Kroatien zwischen Kultur und Kulinarik

Genussreise mit dem Majestic Imperator Train von Wien nach Kroatien

Text und Fotos: Dagmar Krappe und Axel Baumann

Wer Kultur mit Kulinarik verbinden will, der is(s)t in Kroatien richtig. Am besten schon bei der Anreise. Ganz nostalgisch im Nachbau des ehemaligen k. u. k.-Hofzuges zuckeln Bahnliebhaber mit dem „Majestic Imperator Train“ von Wien nach Opatija in Kroatien und lassen sich mit Speisen und Getränken stilvoll wie zu Kaisers Zeiten verwöhnen.

Majestic Imperator Train - Salon Ambassador

Salon „Ambassador“

Wien-Meidling (1) : Regelzug OEC 151 nach Ljubljana fährt ein. Direkt hinter die Lok des Zuges sind drei Sonderwaggons mit klangvollen Namen wie „Ambassador“, „Elisabeth“ und „Salon I“ gekoppelt. Trotz weniger Minuten Aufenthalt bleibt noch Zeit, den roten Teppich auf dem Bahnsteig auszurollen.

Majestic Imperator Train - Besitzer Gottfried Rieck und Consulent Friedrich Lechner

Besitzer Gottfried Rieck und Consulent Friedrich Lechner

„100 Jahre nach dem Bau des Original-k. u. k.-Hofzuges wollte ich mir meinen Lebenstraum erfüllen und den Salonzug des österreichischen Kaiserpaares Franz-Joseph I. und Elisabeth („Sisi“) zu neuem Leben erwecken, um Menschen luxuriöses Reisen in alter Tradition mit dem Komfort von heute zu ermöglichen“, erzählt Zugbesitzer Gottfried Rieck. Er selbst war 25 Jahre als Heizer und Lokführer bei der Österreichischen Bundesbahn beschäftigt. Seit 1991 rollt der „Majestics“ nun schon mit fünf Abteil-, einem Salon- und einem Coupé-Wagen durch Europa. Von Wien nach Opatija immer im April und Oktober.

Gleich nach der Abfahrt aus Wien wird im Wagen „Elisabeth“ das Frühstück serviert. Der Waggon besteht aus vier Abteilen mit jeweils sechs plüschigen Sitzplätzen und einem Salon mit kleinen Esstischen für 24 Personen. Für den Genuss der exquisiten Zigarre gibt es immer noch ein Raucherabteil. Die Wände der Nostalgiewaggons sind mit Mahagoni vertäfelt. An den weißen Deckenrändern glänzt goldfarbener Stuck. Messingverzierte Wandleuchter und schwere blaugoldene Fenstervorhänge geben den Abteilen eine gediegene Atmosphäre. Blau war die Lieblingsfarbe der Kaiserin. „Salon I“ ist für diese Reise als Spielcasino eingerichtet. Am Black-Jack-Tisch können Spielsüchtige ganz ohne Geldeinsatz und nur zum Zeitvertreib eine abgewandelte Form von „17 und 4“ erlernen.

Majestic Imperator Train - Frühstück im Salon Elisabeth

Frühstück im Salon "Elisabeth"

Nach dem Frühstück ändert sich die Landschaft. Die Wiener Vororte liegen schon weit zurück. Es wird hügeliger. Weiß bepuderte Berge erscheinen am Horizont. Der Zug legt sich immer häufiger in die Kurve. Zwischen den Orten Gloggnitz (2) und Mürzzuschlag (3) folgt der 41 Kilometer lange Abschnitt „Semmering“. Dieser Schienenweg wurde 1854 als erste normalspurige Gebirgsstrecke Europas in Betrieb genommen und somit eine durchgehende Verbindung von Wien nach Triest geschaffen. Im damals beginnenden Eisenbahnzeitalter galt es eine Höhendifferenz von 457 Meter zu überwinden. Der höchste Punkt liegt auf 896 Metern. Die Strecke, die 1998 als erste Bahnlinie in das Weltkulturerbe der UNESCO aufgenommen wurde, umfasst 16 Viadukte, 15 Tunnel und 100 Bogenbrücken. Nur aus Steinen, ohne Stahl und Eisen errichtet.

