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Die Seele eines Landes offenbart sich in der Musik

Musik aus aller Welt

Winfried Dulisch präsentiert

Monaco

Hörtipps für Musik- und Reisefreunde sind zu finden unter

Musik aus aller Welt.

Kammermusik statt Motorenlärm


Formel 1? Spielcasino? Fürstliche Hochzeiten? – Es gibt noch genügend andere Gründe für einen Besuch in Monte Carlo.

Monte-Carlo ist mit 0,44 Quadratkilometern der größte Stadtbezirk im Fürstentum Monaco. Dieser zweitkleinste Staat der Welt – nur der Vatikan ist noch kleiner – bringt es mit seinen insgesamt neun Stadtbezirken auf gerade mal zwei Quadratkilometer. Zum Vergleich: der Berliner Stadtteil Kreuzberg hat die fünffache Grundfläche von Monaco.

Ein Drittel der 160.000 Einwohner von Kreuzberg sind Migranten. In Monaco liegt der Ausländer-Anteil bei 78 Prozent. Neben seiner herrlichen Lage an der sonnigen Riviera ist das Fürstentum bei den Zuwanderern vor allem deshalb so beliebt, weil Privatpersonen hier keine Steuern zahlen. Allein schon deswegen besitzt die Hälfte der 37.000 Einwohner ein Millionenvermögen. Damit das auch so bleibt, arbeitet jeder 70. Untertan des Fürsten Albert II. als Polizist und sorgt für eine pieksaubere Kriminalstatistik.


Kathedrale Notre-Dame-Immaculée


Gegen äußere Anfeindungen beschützt das Corps des Sapeurs-Pompiers die Monegassen. Diese 135 Soldaten werden als Feuerwehrleute und Zivilschützer eingesetzt, denn Monaco vergrößert seine Staatsfläche ohne kriegerische Aktionen zum Beispiel durch den Bau von schwimmenden Inseln. Die drittkleinste Streitmacht der Welt ist also eine Operettenarmee.

Große Oper

Die große Oper wird gespielt in der Opéra de Monaco. 1878 wurde sie als Erweiterung des Spielcasinos erbaut und seitdem immer wieder mit neuen künstlerischen und architektonischen Finessen ausgestattet. 2005 wurde im Opernhaus nach vierjähriger Umbauzeit die Inthronisation von Albert II. gefeiert. Dabei ist der Fürst eigentlich Elvis-Fan, der schon mal inkognito die Geburtsstätte seines Idols in Tupelo, Mississippi, besuchte.

Alberts Schwester Caroline Louise Marguerite Prinzessin von Hannover und Monaco, geborene Grimaldi, orientiert sich mehr an ihrer Mutter Gracia Patricia, die vor ihrem zweiten Leben als Fürstin von Monaco die Hollywood-Diva Grace Kelly gewesen war. Als monegassische Landesmutter hatte sie nicht nur die vielen – als Wohltätigkeitsveranstaltungen getarnten – rauschende Ballnächte organisiert, für die Monte Carlo berühmt ist.


Kathedrale Notre-Dame-Immaculée

1962 hatte Gracia Patricia im Fürstentum das Frauenwahlrecht durchgesetzt. Neben sozialen Projekten engagierte sich die Fürstin für nachhaltig wirkende Kultur-Projekte. Die von ihr gegründete Académie de danse classique Princesse Grace gilt heute als eine der bedeutendsten Ballett-Ausbildungsstätten Europas.

Musik und Tanz

Nach dem Tod ihrer Mutter (1982) übernahm Caroline die Verantwortung das sinfonische Musikleben. Die Prinzessin ist Präsidentin des Orchestre Philharmonique de Monte-Carlo und Schirmherrin für das Festival Printemps des Arts. Diese Musik- und Tanz-Festspiele finden alljährlich im Frühling statt.

Frühling. Das ist jene Jahreszeit, wenn in den engen Straßen von Monte Carlo die Zuschauertribünen für den spektakulärsten Termin des Formel-1-Kalenders aufgebaut werden. Ausgerechnet dann besinnt Monaco sich auf seine Stärken als idealer Standort für ein Musikfestival.


Xavier Phillip in Barockkirche, La Turbie

Weil Monaco so klein ist, finden einige der Festival-Veranstaltungen im benachbarten Frankreich statt. Zum Beispiel in dem Bergdörfchen La Turbie. Oder im zehn Kilometer weiter östlich gelegenen Nizza.

Avantgarde

Während andere Festivals sich über Jahrzehnte hinweg auf eine Stilepoche konzentrieren, ist Monte Carlo und sein Umland jedes Jahr für eine Überraschung gut. Einige Virtuosen der neueren Orgelmusik konzertierten 2015 in der Kathedrale Notre-Dame-Immaculée und faszinierten vor allem jene Zuhörer, die sonst kein Faible für Avantgarde-Klänge haben.

Barock

Ein paar Schritte weiter ist 2016 die Musik aus der Zeit des Sonnenkönigs Ludwig XIV im Ozeanographischen Museum zu hören. Kein Barockmusik-Liebhaber kann diese Adresse verfehlen, vor dem Eingang steht ein auffallend gelbes Unterseeboot. Der Tiefseeforscher und Dokumentarfilmer Jacques-Yves Cousteau, ehemaliger Direktor des Musee Oceanographique, hatte das unförmige Ding für seine Tauchfahrten benutzt.


 

Den Repertoire-Schwerpunkt beim Printemps des Arts de Monte-Carlo 2016 bilden die opulenten Sinfonien von Gustav Mahler. Mehrere verschiedene Orchester spielen seine Musik im Auditorium Rainier III, das benannt ist nach dem Vater von Prinzessin Caroline. Wo sonst auf der Welt ist das sinfonische Gesamtwerk des letzten großen Romantikers und Wegbereiters der Moderne im Zeitraum von nur einem Monat auf einem dermaßen hohen Niveau zu hören?

Dazwischen immer wieder mal Streichquartett-Abend. Oder Klaviermusik-Recital. Und zwei Veranstaltungen widmen sich der Volksmusik und den Tänzen der Bretagne. Dann trösten bretonische Künstler die Monegassen über ein Manko hinweg: Monaco hat keine eigene lebendige Folklore-Szene.

 

„Und der Formel-1-Motoren-Sound – ist das etwa keine Folklore?“, findet Stephane Dray. Der Stadtführer und Motorsport-Kenner fährt mit seinen Gästen über den 3,337 Kilometer Circuit de Monaco. Der anheimelnd surrende Elektromotor beschleunigt seinen Zweisitzer, Typenbezeichnung: Estrima Biro, bis auf eine Topspeed von 30 km/h.

Ständig überholen kleine Motorroller das Elektromobil, während Stephane Dray seinem Beifahrer erzählt: „Wer in Monte Carlo viel unterwegs ist, der fährt solch einen Roller. Denn die Parkplätze sind knapp.“ Aber es geht noch umweltfreundlicher, zumindest an einem Wochenende pro Jahr. Dann fahren hier nur 24 Autos – vorausgesetzt, sie haben sich für das Formel-1-Rennen qualifiziert.“


Fürstenpalast. Monaco


Informationen für Touristen:

www.visitmonaco.com

Monaco im Überblick

Informationen über das Festival Printemps des Arts:

www.printempsdesarts.mc


Text: Winfried Dulisch

Fotos: Printemps des Arts (3) & Winfried Dulisch (4)


 

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