Myanmar im Überblick

Seit Myanmars autoritäre Militärführung Ende 2010 zur allgemeinen Überraschung die Zügel lockerte und einen Demokratisierungsprozess zuließ, sind die Besucherströme von Jahr zu Jahr sprunghaft angestiegen. Das über viele Jahrzehnte völlig abgeschottete Land erlebt heute einen rasanten Wandel, denn es kommen nicht nur Gäste, die Myanmars buddhistische Traditionen und die Naturschönheiten des Landes erleben wollen, auch Geschäftemacher und namhafte Investoren sind zuhauf am Irrawaddy unterwegs und begutachten die reichen Rohstofflager, Myanmars ungehobene Schätze.

Myanmar, Foto: Pixabay

Noch wird das Alltagsleben in Myanmar vom Buddhismus geprägt, der so tief in der Gesellschaft verwurzelt ist wie nirgendwo sonst in Südostasien. Es ist noch immer das Land der turmartigen Pagoden und glockenförmigen Stupas, wo die in safranrote Kutten gehüllten Mönche von Haus zu Haus gehen und ihre Almosenschalen füllen lassen und die Gläubigen ihre goldglänzenden Heiligtümer im Uhrzeigersinn umkreisen. Noch dampfen die Garküchen in den Straßen und die Dschungel nach heftigen Schauern. Selbstbewusst bewahren die vielen Völkerschaften ihre Eigenarten, kleiden sich wie schon ihre Vorfahren und das Reisen zu Boot ist noch immer eine gemächliche Angelegenheit wie damals, 1898, als Rudyard Kipling die Stadt Mandalay in seinem berühmten Gedicht „The Road to Mandalay“ besang und konstatierte „This is Burma, and it is unlike any land you know about“ - anders als irgendein Land, das man kennt. Und auch das Reisen über Land, selbst im Zeitalter von Auto und Eisenbahn, verlangt Geduld und man sollte sich darauf einlassen, ohne Eile zu reisen.

Myanmar, Foto: Pixabay

Yangon (Rangun)

Ein Mal sollte man gemeinsam mit den Gläubigen gemessenen Schritts um den überwältigend schönen Shwedagon-Stupa in Yangon ziehen, der früheren burmesischen Hauptstadt, die unter britischer Kolonialherrschaft Rangoon hieß. Die Legende verlegt den Ursprung dieses wichtigsten burmesischen Sakralbaus in eine Zeit, die 2.500 Jahre zurückliegt. Archäologen können sich vorstellen, dass er im 8. Jahrhundert erbaut wurde, doch wahrscheinlicher ist seine Entstehung im 14. Jahrhundert, sein Ausbau im Jahrhundert darauf und die Erhöhung auf achtundneunzig Meter im 18. Jahrhundert. Der auf einem Hügel im Norden Yangons errichtete prachtvolle Stupa dominiert die Skyline der Stadt. Und am schönsten ist sein Anblick beim wechselnden Licht der untergehenden Sonne. Die zentrale Plattform, aus deren Mitte der Stupa fast hundert Meter in die Höhe ragt, bildet eine Fläche von 60.000 m². Sie ist mit Marmorplatten bedeckt und mit unzähligen Tempeln, Altären, Glocken, Opfersteinen und Figuren bevölkert und riesige Leogryphen, löwenähnliche Kreaturen, bewachen den Aufgang zum Hügel. Was so golden glänzt, ist wirklich Gold! Goldplatten und Blattgold hüllen den Stupa von der Basis bis zur filigranen Spitze ein und damit nicht genug: 5.448 Diamanten und 2.317 Rubine verzieren diesen magischen Ort und wie viele Tonnen Gold es auch sein mögen, die im Laufe der Jahrhunderte aus kleinen und großen Spenden hier zusammenkamen, ganz sicher ist nur, dass es mehr ist, „als die Bank von England besitzt“. Es heißt, in den verschlossenen Kammern des Stupas seien Reliquien der vier Buddhas verwahrt, die bislang auf Erden wandelten. Kostbarstes Objekt seien acht Kopfhaare des vierten, des gegenwärtigen Buddhas.

