REIHE UNTERWEGS

Kulinarische Entdeckungen im Waldviertel

Niederösterreich hat mehr zu bieten als die Donau und Marillen

Text und Fotos: Axel Scheibe

Österreich - Waldviertel - Unterwegs auf dem Weinwanderweg in Langenlois

Der Herbst kündigt sich an. Was läge da näher als den einen oder anderen Blick auf die Weinberge zu werfen. Und das gerade auch im Waldviertel in Niederösterreich. Langenlois, die größte Weinbaugemeinde der Alpenrepublik, bietet sich dafür bestens an. Eigentlich ist es oft der Mohn, der Touristen in die Region zieht. Warum aber nicht ein feuchtfröhliches Vorspiel bei den Winzern und in den Kellern rund um Langenlois.

Österreich - Waldviertel - In der Weinerlebniswelt LOISIUM

Weinerlebniswelt LOISIUM

Es sind Dutzende. Man bräuchte Zeit, viel Zeit. Wenn da nur nicht der Mohn im Hintergrund warten würde … Aber, da gibt es eine gute Lösung: Die Weinerlebniswelt LOISIUM. Zu übersehen ist das vom US-Architekten Steven Holt futuristisch gestaltete Besucherzentrum nicht und übersehen sollte man es auch nicht. Einer Vinothek gleich präsentieren sich dort fast alle Winzer der Region mit ihren besten Tropfen, Auch sonst gibt es viel von dem zu kaufen, was typisch für das Waldviertel ist. So richtig spannend wird es dann aber erst unter der Erde. Reichlich ein Kilometer der unterirdischen „Weinlagergänge“ aus der Vergangenheit hat man zu neuem Leben erweckt und eine Reise auf den Spuren des Weins inszeniert. 18 Stationen säumen den Weg und erzählen, wie aus der Traube der Wein wird und wie sich Wetter, Mond und Boden auf die Qualität der leckeren Tropfen auswirken. Ein kurzer Abstecher nach Obertage, eingeflochten in die Untertagereise, entführt in ein altes barockes Winzerhaus. Er komplettiert die Weinreise mit Eindrücken aus dem Leben einer Winzerfamilie in früheren Zeiten. Übrigens. Auch den Kindern wird es in der Unterwelt nicht langweilig. Sie führt die Kellermaus Fridolin durch das Kellerlabyrinth.

Österreich - Waldviertel - In der Weinerlebniswelt LOISIUM

Kellerlabyrinth in der Weinerlebniswelt LOISIUM

Ausgangpunkte für den Weinweg Langenlois, mit dem man den kurzen Weinabstecher stilgerecht beenden könnte, sind das Ursin Haus im Ortszentrum oder die LOISIUM Weinerlebniswelt. Egal wo man startet, ein besonderes Erlebnis ist garantiert. Auf einer Länge von 6 km geht es durch einige der attraktivsten Weinlagen des Kamptals. Ob Käferberg, Steinhaus oder Schenkenbichl, vielfältige interaktive Stationen, Schautafeln und -objekte machen den Arbeitsplatz Weinberg verständlich. Nicht zu vergessen, die drei Weinsafes. Wer es vor dem Start bucht, erhält eine praktische Umhängetasche, ein Riedel-Glas, das Weinweg-Buch und, ganz wichtig, den Schlüssel für diese Safes. In den Safes warten dann, gut gekühlt, Weine der Region zur Verkostung. Darunter natürlich ein Riesling und ein Grüner Veltliner, die Hauptreben im Kamptal und die Vorzeigeweine vieler hiesiger Winzer.

