Auf dem Frohnleitner Höhenweg von Mixnitz nach Frohnleiten

Wer seinen Aufenthalt in Graz mit aktiven Ferien verbinden will, hat im Grazer Bergland Gelegenheit für Wandertouren und Tagesausflüge auf dem Mountainbike. Dank eines gut ausgebauten öffentlichen Nahverkehrs kann man, zumal bei einer Streckenwanderung, auf die Anreise mit dem Auto verzichten. Teilweise verläuft der Frohnleitner Höhenweg (ca. 17 km, ca. 5 bis 6,5 Std. Laufzeit) nicht auf ausgebauten und viel benutzten Wanderwegen, sondern auf Routen, die spärlich markiert sind. Es gilt insbesondere beim Aufstieg auf den Geschwendtberg und dem nachfolgenden Abstieg  von etwa 1000 Meter Höhe besonders aufmerksam zu sein, zumal die Route am Rande eines felsigen Höhenzugs verläuft. Doch der beschwerliche Auf- und Abstieg lohnt die Mühe, da von hier oben ein herrlicher Blick auf das Murtal und auf Frohnleiten möglich ist.

Österreich - Reiseführer Graz - Umland

"Die letzte Tränke" vor dem Aufstieg

Vom Bahnhof Mixnitz aus geht es zunächst entlang der Grazer Straße dem Hinweis auf Bärenschützklamm und Weitwanderweg 02 folgend, aus dem Ort hinaus. Den Abzweig zur Bärenschützklamm – ein besonders beliebtes Ausflugsziel an Wochenenden – lassen wir links liegen und folgen der Heubergstraße. Für Mountain Biker wird alsbald auf die sogenannte Drachentour hingewiesen und der eine oder andere sportliche Radler saust im eleganten Wiegetritt an uns vorbei. Stetig bergan laufend und einen Bach querend, erreicht man die erste rot-weiß-rote Wegmarkierung, die uns unterwegs noch mehrfach den Weg weisen wird. Der Gasthof, der mit „letzte Tankstelle vor Frohnleiten“ für sich wirbt, kommt zu früh, denn die Wanderung von mehreren Stunden liegt noch vor uns und eine Brotzeit will ja auch verdient sein. Zudem ist die Gaststätte erst ab 14 Uhr geöffnet, sodass es mit Gulaschsuppe und Käse-Krainer sowie einem hellen Puntigamer am Vormittag nichts wird. Auch der Rastplatz mit Bänken und Tischen kann uns nicht zum Verweilen verlocken. Statt dessen biegen wir auf einen Grasweg links ein, der stetig bergan geht. So gewinnen wir schnell an Höhe. Der Puls rast bei all denen, die einen solchen Anstieg nicht gewöhnt sind. Der Blick ist meist auf den Weg gerichtet und so entdeckt man hier und da zartlila Alpenveilchen am Wegesrand.

Stetig ansteigend zum Jagdhaus Steindl

Der stetig ansteigende Pfad quert mehrere Forstwege, doch die dicht gesetzte Markierung in den österreichischen Nationalfarben weist unmissverständlich den Weg – und der führt weiter bergan. Wenn auch der Hinweis auf die Drachenhöhle uns für einen Moment nachdenken lässt, den Abzweig nach links zu nehmen, so entscheiden wir mit dem Blick auf die Uhr und die Wegstrecke, die noch vor uns liegt, auf das „Abenteuer“ Drachenhöhle zu verzichten. Vorbei an einer Tränke laufend, gelangen wir auf eine kleine Lichtung und finden dort die Wegmarkierung in Rot-Weiß-Rot mit der Ziffer 747. Wir sind auf dem richtigen Weg, verrät uns auch der versichernde Blick auf die Wanderkarte. Über den leicht nach links drehenden Weg gelangen wir an einen abgeholzten Hang und anschließend in einen Buchen- und Fichtenbestand.

Sobald wir an eine V-Gabelung kommen, nehmen wir die linke Forke und laufen an einem Gatter entlang. Orientierung für unsere bisherige Laufleistung ist der vorhandene Hinweis auf die Wegstrecke nach Mixnitz (1 Std.). Die Herausforderung des Aufstiegs auf die Rote Wand schenken wir uns, wandern also nicht bergan, sondern auf dem Pfad mit der Markierung 748 weiter. Im weiteren Verlauf des Wegs, der an der eingezäunten Grundstücksgrenze des Jagdhauses Steindl entlang führt, finden sich Hinweise auf Gschwendt und Frohnleiten – das sind unsere Ziele für den heutigen Tag.