Shwedagon-Stupa in Rangon, Myanmar, Foto: Pixabay

Shwedagon-Stupa

Ein paar Straßen nordöstlich des Shwedagon-Stupas lagert ein gigantischer Buddha. Gestützt auf seinen rechten Arm, schaut er gelassen auf das Heer seiner Verehrer, die sich unter dem stählernen Dach drängen. Chaukhtatgyi Paya heißt dieser heilige Ort. 65 m misst die Statue des Religionsstifters. Sein sanftes Gesicht krönt eine mit Diamanten und anderen kostbaren Steinen besetzte Krone und seine Fußsohlen tragen 108 Zeichen. Sie symbolisieren die drei Welten der buddhistischen Kosmologie: 59 der 108 stehen für die unbeseelte Welt, 21 für die lebendige Welt und 28 für die Welt der Vergänglichkeit.

Mitten im geschäftigen Zentrum von Yangon erhebt sich die Sule-Pagode, ein bedeutender Erinnerungsort der demokratischen Bewegung des Landes. 1988 und erneut 2007 anlässlich der „Safran-Revolution“ versammelten sich die Demonstranten zu Füßen des achteckigen, in Gold getauchten Sakralbaus.

Beliebt bei Touristen als Shopping-Paradies ist der Bogyoke Aung San Market, ein zweistöckiger gedeckter Basar riesigen Ausmaßes in der gleichnamigen Straße nahe dem Yangon-Fluss. Kunst und Handwerk sind hier vertreten, jede Menge Restaurants, typisch burmesische Lackarbeiten und viele Verkaufsstände, die den berühmten blassgrünen Jade und den roten Rubin anbieten. 1926 entstand der „Scott Market“, so benannt nach dem damaligen britischen Chef der Stadtverwaltung, Mr. C. Scott. Der Markt reiht sich ein in eine sehenswerte Galerie britischer Kolonialbauten, die es in dieser großen Zahl und Pracht an keinem anderen Ort in Südostasien gibt. Besonders in „downtown Rangoon“ hat man das Gefühl, als liege der Abzug der Briten erst eine Handvoll Jahre zurück. Man begegnet Prachtbauten im „Victorian style“ und solchen im „Edwardian style“, pompöser Neoklassizismus ist genauso vertreten wie verspielter Art Déco und delikater britisch-burmesischer Mischstil. Aus exotischen Lateritsteinen und konventionellen Ziegelsteinen entstand 1877 The Railways Headquarter, das bald von Glas-Aluminium-Kolossen eng umstellt sein wird, sollten sich die Investoren durchsetzen. Oder werfen wir einen Blick auf das Ende des 19. Jahrhunderts erbaute riesige „Secretariat“ mit neoklassizistischer Fassade, einst Verwaltungszentrum Britisch-Burmas, wo 1947 General Aung San, der Vater der Friedensnobelpreisträgerin, Opfer eines Mordanschlags wurde. Als „Extravaganz in roten und weißen Ziegelsteinen“ beschreibt jemand das 1911 errichtete High Court Building. Das berühmte Strand Hotel aus dem Jahr 1896 fand einen Retter und steht Gästen wieder offen, nicht aber der legendäre Old Pegu Club, der zu verfallen droht – einst ein eleganter „men only club“, wo sich Diplomaten zum „gin with lime“ trafen und auch Rudyard Kipling 1889 einkehrte. Wer die koloniale Herrscherpracht noch besichtigen will, muss sich sputen, denn die Bulldozer lauern schon hinter der nächsten Ecke und in den Architekturbüros der Stadt häufen sich die Entwürfe für gesichtslose Skyscraper. Allein zwischen 1990 und 2011 wurden schätzungsweise 35 % von „downtown Rangoon“ niedergewalzt, um Platz zu schaffen für Shopping Malls, überteuerte Eigentumswohnungen und Hotels.

Rauchende Frau in Myanmar, Foto: Pixabay

Ausflüge in die Umgebung von Yangon

In einer guten Stunde schafft es der Express-Bus nach Bago nördlich der alten Hauptstadt. Das Städtchen war vom 14. bis 16. Jahrhundert Zentrum des Königreichs des Mon-Volks. Es durchlebte in den folgenden Jahrhunderten einen dramatischen Bedeutungsverlust und verlor durch Kriege und Erdbeben viele seiner großartigen Bauten. Auch zerstört aber wieder aufgebaut wurde die Mahazedi-Pagode und weit über Myanmar hinaus ist der liegende Buddha, der Shwethalyaung-Buddha, bekannt. Er zählt mit einer Länge von 55 m und 16 m Höhe zu den größten „ruhenden“ Buddhas der Welt.

