Auf und unterm Gletschereis

Das Stubaital bietet Skispaß bis in den Mai hinein

 Text und Fotos: Axel Scheibe

Österreich - Stubaital in Tirol

Die 232 Stufen sind geschafft. Eigentlich kein Ding, trotzdem geht der Atem sichtlich schneller. Wen wundert’s? Bei 3.210 Metern über dem Meeresspiegel wird die Luft merklich dünner. Aber der Aufstieg lohnt, selbst wenn die schweren Skischuhe an den Beinen zerren. Wo sonst hat man einen so grandiosen Überblick über die Bergwelt rund ums Stubaital? Wo sonst kann man Tirol aufs Dach steigen? Natürlich nur hier, auf der Plattform Top of Tyrol gleich unterhalb der Schaufelspitze.

Österreich - Stubaital in Tirol - Seilbahn

Seit vielen Jahren ist der 20 Tonnen schwere Stahlkoloss Ziel ungezählter Ausschaulustiger. Wenn das Wetter mitspielt, sollen exakt 109 Dreitausender zu sehen sein. Wer will, kann ja mal zählen. Und das Beste ist, zumindest für den „Normaltouristen“, mit zwei Seilbahnen kommt man dem Ziel schon sehr nah. Für die mit den schweren Schuhen an den Beinen und den schnellen Brettern, die sie an der Bergstation deponiert haben, gibt es natürlich noch einen zusätzlichen guten Grund. Hier kann man zur längsten Talabfahrt des Skigebietes (1) starten.

Österreich - Stubaital in Tirol - Wintersportler

Hat man die erste Seilbahn wieder hinab hinter sich und steigt am Eisgrat aus, lohnt sich auch für Nichtskifahrer ein gemütlicher Stopp. Gemütlich vor allem deshalb, weil es hier oben, auf fast 3.000 m Höhe sogar einen Haubenkoch gibt. Im Gourmetrestaurant Schaufelspitz sorgt David Kostner mit seiner exzellenten Küche dafür, dass das Gletschergebiet nicht nur mit seinen tollen Pisten auf höchstem Niveau agiert. Er kann da kulinarisch durchaus mithalten. Aber auch wer mit dem Selbstbedienungsrestaurant vorlieb nehmen „muss“, verlässt den Eisgrat sicher nicht hungrig. Dutzende Köche kümmern sich um das leibliche Wohl der Skifahrer und Besucher. Wer da aber denkt, viele Köche verderben den Brei, wird schnell eines Besseren belehrt. Profisportler greifen vor dem Wettkampf gern zur Pasta. Das hat man hier aufgegriffen. Eine eigene Pasta Manufaktur lädt nicht nur zum Zusehen ein, sondern sorgt täglich für frische Pasta und damit Kraft für die Abfahrten auf den steilen Pisten. Übrigens, viele Köche müssen es schon ein, immerhin gehen an richtig „heißen“ Wintertagen bis zu 15.000 Portionen über die Tresen.

Österreich - Stubaital in Tirol - Gourmetrestaurant Schaufelspitz

Auf dem Eisgrat, der es immerhin noch auf knapp 3.000 m bringt, kann man seit einiger Zeit sogar in den Gletscher eintauchen. Wobei, Eintauchen in Eis ist etwas kompliziert, denn Eis ist hart, sehr hart. Davon können die Gletscherarbeiter um David Mersch ein Lied singen. Es hat Monate gedauert, ehe sie die neue Attraktion eröffnen konnten. Rund 30 m unter der Gletscheroberfläche entführt eine rund 150 m lange „Eisröhre“ zu einer Reise in die Geschichte des Stubaier Gletschers. Wie Bergleute früherer Zeiten arbeiteten sie sich händisch durch das einige hundert Jahre alte Gletschereis. Und noch immer sind sie dabei, die Eisgrotte Stück für Stück zu erweitern. Es sind fantasievolle Impressionen, die durch gekonnte Lichtinstallationen ins Eis gezaubert werden. Doch es ist nicht nur die Faszination blinkenden Eises, die geschaffen wurde, an vielen Informationspunkten gibt es Interessantes rund um den Gletscher zu erfahren. Da steht die Entstehung der Gletschermilch ebenso im Blickpunkt wie Wissenswertes rund um die Beziehung zwischen Klima und Gletscher oder auch die Frage, warum und wie schnell fließt der Gletscher? Kleine Besucher vertreiben sich die Zeit mit ihrer eigenen Eisrallye. In einem interessanten Heftchen sind neben lustigen Bildern manche Rätsel versteckt. Wer die Antworten in der Eisgrotte findet und zum richtigen Lösungswort gelangt, kann einen attraktiven Preis gewinnen.

