Dem Wasser wollten sie nicht weichen

Mit rechtem Winkel und Lineal angelegt - so liegt die flache Polderlandschaft nordöstlich von Amsterdam vor uns. Nicht weit von der einstigen Halbinsel Schokland beginnt der streng kalvinistische „Bibelgürtel“, der sich von Norden nach Süden durch die Niederlande zieht. Im Laufe der Geschichte nagte das Meer an der Halbinsel und ließ sie im fünfzehnten Jahrhundert sogar zu einer Insel werden. Erst in den 1940er Jahren begann man mit der Landgewinnung, insbesondere nach der Errichtung des so genannten Abschlussdeiches zwischen Friesland und Noord-Holland. Dadurch entstanden das heutige Ijsselmeer und zudem 50 000 Hektar Polderland. Auch Schokland veränderte sich und ist nun Teil eines flachen Kuchenblechs, das in allerlei Grüntönen schimmert. Hier und da ragen in dieser Landschaft Warften auf, so wie Middelbuurt.

Einst vom Meer bedroht, heute Idylle in der flachen Polderlandschaft: Schokland, Foto: Niederländisches Verkehrsamt

Was heute einer Idylle gleicht, hatte im 19. Jahrhundert eine dramatische Geschichte: 1859 befahl König Willem III. allen Bewohnern Schoklands, den so genannten Schokker, ihr Land zu verlassen, da ständige Überflutungen und Erosionen nicht zu verhindern waren. Siebenhundert meist vom Fischfang lebende Einwohner Schoklands wollten ihre angestammte Heimat nicht freiwillig verlassen, so dass sie zwangsweise umgesiedelt wurden. In Kampen, Vollenhove, Volendam und Urk fanden Familien mit Namen Bape, Bien, Corjanus, Diender, Grootjen und Ruiten ein neues Zuhause.

Aus der flachen Polderlandschaft erhebt sich Middelbuurt, Foto: Niederländisches Verkehrsamt

Nördlichster Punkt Schoklands war der Hafen Emmeloord, der nunmehr längst Teil des Noordostpolders ist. Erinnert wird an diesen Ort in der Zuiderzee-Ballade (1959): „...Opa, guck, was ich auf dem Boden gefunden hab, ein Foto von einem alten Boot. Ist das noch aus der Zeit vor dem Krieg und Teil der alten Fischfangflotte? Jochie, welch ein Glück, dass du das von mir vergessene Foto gefunden hast, das mir ein Stück der guten alten Zeit wiederbringt. Dort ist das Wasser, da der Hafen, wo man allzeit hören kann: Ich gehe an Bord... Und am Horizont liegt Emmeloord, wo einst die Wellen an die Mole schlugen...“.

Bewahrt wird die Geschichte Schoklands im Museum Schokland, ob nun die Trichterbecher (2800 v. Chr.) und Glockenbecherkultur (2300 v. Chr.) oder das Leben der Schokker.

 

Reisemagazin schwarzaufweiss

 

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