Weiter geht die Fahrt nach Kyaiktiyo. Rund 160 km sind es von Yangon zu diesem heiligen Ort in über 1.000 m Höhe. Atemberaubend, was man hier oben zu sehen bekommt: ein mächtiger vergoldeter Granitbrocken, so ungefähr fünfeinhalb Meter im Durchmesser, bekrönt mit einem grazilen Stupa, balanciert auf einem extrem schmalen Felsvorsprung und scheint jeden Moment herunter zu stürzen. Doch beruhigend heißt es, so liege er schon seit Jahrhunderten und außerdem werde unter dem Stupa in einem winzigen Schrein ein Haar Buddhas aufbewahrt... Viele Pilger zieht es an diesen Ort. Sie nehmen geduldig den beschwerlichen, steilen Weg auf sich. Nur Männer dürfen aber den Granitbrocken berühren und Blattgold auflegen, Frauen müssen Abstand halten.

Nach Mandalay und Bagan

Gleich mehrere Airlines bieten Flüge aus der alten Metropole Yangon in Myanmars zweitgrößte Stadt an. In eineinhalb Stunden hat man sie erreicht. Die mehr als 600 km mit dem Bus dagegen nehmen einen langen 14-Stunden-Tag in Anspruch und auch die Bahn ist nicht schneller. Mandalay ist heute eine Millionenstadt und ein bedeutender Wirtschaftsstandort. Besonders schön ist sie nicht und sie ist eine junge Stadt. Gegründet wurde sie erst um die Mitte des 19. Jahrhunderts und war dann knappe dreißig Jahre Hauptstadt des letzten unabhängigen burmesischen Königreichs („das Goldene Zeitalter“). Ihr Ende kam 1885, als die Briten einmarschierten und sich wie die Vandalen aufführten. Dennoch blieb die Stadt auch während der Kolonialzeit ein bedeutendes Zentrum der burmesischen Kultur und der buddhistischen Lehre, für die Burmesen ein Symbol für Souveränität und Identität. Die Kämpfe zwischen Japanern und Briten in den 40er Jahren des letzten Jahrhunderts legten die Stadt in Schutt und Asche.

Manche Bauten wurden repariert oder rekonstruiert. Die Stadt am Irrawaddy, Burmas Lebensader, erfreue sich „am Glanz des goldenen Zeitalters“, heißt es in einer offiziellen Verlautbarung. Für Touristen sind besonders die Handwerksbetriebe von Interesse. Wunderschöne handgewebte Seiden- und Baumwollarbeiten werden angefertigt, man kann den erstaunlichen Arbeitsschritten bei der Herstellung von Blattgold zusehen, kann Holzschnitzer, Steinmetze und Bronzegießer beobachten und erfahren, wie Marionetten-Puppen hergestellt werden.

Mandalay ist Ausgangspunkt für Touren in die nähere Umgebung.

U-Bein-Brücke, Myanmar, Foto: Pixabay

U-Bein-Brücke

Auf dem gegenüber liegenden Ufer gründete ein burmesischer König 1783 als seine neue Hauptstadt Amarapura („Stadt der Unsterblichkeit“). Neben einem Kloster, in dem fast 1.500 Mönche leben, einigen Pagoden und den Ruinen des Königspalasts ist die U-Bein-Brücke die meistbesuchte Sehenswürdigkeit vor Ort. Sie quert seit 1850 den Taungthaman-See und ist mit 1,2 km die längste Teakholz-Brücke der Welt, errichtet auf 1.700 riesigen Teakholzstämmen. Sagaing liegt eine halbe Stunde südwestlich von Mandalay. Es ist eines der geistlichen Zentren Myanmars. Davon zeugen hundert Meditationszentren und annähernd 600 Klöster, die an die 5.000 Mönche und Nonnen beherbergen. Mingun, 12 km nördlich von Mandalay, ist nur mit dem Boot auf dem Irrawaddy zu erreichen. Das dauert eine gute Stunde. Am Ufer wird man von der schneeweißen Hsinbyume-Pagode begrüßt, die ein burmesischer König 1816 für seine Lieblingsfrau errichten ließ. Eine weitere Attraktion ist die größte intakte Glocke der Welt mit einem Gewicht von neunzig Tonnen. Sprachlos macht die Ruine einer unvollendeten Pagode, die ein König der Konbaung-Dynastie 1790 in Auftrag gab. Sie war als Machtdemonstration gedacht, sollte mit 152 m Höhe die größte Pagode weltweit werden und nach Fertigstellung einen Zahn Buddhas in einem Schrein bewahren. Nach rund dreißig Jahren Bauarbeiten starb der größenwahnsinnige König. Der Weiterbau wurde gestoppt – 50 m Höhe hatte man bis dahin erreicht bei einer Seitenlänge von 72 m und den Ruhm eingefahren, die größte Pagodenruine der Welt zu hinterlassen.