Österreich - Reiseführer Graz - Umland Rote Wand

Aus der Ferne grüßt die Rote Wand

Auf einem breiten Grasweg passieren wir ein verlassenes Gehöft. Rechter Hand erstrecken sich saftige Almwiesen. Ehe wir die Gemarkung Heuberg erreichen, genießen wir den Blick ins Murtal und auf die Rote Wand (1505 m) hinter uns. Auf einem ausgebauten Forstweg wandern wir mit zügigem Schritt zu den Wiesen des Heubergs, wo rotbraunes Vieh grast. Hier kreuzt die Drachentour, auf der Mountain Biker unterwegs sind, den Wanderweg 748, auf dem wir unterwegs sind. Der Heuberg eignet sich für eine kleine Rast, zumal unterdessen knapp zwei Stunden vergangen sind und noch mindestens drei bis vier Stunden vor uns liegen.

Österreich - Reiseführer Graz - Umland Wegweiser

Vom Heuberg zum Aufstieg auf den Gschwendtberg

Kurz nach dem Heuberg geht es an einer T-Kreuzung links ab, ehe uns dann wieder die bekannte rot-weiß-rote Markierung den Weg weist, der über einen überwachsenen Pfad und einen Wiesenweg führt. Brombeerhecken stehen rechts am Weg, der durch eine Umzäunung weiterführt. Wieder heißt es, wie so oft auf der Tour, bergan zu wandern. Eine breite Forststraße liegt unterhalb des Wanderwegs. Für ein kurzes Stück muss man diese Forststraße nutzen, ehe es auf einen erneut bergan führenden Pfad abgeht, der auf einer Freifläche mit jungem Buchenbestand „endet“. Die Markierung ist an dieser Stelle sehr unübersichtlich. Man muss zunächst nach einem Baumstumpf Ausschau halten, auf dem sich die Markierung und ein Pfeil nach halblinks befinden. Dicht am Gehölzrand entlang wird die Wanderung fortgesetzt, ehe ein Gehöft auf der Bundschuhhöhe erreicht wird. An der Einzäunung des Bauernhofs nach rechts und dann links weiterlaufend, erreicht man ein offenes Gatter. Dieses ist zu passieren, um über eine Wiese nach rechts weiterwandern zu können. Am Hang entdecken wir rechter Hand einen Bildstock, den wir passieren, ehe wir den Waldsaum erreichen. Hier ist wieder die bekannte rot-weiß-rote Markierung zu finden. Der anschließende „Kammweg“ ist teilweise mit knöcheltiefem Laub bedeckt. Nach mehr als drei Stunden Laufzeit ist der Abzweig zum Gschwendtberg erreicht. Wir verlassen den Weg 748 und steigen, der spärlich gesetzten Markierung folgend, teilweise auf Zick-Zack-Pfaden hinauf auf 993 Meter. Knapp eine dreiviertel Stunde hat der Aufstieg zur Roman’s Rast gedauert. Gottseidank kann man auf einer Bank am Gipfelkreuz verschnaufen und wieder Kraft für den weiteren Weg tanken. Bank und Kreuz wurden in Erinnerung an Roman Kapp im Frühjahr 1995 errichtet. Noch etwas kurzatmig, fragt man sich, ob denn Gipfelkreuz und Bank zu Fuß oder per Helikopter auf fast 1000 Meter gelangt sind.

Österreich - Reiseführer Graz - Umland Bundschuhhöhe

Bildstock auf der Bundschuhhöhe

Vom Gschwendtberg nach Frohnleiten

Vor uns liegt nun eine teilweise steil abfallende Route mit wenigen Markierungen. Schon ein wenig müde von der Wanderung und dem Auf und Ab, gerät man schnell ins Rutschen, da die Route von Buchenblättern übersät ist. Neben uns türmen sich im weiteren Wegverlauf Felskanzeln auf. Zwischen zwei dieser Kanzeln entdecken wir den Hinweis „Verbotener Weg“ – kein Wunder, denn hier bricht die Felswand steil in die Tiefe ab. Von nun an wendet sich die Route stetig nach links, bis die Julius-Warte, ein überdachter Pavillon, erreicht wird. Zeit für eine weitere Pause sollte man sich hier nehmen, denn der abfallende Weg ist mächtig in die Oberschenkel und Knie gegangen. Unter uns fließt die Mur und in einer Flussschleife sehen wir das Städtchen Frohnleiten unter uns. Ein Blick zurück lässt uns erkennen, dass wir sehr dicht an der abfallenden Felskante entlang gewandert sind. Gut, dass wir nicht vom Pfad abgewichen sind.