Österreich - Stubaital in Tirol - im Stubai Gletscher

34 Abfahrten verschiedener Schwierigkeitsgrade verlangen nach Pflege. Ein beeindruckender Technikpark steht dafür am Eisgrat bereit. Zu den besonderen Erlebnissen am Gletscher gehört ein Blick hinter dessen Kulisse. „Zwölf der über 300 PS starken Pistenbullys aus dem Hause Kässbohrer sind bei uns im Einsatz“, weiß Pistenchef Hannes Hofer zu berichten. Stolz verweist er auch auf die perfekte Rettungskette, auf die sich die Skifahrer im Fall eines Unfalles verlassen können. „Wir haben einen ganz speziellen Pistenbully. Der ist ausgestattet wie ein Rettungswagen und in kurzer Zeit am Unfallort.“ Da alle Pistenbullyfahrer auch eine Ausbildung als Rettungssanitäter besitzen, ist eine fachgerechte Erstversorgung garantiert.

Österreich - Stubaital in Tirol - Rettungs-Pistenbully

Zurück am Eisgrat wartet ein ebenfalls bestens ausgestattetes Krankenzimmer und auf dem Dach kann dann einer der Rettungshubschrauber landen, der den Weitertransport in die Klinik übernimmt. „Das ist ein Standard, den Skifahrer heutzutage in einem Topp-Skigebiet erwarten“, ergänzt Stefan Gietl von der Betriebsleitung der Wintersport Tirol AG, die sich um das Gletschergebiet kümmert. „Es gibt Tage, da muss unser Rettungsbully nur einmal oder gar nicht raus fahren. Aber es gibt auch Tage, wo er fast pausenlos im Einsatz ist.“ Zwar ist das Skigebiet am Stubaier Gletscher eigentlich familienfreundlich, doch auch hier oben, wo bis Ende Mai Anfang Juni gefahren wird, gibt es immer wieder Skifahrer, die ihr Potential überschätzen.

Österreich - Stubaital in Tirol - Pistenbully im Einsatz

Am Eisgrat besteht die Möglichkeit, eine Mitfahrt im Pistenbully zu buchen. Besonders für Technik verliebte Männer eine willkommene Abwechslung. Manchmal ist auch Stefan Gietl mit „Passagieren“ unterwegs. Dabei kann er viel Interessantes erzählen und bei der Fahrt entlang der steilen Hänge durchaus dafür sorgen, dass sich er eine oder andere deutlich fester am Sitz festhält, als eigentlich notwendig wäre. Es ist schon beeindruckend, wie sich das tonnenschwere Gerät auf der Piste „festsaugt“. Pistenbully-Fahren kann man leicht lernen, damit die Pisten optimal zu präparieren, braucht dagegen viel Übung und Erfahrung.

Sollte das Wetter einmal gar nicht mitspielen, gibt es zumindest im Tal einige Möglichkeiten abseits der Pisten und des Gletschers etwas zu unternehmen. So ist das StuBay, ein nagelneues Sauna- und Badeparadies in Telfes das optimale Kontrastprogramm zum Wedeln über die Pisten. Schon aus diesem Grund trifft man dort am Abend auf so manchen, der tagsüber dick vermummt auf dem Gletscher unterwegs war. Aber auch das Krippenmuseum in Fulpmes lohnt den Abstecher. Und manchmal öffnet sogar das Heimatmuseum Forsterhaus in Kampl, in dem Josef Müller den Gästen gern zeigt, wie es in früheren Jahren im Tal ausgesehen hat.

Österreich - Stubaital in Tirol - Krippenmuseum in Fulpmes

Informationen

Tourismusverband Stubai Tirol
Stubaitalhaus, Dorf 3
A-6167 Neustift, Tirol
Tel.: 0043/501/8810
www.stubai.at

Stubaier Gletscher
Mutterberg 2
A-6167 Neustift
Tel.: 0043/5226/8141
www.stubaier-gletscher.com

 

Reisemagazin schwarzaufweiss

 

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