In der Trockenzone am Irrawaddy nördlich von Mandalay, liegt Burmas einzige Weltkulturerbestätte, Pyu Ancient Cities. 2014 wurde die archäologische Fundstätte in die Liste aufgenommen. Die drei alten Städte Halin, Beikthano und Sri Ksetra bezeugen Aufstieg und Blütezeit des Pyu-Königreichs zwischen 200 v. Chr. und 900 n. Chr. und sie geben zuverlässig Auskunft über die Einführung des Buddhismus in Südostasien vor fast 2.000 Jahren. In den erst teilweise ausgegrabenen Städten kamen Palastbefestigungen, Friedhöfe und Werkstätten, auch monumentale buddhistische Stupas, Stadtmauern und Wasserverteilungssysteme ans Tageslicht.

Ein etwas längerer Abstecher (vielleicht 70 km) führt in die Berge, in das rund 1.000 m hoch gelegene Pyin Oo Lwin, einer früheren britischen „Hill Station“, wie man zu Kolonialzeiten die exklusiven kühlen Sommerresidenzen nannte. Und tatsächlich: es ist angenehm frisch, Blumen und Silbereichen, Pinien und Eukalyptus gedeihen prächtig in großzügigen Gärten, gepflegte Häuser im Kolonialstil säumen Straßenränder und auch das legendäre Candacraig-Hotel erwacht zu neuem Leben. 1904 erbaut von der Bombay-Burmah Timber Company auf einem riesigen Grundstück und mit nur sieben, allerdings sehr komfortablen Zimmern ausgestattet, erlebte es dramatische Zeiten, sah viel Prominenz und stand oft leer, drohte gar zu verfallen. Paul Theroux, der amerikanische Reiseschriftsteller und Novellist, war hier 1975 Gast und schrieb seinen Bestseller „The Great Railway Basar“, der auch in Deutsch erschien. 2008, dreiunddreißig Jahre später, unternahm Theroux die gleiche Reise nochmal und schrieb an gleicher Stelle sein Buch „The Ghost Train to the Eastern Star“, worin er festhielt, was sich wirklich verändert habe gegenüber der damaligen Reise, sei er selbst und weniger die Länder, die er besuchte.

Würde man mit der Bahn – gemütlich dahinschaukelnde Waggons, die bessere Zeiten gesehen haben, davor eine Diesellok – weiterfahren in den Shan-Staat hinein, würde man eine technische Delikatesse passieren, den Gokteik-Viadukt. Zur Zeit seiner Fertigstellung im Jahr 1900 war er der größte Gerüstpfeilerviadukt der Welt. Von amerikanischen Ingenieuren und mit amerikanischen Stahlkomponenten gebaut, erreicht der Viadukt eine Länge von 689 Metern. 15 Stahltürme stützen die Träger 250 m über dem Flussniveau. Im Schritttempo passiert der Zug den Viadukt, damit auch jeder Fotoamateur ein passables Bild schießen kann.

Heißluftballons über Bagan, Myanmar, Foto: Pixabay

Heißluftballon über Bagan

Nach Bagan auf dem Irrawaddy – eine schon klassische Annäherung an das herrliche Pagodenfeld eine Tagesreise stromabwärts. Eine gemächliche Fahrt durch Burmas zentrale Ebene, zwischen tückischen Sandbänken hindurch, vorbei an Wasserbüffeln, die sich Kühlung verschaffen, Kindern, die im Wasser toben, Bauern, die nahe dem Ufer mit ihren Ochsen die Felder bearbeiten und dann endlich kommen sie in Sicht, Heiligtümer so weit das Auge reicht – mehr als zweitausend sollen es sein. Pagoden und Tempel des 11. bis 13. Jahrhunderts, kleine, die aus Feldern emporwachsen, große, die Bäume überragen, die im Dunst märchenhafte Züge annehmen, immer wieder in Stand gesetzt, um die alte Pracht aus roten Ziegelsteinen für die Nachwelt zu erhalten. Wer von der Plattform einer großen Pagode das in alle Himmelsrichtungen reichende Areal der Heiligtümer überblickt oder gar mit einem Heißluftballon darüber hinweg schwebt, wird das grandiose Bild sein Leben lang nicht vergessen. Rund 40 km² bedecken die Stupas, Tempel und Pagoden und ursprünglich sollen es an die 6.000 gewesen sein, von denen über 2.000 erhalten blieben, großartige Zeugnisse des ersten vereinten Königreichs der Völker Burmas, das eine lange Blütezeit erlebte, bis Mongolenfürst Kublai Khan 1287 über Bagan herfiel.

