dem ein Flügel fehlt. In der Apsis liegt die nach Mekka ausgerichtete Mihrab (s. Foto), links davon auf antiken Säulen die Sultansloge, ein Werk von Caspar Fossati. Rechts der Apsis der Minbar (Freitagskanzel), die von Süleyman dem Prächtigen gestiftet wurde. Davor die marmorne Vorbetertribüne, von der aus aus dem Koran vorgelesen wurde. 8 Meter breite Rundschilder im Vorraum tragen die Namen Allahs, Mohammeds, der vier Kalifen und der beiden Enkelsöhne des Propheten in arabischer Schrift.

Die Galerien an den Längsseiten des Hauptschiffes waren einst den Frauen vorbehalten. Hier findet man prächtige Mosaikbilder. In der Nordgalerie stößt man auf ein Mosaik von Kaiser Alexander, umgeben von vier Medaillons. Die Südgalerie birgt das berühmte Deesis-Mosaik aus dem 14. Jh. Nur drei Köpfe sind von dem ursprünglichen Mosaik noch übrig geblieben, sie zeigen den segnenden Jesus in der Mitte, flankiert von Maria und Johannes dem Täufer. An der Ostwand der südlichen Empore erblickt man den thronenden Jesus mit dem Evangelium, daneben die byzantinische Kaiserin Zoe mit ihrem dritten Gemahl, Kaiser Konstantin IX. Monomachos. Gleich daneben die Muttergottes mit dem Kinde, links von ihr Kaiser Johannes II. Komnenos und Kaiserin Irene.

Mosaik in der Hagia Sophia, Istanbul

Dieses Mosaik in der Südgalerie zeigt Maria mit dem Kind,
links davon Kaiser Johannes II., rechts Kaiserin Irene

Der Reinigungsbrunnen im Südwesten des Hofes wurde um 1740 erbaut, er ist ein schönes Beispiel für den türkischen Rokoko des 18. Jhs. Aus der Mitte des 19. Jhs. stammt das Uhrenhaus, erbaut von den Brüdern Fossati, es war einst Arbeitsstelle des Moscheeastronomen.


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