Istrien kulinarisch

Ab Ljubljana (4) wird nicht nur die Landschaft, sondern auch die Speisenfolge mediterraner. Zur Einstimmung gibt es kroatische Spezialitäten: Paski Sir (Schafskäse) von der Insel Pag, Prsut (Schinken) aus Istrien und einen spritzigen Slahtina Wein, der auf der Insel Krk beheimatet ist.

Opatija - „Kaiser-Franz-Joseph-Promenade“

„Kaiser-Franz-Joseph-Promenade“

Nach knapp zehn Stunden fährt der Zug in Opatija-Matulji (5) ein. „Der Grundstein des österreichisch-ungarischen Riviera-Tourismus wurde 1844 gelegt, als der Kaufmann Igino Scarpa eine schmucklose Villa im damaligen Abbazia (heute Opatija) erwarb und in ein komfortables Sommerhaus namens Villa Angiolina umbaute“, berichtet Stadtführerin Larvina. Wie zu Kaisers Zeiten flanieren Besucher auf dem zwölf Kilometer langen „Lungomare“, der seit 1996 auch den Namen „Kaiser-Franz-Joseph-Promenade“ trägt. Sie beginnt am Hafen von Volosko und endet in Lovran, einem 3.200-Einwohner-Städtchen, das zu den ältesten Siedlungen der Riviera zählt. In Opatija führt der Weg durch den Park Angiolina unweit der gleichnamigen Villa. „Seit 1885 wachsen hier mehr als 150 Pflanzen aus aller Welt, die zum Teil Seeleute von ihren Reisen mitbrachten - Mammutbäume, kaukasische Tannen, schwarzer Bambus und japanische Bananen“, berichtet Larvina: „Die 150 Jahre alte Kamelie, die ein Jesuitenmönch nach Europa brachte, ist heute das Wahrzeichen der Stadt.“

Die Halbinsel Istrien

Istrien - Euphemia Kirche in Rovinj

Euphemia Kirche in Rovinj

An die Kvarner Bucht schließt sich als westlichster Teil Kroatiens die Halbinsel Istrien an. Wie an einer Perlenkette aufgezogen reihen sich die Hafen- und Badestädte Pula (6), Rovinj (7), Vrsar (8), Poreč (9), Novigrad (10) und Umag (11) aneinander. Ursprünglich waren es römische Siedlungen. Ihr heutiges Aussehen erhielten sie im Mittelalter. „Auf dem höchsten Punkt jeder Stadt befindet sich die Kirche mit Verteidigungsmauer“, bemerkt Gästeführer Zoran Jeremič: „Jeder Ort verehrt einen anderen Heiligen.“ In Rovinj ist die Kirche aus dem 17. Jahrhundert der heiligen Euphemia gewidmet. „Sie wurde in einem marmornen Sarkophag im Jahre 800 an Land gespült“, weiß Zoran: „Euphemia stammt aus der Nähe von Konstantinopel, dem heutigen Istanbul. Während der Christenverfolgung im Jahre 304 wurde sie zu Tode gefoltert.“ Auf der Kirchturmspitze in Rovinj steht eine mit Metall ummantelte drei Meter hohe Holzfigur der Heiligen auf einem Rad, das sich bei Wind in unterschiedliche Richtungen dreht. „So zeigte Euphemia früher den Seeleuten, woher der Wind weht und wie das Wetter wird“, erklärt der Gästeführer.

Istrien - Heilige Euphemia in Rovinj

Heilige Euphemia in Rovinj

Entlang der Küstenstraße geht es weiter über den Limski-Kanal oder Lim-Fjord. Pinien und Akazien wechseln sich ab. Knorrige Olivenbäume mit silbrigen Blättern wachsen auf roter, eisenhaltiger Erde.


