Landhaus

Was als Kanzlei der Landstände an der heutigen Herrengasse im ausgehenden Mittelalter begann, genügten dem Repräsentationsbedürfnis der überwiegend protestantischen und im Widerstreit mit der katholischen Obrigkeit stehenden Landstände im Lauf der Zeit nicht mehr.
Die Landstände sannen darüber nach, ein architektonisches Gegengewicht zur Festung auf dem Schlossberg zu schaffen. In italienischer Renaissance mit Arkaden sollte der Neubau des Landhauses entstehen. Zunächst begann man mit dem Bau eines Trakts an der Schmiedgasse. Bereits bei der Vollendung des Bauwerks 1510 stellte man fest, dass die Räumlichkeiten nicht ausreichten, so dass man sich für eine Erweiterung entschied. Dafür wurden zwei bestehende Gebäude zwischen 1527 und 1531 umgebaut. Ohne norditalienische Baumeister – vermutlich Balthasar, Hanns und Sebastian Walch – wären diese Unterfangen nicht erfolgreich gewesen. Doch auch diese Umbauten stellten die Landstände nicht zufrieden und daher beauftragte der Landtag im Jahr 1555 den Festungsbaumeister Domenico dell’Allio mit der Erneuerung des Baus. Diesem Baumeister ist der bis heute beeindruckende Arkadenhof zu verdanken. Typisch für das um einen Innenhof angelegte Bauwerk sind die mit Pilastern flankierten, gekuppelten Rundbogenfenster. Abgeschnürte Mittelsäulen sind ein weiteres Stilmittel um die ansonsten schmucklosen Wände zu gestalten.

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Italienische Renaissance in Graz: das Landhaus

Da dell’Allio 1563 verstarb und der Neubau noch nicht vollendet war, mussten Benedikt de la Porta und Peter Tadei das Werk des Festungsbaumeisters fortführen. Mit dem Jahre zuvor errichteten, vierachsigen Erweiterungsbau an der Schmiedgasse wurde das Ensemble des Landhauses abgeschlossen. Neben dem Landhaus ließ man den Baumeister Anton Solar das Zeughaus erbauen, das 1645 vollendet wurde. Zuvor waren die Waffen und Rüstungen im Landhaus selbst aufbewahrt worden, nunmehr konnten sie im Zeughaus gelagert werden.

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Feuer speiend - das Wappentier der Steiermark im Hof des Landhauses

Auch in den nachfolgenden Jahrhunderten wurde am Landhaus gewerkelt. So wurde ein neuer Kanzleitrakt mit einem offenen Verbindungsgang zum Herrengassentrakt errichtet. Seit einigen Jahren kümmert sich die Denkmalpflege um das Landhaus, das in heimischem Sandstein erbaut wurde. Falsche Sanierungsmaßnahmen in der Vergangenheit – Überzug des Steins mit Zementputzen – und massive Verwitterungsschäden erzwangen die anstehenden Restaurierungsmaßnahmen des heutigen Sitzes des Steiermärkischen Landtags, der in diesem bedeutendsten Frührenaissancebau der Steiermark untergebracht ist.

 

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