Von Lyra, Bouzouki und Baglamas

Musikinstrumente aus Kreta

Antonios Stefanakis spielt auf einer seiner Bouzoukis

Antonios Stefanakis spielt auf einer seiner Bouzoukis

Das Bergdorf Zarós nördlich der Messará-Ebene ist bekannt für sein klares Quellwasser und seine Forellenzuchtanlagen. Doch musikbegeisterte Kreter - und welcher wäre das nicht! - verbinden mit dem Ort noch einen anderen Namen: Antonios Stefanakis. Mitten im Dorf stößt man auf die kleine Werkstatt samt angrenzendem Verkaufsraum dieses Instrumentenbauers, der sich über interessierte Besucher freut. Jeder Lyra- und Bouzoukispieler Kretas kennt seinen Namen, denn Stefanakis gehört zu den wenigen noch verbliebenen namhaften Instrumentenbauern der Insel.

Im Vordergrund seines Schaffens steht die Lyra, das klassische melodische Instrument der kretischen Volksmusik. Das dreisaitige Streichinstrument mit seinem birnenförmigen Korpus wird beim Spielen vertikal auf das linke Knie aufgestützt, vor dem Körper gehalten und mit einem Bogen gestrichen. Stefanakis baut den Korpus der Lyra aus einem Stück und verwendet ausgewähltes weißes oder schwarzes Zedernholz. Als eine Art Weiterentwicklung der Lyra kann man die so genannte Geigenlyra oder Violo-Lyra betrachten, die - wie eine Violine - vier Saiten besitzt.

Das zweite klassische Instrument der kretischen Volksmusik ist die Bouzouki mit sechs oder acht Saiten; ihre "kleinere Schwester" nennt man Baglamas. Sowohl als Begleit- als auch als Soloinstrument gehören schließlich noch die Mandoline und die kretische Laute zum Instrumentarium traditioneller Inselmusik.

Bei Antonios Stefanakis, der übrigens gut Deutsch spricht, finden Sie nicht nur all diese Musikinstrumente; wenn er selbst spielt, füllt er sie sehr gekonnt mit Leben. Ein Blick in die Werkstatt, auf Rohmaterial und halb fertige Instrumente macht auch dem Laien rasch deutlich, wieviel Mühe und Erfahrung für die Herstellung solcher klingender Kunstwerke notwendig sind. Um so erstaunlicher sind die moderaten Preise, die dafür verlangt werden.

Für die Decken der Instrumente verwendet Stefanakis libanesisches Zedernholz, dem er besonders gute Eigenschaften zuschreibt. Für ausgewählt edle Stücke - die allerdings Profispielern vorbehalten sind - hat der Meister sogar noch jahrhundertealtes Holz aus venezianischer Zeit vorrätig, das einen besonders feinen Klang ermöglicht.

Die gesamte Lebendigkeit und Vielfalt der kretischen Musikinstrumente können Sie erleben, wenn Sie an einem der echten Volksmusikabende teilnehmen oder das Glück haben, Gast einer dörflichen Feier zu sein. Eine traditionelle kretische Feier ist ohne Mandinades undenkbar, jene oft spontan improvisierten Zweizeiler meist satirischen, sozialen oder erotischen Inhalts. Bei den Tänzen, von Lyra und Laute begleitet, unterscheidet man fünf Arten: Da wäre zum einen der Pentozalis, ein kraftvoller und feuriger Tanz mit häufig machtvollen Sprüngen, der von Männern und Frauen in einem offenen Kreis getanzt wird. Der Siganos wiederum bildet den Beginn eines Pentozalis; er wird langsam getanzt und von leisen Lyraklängen begleitet. Der Syrtos ist in ganz Griechenland bekannt: Männer und Frauen tanzen dabei in Kreisform und halten sich in Schulterhöhe an den Händen. Der Katrinos dagegen ist ein reiner Männertanz, den mächtige Sprünge auszeichnen. Schließlich ist noch der Sousta zu erwähnen. Er wird von Paaren getanzt, und sein erotischer Ursprung ist noch heute deutlich erkennbar.





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