Vertrag als Präzidenzurteil

Neben den historischen Spuren der weißen Besiedlung ist die Bay of Islands aber auch für die Maori ein besonderer Ort, denn hier in Waitangi, nur 3 km von Paihia entfernt, wurde der berühmte Vertrag gleichen Namens mit der Königin Victoria unterzeichnet, der den Maori volle Rechte als Bürger des britischen Empire sichern sollte. Die Landstreitigkeiten, die einer unterschiedlichen Auslegung der Vertragsworte folgten, sind bis heute nicht vollständig beigelegt und die Wichtigkeit dieses Dokuments wird deutlich, wenn im Gerichtssaal noch immer Bezug darauf genommen wird. Wer die Geschichte der Ureinwohner auf besonders anschauliche Weise kennen lernen möchte und dabei dem Zauber ihres Gesangs und ihrer Kunstfertigkeiten im Umgang mit Bällen, Waffen und Stöcken nachspüren will, dem sei die von Laien herausragend gestaltete Licht- und Soundvorführung „The Treaty of Waitangi“ empfohlen, die im Versammlungshaus in Waitangi abgehalten wird. Unvergleichlich gut und umfassend, sticht sie positiv aus manch anderem, sehr kommerziell ausgerichteten, Maori-Erlebnis (z.B. in Rotorua) heraus. Kia Ora, diese Erfahrung sollte man sich auf keinen Fall entgehen lassen!

Neuseeland / Vorführung

The Treaty of Waitangi Vorführung

The Ninety Mile Beach ...

Wer die Zeit hat, kann sich nun an die äußerste Spitze des Inselstaates begeben und mit einem Allradfahrzeug oder einer organisierten Bustour den nicht ganz neunzig Meilen langen „Ninety Mile Beach“ entdecken, auf den Sanddünen surfen und einen Blick auf den entlegenen Leuchtturm des Cape Reinga werfen. Ist der Reiseplan beschränkt, dann bietet sich die Rückreise über Opononi an. Die Gegend um den Hokianga Harbour kann man am besten erfassen, wenn man die wenigen Kilometer zum Lookout abfährt, um dann in luftiger Höhe einen kleinen Spaziergang zu genießen, der neben dem Effekt des „Beine- Vertretens“ in frischer Luft mit unglaublichen Blicken auf die Bucht aufwartet.

Neuseeland / Hokianga Harbour

Balanceakt am Hokianga Harbour

Kein Wunder, dass diese Landschaft in den 1970ern etliche Hippies und Aussteiger zum Bleiben bewog! Schon bald weicht die Küstenlandschaft dem Waipoua Forest, in dem sich der durch anhaltende Forstwirtschaft leider extrem reduzierte Kauribestand präsentiert. Unter den spektakulär großen und mächtigen Kauris hebt sich besonders der über 2000 Jahre alte Tane Mahuta hervor, der „Hüter/Herrscher des Waldes“.

Neuseeland / Baum

Tane Mahuta Kauribaum

Neugierig geworden auf diese Baumriesen und was aus den enormen Holzbeständen wurde, die einst die Insel zierten, besuchen wir das Kauri Museum in Matakohe. Um die detaillierten Ausführungen vom historischen Holzabbau über das Sägewerk und die Knochenarbeit des Bernsteinabbaus bis hin zu edlen Möbeln und moderner Schreinerkunst wirklich würdigen zu können, muss man sich schon mindestens zwei bis drei Stunden Zeit nehmen.

Neuseeland / Kauri-Museum / Sägewerk

Das Museum ist in seiner Anschaulichkeit und Lebendigkeit uneingeschränkt empfehlenswert und auch für Familien mit Kindern ein lohnenswertes Ziel. Wussten Sie übrigens, dass das honigfarbene Kauriholz durch einfaches Reiben noch Jahre nach seiner Verarbeitung einen würzigen Geruch verströmt? Probieren Sie es aus! (Foto: Kauri-Museum, Sägewerk)

Miranda ist nicht allein ein Sprudelgetränk!