Ein Taxi der besonderen Art, Myanmar,  Foto: Pixabay

Ein Taxi der besonderen Art

Der Besuch am Inle-See ist ein absolutes Muss! Von Bagan und auch von Mandalay kann man mit einem kurzen Flug Heho ansteuern (die gleiche Strecke mit dem Bus würde viele Stunden dauern). Der nahe See liegt 900 m hoch, ist 22 km lang und 10 km breit. Mit den Marschzonen ringsum und überfluteten Feldern erscheint seine Fläche deutlich größer. Das Leben spielt sich auf dem Wasser ab, Stelzbauten begleiten die Ufer und auch für die Touristen sind Holzbungalows auf Pfählen in den See gestellt. Eine Attraktion sind die Fischer, die mit einer ungewöhnlichen Paddeltechnik überraschen: stehend und mit einem Fuß, der das Paddel umklammert, bewegen sie ihr schmales Holzboot vorwärts und jagen dabei mit selbstgefertigten Reusen und Netzen die aus ihren Verstecken aufgescheuchten Fische. Mit dem Taxi geht es nach Kalaw, einer früheren englischen „hill station“, über 1.320 m hoch gelegen, mit einem angenehmen frischen Klima und zahllosen Kolonialbauten. Der kleine Ort ist ein beliebter Startpunkt für Touren unter kundiger Führung, die durch Bambus- und Pinienhaine führen, vorbei an Reisfeldern und unterbrochen von aufregenden Begegnungen mit den vielen ethnischen Gruppen, die hier siedeln. Eine knappe Stunde von Kalaw entfernt hat sich das Green Hill Valley Elephant Camp als Pflegeeinrichtung und Ausbildungsstelle für Elefanten einen Namen gemacht. Die kleine Rundfahrt durch den Westen des politisch etwas instabilen Shan-Staats sollte auch einen Abstecher zum Dorf Pindaya einschließen, wo in einer riesigen Höhle seit dem 11. Jahrhundert Tausende von Buddha-Statuen aller Größen und Formen Unterschlupf gefunden haben.

Traditionelle Landwirtschaft in Myanmar, Foto: Pixabay

Traditionelle Landwirtschaft herrscht in weiten Teilen des Landes vor

Im hohen Norden Myanmars

Bevor es in den Norden geht, machen wir noch eine Tour mit dem Geländewagen über schwieriges, in der Regenzeit nicht zu passierendes Terrain in den Chin-Staat, der an Indien und Bangladesh grenzt. Er ist die Heimat der tibeto-birmanischen Volksgruppe der Chin, einer überwiegend christlichen Gemeinschaft mit noch lebendigen uralten Bräuchen, einem ausgeprägten Freiheitssinn, für den sie in der Vergangenheit in den Untergrund gingen. Mehr Rechte für die Volksgruppe und eine föderale Landesstruktur für Myanmar sind wichtige Forderungen der Chin.

Unter den Naturschönheiten im Land der Chin ist der Mount Victoria, Burmas dritthöchster Gipfel, die Hauptattraktion. Sein 3.503 m hohes Massiv ist eingebettet in den Nat Ma Taung National Park. In den unteren Lagen weist er tropischen und subtropischen Regenwald auf, gefolgt von Pinien- und Laubwäldern und in den höheren Lagen Bergsavannen und immergrünes Gehölz wie der Baum-Rhododendron. Das Terrain ist reich an Orchideenarten. Die Vogelwelt ist mit 159 Arten vertreten, darunter die extrem seltenen Weißbrauenkleiber und die Graubauchtragopane. Phantastische Ausblicke über die Bergwelt des Chin-Staates belohnen die Anstrengungen von Anfahrt und Aufstieg

Nur selten kommen Touristen, zumeist Extremwanderer und Bergsteiger, in den Kachin-Staat, der den Norden des Landes einnimmt – ein Landstrich der Stille, der bukolischen Szenen, nebelverhangener Täler und schneebedeckter Gipfel am fernen Horizont. Diese südliche Randzone des Himalaya ist dünn besiedelt. 14 Volksgruppen, davon vielleicht drei Fünftel buddhistischen Glaubens und zwei Fünftel Christen, leben hier, so wird geschrieben, im Einklang mit ihren Kulturen, pflegen ihre Dialekte, ihre Tänze, ihre traditionellen Lebensformen.

