Phantasien aus Sand

Sandskulpturen-Festival in Scheveningen

Text und Fotos: Karsten-Thilo Raab

Wer hat nicht schon mal im Urlaub am Strand eine Burg aus Sand gebaut? Nichts besonderes werden die meisten sagen; vollendete Kunst werden es diejenigen nennen, die in den vergangenen Jahren dem internationalen Sandskulpturen-Festival im Den Haager Nobelvorort Scheveningen beigewohnt haben. Alljährlich verwandelt sich seit 1990 der Strand in dem holländischen Nordseebad von Anfang Mai bis Anfang Juni in einen knapp zweitausend Meter langen Kunstwanderpfad, wenn hier das internationale Sandskulpturen-Festival steigt.

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Bis zu zehn Teams mit professionellen (Sand-) Bildhauern, sogenannten Carvern, aus den USA, Kanada, Spanien, Irland und den Niederlanden treten dann an, um nach dem offiziellen Startschuss Anfang Mai binnen von sieben Tagen nach eigenen Vorstellungen und Design ebenso ungewöhnliche wie phantasievolle Kunstobjekte aus Sand zu kreieren.

Vergängliche Meisterwerke, die von kleinen architektonischen Wundern über Tiermotive bis hin zu menschlichen Figuren in jeglichen Form und Größe reichen, und mit Themen wie „Traumwelt“ und „Reisen um die Welt“ rund  800.000 Besucher in das Nordseebad lockten.

Und immer wieder warten auf die Carver neue Herausforderungen, wenn es unter dem jährlich wechselnden Motto gilt, filigrane Sandarbeiten abzuliefern. Die Bauwerke, die parallel zur Strandpromenade und dem bekannten Kurhaus entstehen, erreichen einen Durchmesser von 4,5 Metern sowie eine Höhe von knapp fünf Metern. 1994 fand eine amerikanisch-holländisches Team unter Führung von Gerry Kirk mit dem Bau der größten Sandburg der Welt sogar Aufnahme in das „Guinness Buch der Rekorde“. Diese erreichte eine stolze Länge von 50 Metern bei einer Breite von 40 Metern und einer phantastischen Höhe von 15,42 Metern.

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Damals wie heute bedien(t)en sich die wetteifernden Teams eines speziellen Flusssandes, der eigens mit Lastwagen aus dem holländischen Nord Brabant herangefahren wird. Dieser wird mit Hilfe ein Computeranalyse gemäß Größe, Struktur sowie Farbe der einzelnen Körner sorgfältig ausgewählt, dann in einem speziellen Verfahren zusammengepresst, um zu gewährleisten, dass die Skulpturen auch Wind und Wetter trotzen können. Daher wird der Sand nicht einfach wahllos am Strand abgekippt, sondern fein säuberlich in Holzformen aufgeschichtet.  Erst danach beginnen die Künstler ihre Geduldsarbeit, formen schrittweise von oben nach unten die einzelnen Figuren. Nach und nach werden je nach Bedarf  die hölzernen Rahmen entfernt.

Die Herstellung der einzigartigen Kunstwerke mutet auf den ersten Blick als extrem schwierig an. Doch die Bildhauer, die um Preisgelder sowie einen Publikumspreis streiten, beteuern immer wieder, dass lediglich der richtige Sand, eine gute Technik und vor allem viel, viel Geduld von Nöten sei. Jede Mannschaft hat 30 Kubikmeter Sand zur Verfügung. Dies entspricht 620 Schubkarren. Bereitwillig lassen sich die Künstler daher über die Schultern schauen, geben Anschauungsunterricht par excellence und verwandeln den Nordseestrand zu einem riesigen Freiluft-Atelier.

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Wer sich weniger für die Schaffung der sandigen Phantasiegebilde interessiert, sollte sich bis Mitte Mai gedulden. Dann nämlich wird parallel zur Bekanntgabe des Siegerteams durch die World Sand Sculpture Association offiziell die Scheveninger Strandsaison eröffnet.

Bei freiem Eintritt können die zehn kunstvollen Sandskulpturen, die bei Einbruch der Dämmerung übrigens stimmungsvoll angeleuchtet werden, dann noch bis Anfang Juni begutachtet werden. Moderne Kunst in Vollendung, die zweifelsohne jeden Strandurlauber in Begeisterung versetzt.

Reiseinformationen

Niederländisches Büro für Tourismus (NBT)
Postfach 270580
50511 Köln
Telefon 01805-343322
Fax 0221-92571737
Internet: www.niederlande.de

Verkehrsverein (VVV) Den Haag
Nassaulaan 25
Den Haag
Telefon 0031-70-3618888
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