Gaumenfreuden in Kroatien

Wer mit dem Zug stilvoll und kulinarisch verwöhnt angereist ist, muss auch in Istrien nicht auf Gaumenfreuden verzichten. Seit Jahren ist es ein aufstrebendes Kulinarikgebiet zwischen bodenständigen Konobas (ländliche Wirtshäuser) und mit Gault Millau Hauben dekorierten Spitzenrestaurants. Im Frühjahr kommen Fisch- und Fleisch-Gerichte mit wildwachsendem Spargel auf den Teller, im Herbst mit schwarzen und weißen Trüffelpilzen.

Olivenöl mit verschiedenen Brotsorten ist der Beginn eines jeden Menüs. Ausblick ins Tal der Trüffel entlang des Mirna-Flusses, auf Weingärten und Olivenhaine bietet die Burgstadt Motovun (12) bei einem Rundgang auf der Stadtmauer. Etwas weiter nördlich in Momjan (13) betreibt Marino Markežić sein Weingut Kabola: „Typisch istrische Weine sind der weiße Malvasier, der rote Teran und Muskatellerwein.“

Istrien - Hinterland bei Motovun

Hinterland bei Motovun

In Rovinj unterhalb der Euphemia-Kirche hat Danijel Dekič mit seiner holländischen Frau Tjitske die elterliche Konoba „Monte“ vor einigen Jahren zu einem Gourmet-Restaurant ausgebaut. Menü-Kreationen wie Cappucino-Suppe mit Spargel, Kaviar auf Tapioka und Safran und Makrele im Spinatmantel krönte Gault Millau mit drei Hauben. Auch Kaiser Franz-Joseph hätte gegen diese Krönungszeremonie wohl kaum etwas einzuwenden gehabt.

 

Reisemagazin schwarzaufweiss

 

Dubrovnik gestern und heute

Früher hielten die knapp zwei Kilometer langen und bis zu sechs Meter dicken Steinmauern rund um die Stadt feindliche Truppen davon ab, die Stadt Ragusa zu erobern. Sie waren so wichtig, dass sogar Papst Pius der II. Geld schickte, damit die Mauern im Jahr 1459 verstärkt werden konnten – insbesondere, um die Stadt vor den Türken zu schützen. Heute freilich halten die Mauern einen anderen Feind vom historischen Stadtzentrum fern – die gewaltige Blechlawine, die sich tagtäglich durch die Außenbezirke des beliebten dalmatinischen Touristenziels schiebt.

Kroatien - Dubrownik

Mehr lesen ...

 

Weinstraßen und romantische Hafenstädte im Süden Dalmatiens

Wer wissen will, wo der Dingač seinen vollmundigen, reifen Geschmack erhält, der muss von Potomje aus durch einen 400 Meter langen, engen, einspurigen Tunnel fahren, den die Winzereigenossenschaft im Jahr 1975 hat bauen lassen. Wenn die Straße aus der Erde wieder austritt, eröffnet sich ein phantastischer Panoramablick. Rechts und links des Weges finden sich kleine, niederwüchsige Weinstöcke auf einem steindurchsetzten Karstboden, weiter unten spülen die sanften Wellen der Adria an die Südwest-Küste der süddalmatinischen Halbinsel Pelješac. Hier also ist das Ursprungsgebiet einer der besten Rotweinsorten Kroatien.

Im Süden Dalmatiens

Mehr lesen ...

Die kroatische Hauptstadt Zagreb

Zagreb legt großen Wert darauf, als mitteleuropäische Metropole gesehen zu werden. Mit Recht. Der Blick der Kroaten geht traditionell mehr nach Westen als nach Süden und Osten. Obwohl auch diese Nachbarländer wichtige Handelspartner sind. Der Besucher merkt das auf Schritt und Tritt.

Kroatien - Zagreb

Mehr lesen ...