Österreich - Waldviertel - Oswald Weidenauer steht nicht nur für leckere Obstler und Mohneierlikör, sein Herz schlägt ganz besonders für den Waldviertler Whisky

Oswald Weidenauer steht nicht nur für leckere Obstler und Mohneierlikör, sein Herz schlägt ganz besonders für den Waldviertler Whisky

Hochprozentiger geht es freilich auch, das gehört in Österreich irgendwie dazu. So zum Beispiel bei Oswald Weidenauer. Der Edelsommelier hat sich, unabhängig von den üblichen Obstlern, dem Whisky verschrieben. Seine Rohstoffe Hafer und Dinkel wachsen auf den eigenen Feldern rund um die Destillerie. In getoasteten Eichenfässern entwickelt das goldgelbe Getränk seine ganz eigene, die waldviertler Note. Zahlreiche internationale Prämierungen bestätigen, nicht nur in Schottland versteht man einen guten Whisky zu brennen.

Österreich - Waldviertel - Im Mohndorf Armschlag

Im Mohndorf Armschlag

Aber nun endlich zurück zum Mohn. Dass Wein zu Niederösterreich gehört, hat sich allgemein herumgesprochen, doch dass auch der Mohn wieder an Bedeutung gewinnt, vielleicht noch nicht so. Zwar sorgen die blühenden Mohnfelder im Frühsommer für perfekte Fotomotive, doch dass gerade hier auch aus dem Mohn die besten Produkte gezaubert werden, hat durchaus touristisches Potential. Also geht man halt mal auf die Suche. Zuerst landet man vielleicht im Mohndorf Armschlag. Einer kleinen Gemeinde, die, so könnte man nach dem Namen vermuten, fast nur vom Mohn lebt. Dass daran viel Wahres ist, merkt man bei einem Bummel durchs Dorf sofort. Die nette kleine Parkanlage inmitten des hübschen Dörfchens steht ganz im Zeichen des Mohns und den Dorfparkplatz, der auf viele Besucher ausgelegt ist, ziert das wohl größte Mohnbild der Welt. Das Werk des Waldviertler Künstlers Karl Moser ist stattliche 60 m lang und 4,5 m hoch. Ein Mohnlehrpfad an der Großen Krems lädt zum Bummeln ein.

Österreich - Waldviertel - Mohnladen im Mohndorf Armschlag

Produkte im Mohnladen

Den rustikalen Mohnladen verlässt wohl kaum eine Kunden ohne ein Mohnprodukt in der Tasche. Kein Wunder, die Auswahl ist riesig. Das beginnt bei Mohngestecken, reicht über Mohnöl und Mohneierlikör bis hin zur Mohnseifen und endet mit mohnveredeltem Backwerk noch lange nicht. Davon kann man sich dann gern selbst beim Mohnwirt überzeugen. Auf dessen Speisekarte hat der Mohn natürlich auch einen festen Platz. Außerdem ist man bei den Wirtsleuten Rosemarie und Johann Neuwiesinger eh an der richtigen Stelle, wenn es um Mohn geht. Der Johann war es, der vor über 20 Jahren den ersten Schritt wagte, den Mohn aus dem Vergessen der Zeit zu holen. Übrigens, seine Mohnobertorte ist ebenso legendär wie seine über 2000 Stück zählenden Mohnmühlensammlung. Wenn es um Mohn geht, gehört das Mohndorf also auf jeden Fall dazu. Ganz besonders am 3. Sonntag im September. Dann ist der traditionelle Mohnkirtag.

Österreich - Waldviertel - Gemütlicher Platz in Armschlag bei Mohnwirt Neuwiesinger