Die kurze Autobahn bringt uns zurück nach Auckland und von hier geht es weiter in östlicher Richtung nach Miranda. Die heißen Quellen des Firth of Thames gegenüber der Coromandel Halbinsel kann man entweder öffentlich genießen oder man verbringt einfach eine Nacht im mehrfach ausgezeichneten Miranda Holiday Park, der neben der erstklassigen und unglaublich sauberen Ausstattung einen 38 Grad warmen Mineralpool sein eigen nennt. Von 6.30 Uhr bis 22.00 Uhr zugänglich, vermittelt er einem das einmalige Gefühl, den Kräften der brodelnden Erde ganz nah und dennoch völlig entspannt und erholt zu sein. Am nächsten Morgen geht es dann nach Thames, in ein beschauliches Städtchen mit der am Wochenende noch ab und zu aktiven Eisenbahnstation Grahamtown, die früher eine wichtige Verbindung zwischen hier und Auckland darstellte. Gegenüber befindet sich das Mineralien- und Minenmuseum, das Interessierte von der Goldgräberzeit bis in die heutige Erzsuche führt. Kinder können in der Nähe von Thames auch Gold waschen – wer weiß, vielleicht ist ja noch ein bisschen übrig geblieben und finanziert einen längeren Aufenthalt?

Wo kaltes Wasser und Honig fließt

An der Küste entlang geht es bis kurz vor Coromandel. Hier biegen wir auf die Route 309 ab, die zum Teil zwar nicht geteert ist, an der aber einige sehenswerte Höhepunkte auf den Besucher warten. Spaß, Kreativität, Erfindungsgeist und leckeren Honig – was kann man mehr erwarten? Bei den Waiau Waterworks (ca. 4,5 km nach der Abzweigung) findet man all dies und darüber hinaus noch gut geführte Picknickplätze und zwei glasklare, kalte Rockpools zum Schwimmen.

Neuseeland / Waiau Waterworks

Waiau Waterworks – ein Erlebnis für die ganze Familie

Für sportliche Wanderer empfiehlt sich die Erklimmung des Castle Rock an der gleichen Straße, die mit einem umfassenden Blick über die Gegend belohnt wird. Auch die Waiau Falls liegen direkt am Weg, ein kurzer Pfad führt hinunter zum eiskalten Wasser. Zuletzt lädt noch die Kauri Cove zu einem Spaziergang unter Bäumen ein. Am Ende der Kiesstraße warten die andere Küstenseite und der Ort Whitianga. Als Zentrum des Coromandel-Tourismus ist Whitianga lebendig und quirlig. Unzählige Besucher belagern täglich das Informationszentrum in der Stadt, besuchen das Museum und erforschen James Cooks erste Landung in diesem Teil der Welt. Sie genießen die Aussicht auf die vor ca. 7 Millionen Jahren von Vulkanen geprägten Felsformationen im Wasser oder baden einfach an den einladenden Stränden der Gegend. Von hier kamen auch die ersten Finanziers des America’s Cup und so wundert es nicht, dass die gesamte vorgelagerte „Mercury Island“ einem Privatmann gehört, der allerdings Besuchern durchaus wohlwollend Zutritt zu seinem Strand gewährt. Andere Inseln sind seit 12 Jahren und einer spektakulären Aktion zur Ausrottung der dortigen Ratten Vogelschutzgebiete für die selten gewordenen und oftmals flugunfähigen neuseeländischen Vogelarten wie den Kiwi oder den Tui.

Neuseeland / Kiwi

Kiwi mit Nachwuchs

In Hahei mit seinen pinkfarbenen Stränden hat sich eine nahezu ausschließliche Feriensiedlung entwickelt, von der Kajaktouren und auch Schnorchelausflüge entlang des Gem-Beach (Juwelenstrandes) und zur berühmten Cathedral Cove starten.

Neuseeland / Cathedral Cove

Cathedral Cove

Coromandel und Kevin – eine gute Mischung

All dies und noch viel mehr erfährt der Gast von Kevin, dem Betreiber der kleinen Blue Boat Cruises. Man merkt ihm an, dass er gern tut, womit er sein Brot verdient. Immer offen für ein Gespräch oder einen Witz versorgt er seine Gäste mit Kaffee und Tee gegen den kühlen Wind an Bord. Hier fühlt man sich nicht als Tourist, sondern als Freund auf einem Ausflug - mein persönlicher Favorit unter den Anbietern! Hautpflege der besonderen Art gibt es obendrein, wenn man am Hot Water Beach bei Ebbe ein Loch in den Sand buddelt. Hier liegt es sich bequem im warmen natürlichen Mineralpool! Und kommt man bei Flut, so kann man immerhin noch die Surfwellen genießen. Coromandel ist nicht umsonst eine der attraktivsten Feriengegenden Neuseelands. Besonders Familien, Fotografen und Erholungssuchende, die neben einer reizvollen Landschaft auch das Wasser lieben, finden hier ihr persönliches Stückchen Paradies.

Neuseeland / Coromandel / Landschaft

Landschaft Coromandel Halbinsel


An dieser Stelle endet der erste Teil der Reportage von Hilla Finkeldei. Die Fortsetzung finden Sie hier.

 

Reisemagazin schwarzaufweiss

 

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