Myitkyina, Hauptort im Kachin-Staat, ist mit Zwischenlandung in Mandalay von Yangon in zweieinhalb Stunden zu erreichen, mit der Bahn dauert es geschlagene vierzig Stunden. Und von Myitkyina sind es nochmal 30 Minuten mit Myanmar Airways in den äußersten nördlichen Winkel Kachins, nach Putao. Die schneebedeckten Riesen sind hier schon ganz nahe, Schwindel erregende Hängebrücken überqueren unzählige kristallklare Flüsse und Bäche, dicht bewaldete steile Hänge reichen bis an die Flussufer herab, wo sich strohgedeckte Häuser hinter rundgeschliffenen, zu Mauern aufgeschichtetem Flussgestein verstecken. Von Putao lässt sich am besten das Basis-Camp für die Besteigung des Khakaborazi erreichen. Er ist Myanmars höchster Gipfel. Seine 5889 m werden in ganz Südostasien von keinem Berg übertroffen. Er liegt inmitten des Khakaborazi-Nationalparks, der ein Fläche von 3.810 km² umfasst und dem Schutz der natürlichen Forste (Laubmischwald, immergrüne Baumbestände, Wälder der Neosia-Kiefer) und der Wildtiere der Region (Takin/Rindergemse, Blauschaf, Moschushirsch, Muntjak-Hirsch und der erst 1997 entdeckte kleine Putao-Muntjak). Weiter im Süden des Kachin-Staats gibt es noch ein anderes bedeutendes Schutzgebiet, das Indawgyi Lake Wildlife Sanctuary, ein 736 km² umfassendes Areal aus Wasser (der See ist 24 km lang und 13 km breit), Marschland, schwimmenden Pflanzenteppichen, untergetaucht lebenden Pflanzen und angrenzenden Reisfeldern. Der Indawgyi ist einer der größten Seen Südostasiens. Er ist Zufluchtsort für zahllose Wasservogelarten, darunter zehn, in ihrem Bestand weltweit bedrohte Arten. Hier lebt auch eine endemische Schildkrötenart und auch drei endemische Fischarten. Allein 448 Vogelarten wurden in der Region gezählt, 41 Reptilienarten und 34 Amphibienarten.

Badeziele

Es sind nicht viele Besucher des Landes, die das Abenteuer Myanmar mit ein paar Tagen Badeaufenthalt am Golf von Bengalen ausklingen lassen. Zu wenig bekannt sind die aufstrebenden Seebäder. Am bekanntesten noch ist Ngapali im Rakhaing-Staat, mit dem Flugzeug in 35 Minuten von Yangon zu erreichen, aber 14 Stunden sind es mit dem Auto auf schlechten, obendrein engen und kurvenreichen Straßen. Ngapali wirbt mit palmengesäumten weißen Sandstränden, blauem, klaren Wasser, guten Unterkünften und viel Ruhe. Die Hauptsaison ist von November bis März. In den Monaten Juni bis Oktober sollte man alle Badeorte an der bengalischen Golfküste unbedingt meiden, weil dann der Südwestmonsun mit gewaltigen Regenfluten (ca. 4.500 mm!) die Gegend heimsucht.

Baden in Myanmar, Foto: Pixabay

Populär ist Chaung Thar Beach weiter südlich in der Region Irrawaddy. Es ist „nur“ fünf Stunden mit dem Auto von Yangon entfernt. Viele Besucher aus der Region kommen hierher. Es geht lebhaft zu. Ein relativ neues Ziel ist Ngwe Saung Beach in der gleichen Region, nur noch vielleicht 50 km weiter im Süden. Es rühmt sich seines 15 km langen unberührten Sandstrandes und der neu errichteten Bungalows im lokalen Stil aber mit modernen Einrichtungen. Die Anfahrt ist schwierig: sechs Stunden von Yangon auf einer rumpeligen, mit Schlaglöchern übersäten Piste sind einzuplanen.

Noch fast ein „Geheimtipp“ ist der Myeik- oder Mergui-Archipel vor der Küste der Tanintharyi-Region, der südlichsten Verwaltungseinheit Myanmars an der Grenze zu Thailand. Es gibt viel zu entdecken: Korallenriffe, Höhlen, Sandstrände, Wasservögel, eine reiche Unterwasserfauna, man kann surfen, tieftauchen, schnorcheln oder einfach nur baden und sich von der Sonne verwöhnen lassen.

Text: Eckart Fiene
Fotos: Pixabay

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