Gemütlicher Platz in Armschlag bei Mohnwirt Neuwiesinger

Wer aber nun gern einen Blick hinter die Kulissen des Mohns werfen möchte, ist auf dem Mohnhof Greßl willkommen. Auch bei ihm und in seinem kleinen Mohnmuseum dreht sich alles um diese edle Feldfrucht. Bei Greßls steht die ganze Familie „hinterm Mohn“. Der Graumohn bestimmt den Jahresrhythmus. Ende August, Anfang September wird die Ernte der letzen Saison eingebracht. Da ist manche Handarbeit von Nöten. Wenn es um qualitativ hochwertigen Mohn geht, hat der Maschineneinsatz seine Grenzen. Nach der Ernte beginnt die Verarbeitung. Zu den wichtigsten Produkten Greßls gehören die hochwertigen Mohnöle. Kosten ist im Hofladen natürlich erlaubt. In vier Geschmacksvarianten wartet es auf seinen Einsatz in der Küche. Nicht ohne Stolz nennt man Öl aus Mohn auch das „Olivenöl des Nordens“. Bei wertvollen Inhaltsstoffen steht es seinem Vetter aus dem Mittelmeerraum kaum nach.

Österreich - Waldviertel - Im kleinen Mohnmuseum von Andreas Greßl

Im kleinen Mohnmuseum von Andreas Greßl

Eine Nummer größer aber ebenso mit dem Mohn auf Du und Du geht es bei Sonnentor zu. Das Bio-Unternehmen der ersten Stunde setzt auf nachhaltigen biologischen Anbau. Neben dem Mohn ist Sonnentor der Waldviertler Kräuterspezialist schlechthin. Hier erleben die Besucher die gesamte Welt duftender Kräuter und Gewürze. Ein guter Kräutertee zum Mohnkuchen? Warum nicht, es muss nicht immer Kaffee sein. Das kann man gleich im, ebenfalls zum Sonnentor gehörenden, Biogasthaus Leibspeis probieren. Wie es der Name sagt und wozu auch das Sonnentor verpflichtet, alles was auf den Tisch kommt ist Bio.

Österreich - Waldviertel - So sieht ein Mohnfeld aus, wenn der Graumohn fertig ist zum Ernten

So sieht ein Mohnfeld aus, wenn der Graumohn fertig ist zum Ernten

Aber zurück zum Mohn und damit zu einer weiteren Adresse, die man in seinen Urlaubsplan aufnehmen sollte. „Waldland“ in Oberwaltenreith. Der Waldviertler Sonderkulturverein, das Fundament der heutigen „Waldland“ Firmengruppe, hatte, ähnlich dem Mohndorf-Wirt, großen Anteil daran, dass die Mohnkultivierung in der Region in den 80er Jahren eine Renaissance erleben konnte. Ein Hype, der bis heute anhält. Mittlerweile ist „Waldland“ der Veredlungsspezialist rund um Mohn. Das reicht vom Öl über Schokolade bis hin zu Mohnzelten und Mohnstrudel. Da wird nicht nach dutzenden Stück gezählt. Da geht es um Zehntausende täglich. Ging es bei Gressl klein und familiär zu, ist „Waldland“ schon fast ein Großbetrieb. Vermarktung und Veredlung in einer Hand, das ist für 10 % der Mohnbauern das Rezept, am Markt zu bestehen. Es verwundert natürlich kaum, dass man bei „Waldland“ im angeschlossenen Café mit Verkauf auch wieder all das findet, was typisch für die Region und perfekt als Mitbringsel für zu Hause ist.

Informationen
Niederösterreich-Werbung
Niederösterreichring 2, Haus C
A-3100 St. Pölten
info@noe.co.at
www.niederösterreich.info

Allgemeine Informationen zur Region inklusive interessanter Broschüren und Übernachtungsverzeichnisse erhält man bei der Niederösterreich-Werbung, Niederösterreichring 2, Haus C, A-3100 St. Pölten, 0043/2742/90009000, www.niederoesterreich.net.

Zahlreiche schmucke kleine Hotels erwarten die Gäste. Unter anderem in Zwettl das Mohnhotel, Ü/F ab 42 Euro/Person im DZ. (www.mohnhotel.at) oder, wer modernes, exklusive Design sucht in Langenlois im Loisium Wine & Spa Resort, Ü/F ab 58 Euro/Person im DZ. (www.loisium.com).

 

Reisemagazin schwarzaufweiss

 

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