Österreich - Reiseführer Graz - Umland Frohnleiten

Blick vom Marktplatz von Frohnleiten auf den Gschwendtberg

In großen Schleifen führt uns anschließend ein gut ausgebauter Zickzack-Pfad hinab zum Schremsbach. Rechts abbiegend und dem Bachlauf folgend, kommen wir an die Mur und über die Murbrücke in den Ort sowie zum Hauptplatz. Nach einer Laufzeit von sechseinhalb Stunden haben wir uns eine herzhafte Brotzeit verdient, bevor wir uns Frohnleiten anschauen. Wer auf hausgemachten Strudel und Mehlspeisen schwört, kehrt im Café-Restaurant Volkshauspark ein. Andere bevorzugen dagegen Flecksuppe, Holsteinschnitzel, garnierten Hausspieß oder Hausgeselchtes mit Kren und kehren im Gasthaus Sauzipf am Hauptplatz ein.
Für Bier-Genießer empfiehlt es sich, in dem vor einigen Jahren eröffneten „s’ kloane Sudhaus“ einzukehren und dort das helle und das dunkle Paracelsus-Hausbier oder eines der anderen 24 Biere zu probieren, die hier gezapft und ausgeschenkt werden.

Zum Schluss noch ein Bummel durch Frohnleiten

Frohnleiten blickt auf eine mehr als 700-jährige Geschichte zurück. An die Zeiten, als sich die Bewohner des Städtchens an der Mur der Angriffe von außen erwehren mussten, stammt der Tabor, eine am abfallenden Murufer gelegene Befestigungsanlage aus dem 15. Jahrhundert. Nur wenige Schritte von hier erhebt sich der Turm der Katharinenkirche. Es ist neben dem Tabor das älteste Bauwerk der Stadt und war Teil einer Kirche, die 1788 profanisiert wurde und dann als Schul- und Wohngebäude diente. Nebenan steht die Pfarrkirche Mariä Himmelfahrt, die im ausgehenden 17.Jahrhundert Teil eines Servitenklosters war. Der Besuch der Pfarrkirche lohnt sich vor allem wegen der barocken Wandmalereien, die von Adam Mölk stammen und die thronende Muttergottes sowie Maria als Fürbitterin bei der heiligen Dreifaltigkeit zeigen. Der Hochaltar nimmt die gesamte Breite des Chorraums ein. Korinthische Säulen und Pfeiler erheben sich im Chor auf einem Sockelgeschoss. Die Säulen sind mit einem Bogen verbunden und rahmen das Hochaltarbild ein. Dieses Bild stellt die Himmelfahrt Mariens dar und ist gleichfalls Adam Mölk zu verdanken. In der Darstellung sieht man Maria, die von den Engeln in den Himmel getragen wird, während die Apostel noch staunend am leeren Grab verharren.

Österreich - Reiseführer Graz - Umland Kirche Mariä Himmelfahrt

Deckenmalerei von Adam Mölk in der Pfarrkirche Mariä Himmelfahrt

Aus Dank für die Abwendung der Pest wurde auf dem Hauptplatz – an seinem Rand steht auch die Pfarrkirche - die Frauensäule errichte. Gekrönt ist die Säule mit der Darstellung der Himmelfahrt Mariens. Auf ein Kurhaus zu stoßen, wird den Besucher der Stadt erstaunen. 1867 entstand es und sorgte dafür, dass Sommerfrischler nach Frohnleiten kamen – doch das ist lange her.

Informationen
Tourismusverband Frohnleiten
Hauptplatz 2
 8130 Frohnleiten
Tel. 0 31 26 / 23 74
tourismus@frohnleiten.at
http://www.frohnleiten.or.at/

Pfarre Frohnleiten
Hauptplatz 1
8130 Frohnleiten
Tel. 0 31 26/24 88
frohnleiten@graz-seckau.at

Essen und Trinken

Gasthaus Sauzipf
Hauptplatz 47
8130 Frohnleiten
Tel. 0 31 26 /49 50

Restaurant Volkshauspark
Josef-Ortis-Straße 9
8130 Frohnleiten
Tel. & Fax (03126) 51064

Bier-Pub Sudhaus
Mauritzener Hauptstraße 1
Tel. 0 31 26/23 56 13

Anreise
ÖBB Regionalzug R501

Fahrplanauskunft
Mobil Zentral, Jacoministraße 1, Graz, Mo-Fr 8-18 Uhr, Sa 9-13 Uhr, www.busbahnbim.at und www.verbundlinie.at

Weiterführende Literatur
Kompass kompakt Wk 221 Grazer Bergland – Tipps, Infos und 12 Top-Touren, ISBN N 3-85491-863-8, Preis € 6,95

 

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