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Die Kirche selbst ist bemerkenswert schlicht, zumindest von außen betrachtet. Nur an wenigen Stellen haben sich Steinmetze, wiederum meist chinesischer Herkunft, in üppigem Rankwerk mit eingearbeiteten christlichen Symbolen ergangen, und erst auf den zweiten Blick fällt innen unter der reich verzierten Kanzel eine herabhängende Ananas auf. Diese Kunstform entstammt wohl noch dem handwerklichen Übungsstadium der Mönche und Steinmetze.

St. Augustinus ist heute kein Kloster mehr, dafür bei Hochzeitspaaren sehr beliebt. Am Wochenende geben sie sich praktisch die Klinke in die Hand, die Bräute in ihren langen weißen Kleidern mit endlosen Schleppen, die Bräutigame in ihren beengenden Anzügen, die zwanzig oder dreißig Brautjungfern in ihren identischen Kleidern, die Verwandten in ihren Roben und Jacketts und Tränen.

Wer schützt das Welterbe?

Die Kirche St. Augustinus in Intramuros steht auf der Welterbeliste der UNESCO. Als eine von vier Kirchen des so genannten philippinischen Erdbebenbarocks. Was genau darunter zu verstehen ist, erfährt man jedoch viel besser, wenn man sich aufmacht in den Norden der Insel Luzon. Denn mit den Kirchen der hl. Maria in Miagao und St. Augustin in Paoay sieht man dort zwei wesentlich typischere Bauwerke dieser Kategorie. Nicht sehr hoch ragen sie auf, haben aber eine breite Westfront, bis zu zwei Meter dicke Mauern und nach außen ragende Stützpfeiler. Die Fenster sind nicht groß und einfach gehalten. Die Glockentürme solcher Kirchen stehen entweder abseits oder seitlich neben der Westfassade und ragen kaum über den Dachfirst der Kirche hinaus.


Kirche der hl. Maria St. Augustin in Paoay

Die Fassaden sind mit Reliefs reich geschmückt. Tropische Tiere und Pflanzen finden sich da und christliche Symbole. In Nischen stehen steinerne Heiligenfiguren aus der Tradition des jeweiligen Ordens. Richtige „barocke“ Elemente, wie wir dies aus strenger europäischer Sicht sehen würden, gibt es kaum, vielmehr muss man das Wort hier wohl eher mit „reich verziert“ übersetzen. Auch war hier nie ein Architekt am Werke, sondern die mit den spanischen Truppen anrückenden Missionare betätigten sich als Bauherren. Doch der europäische Einfluss war bereits durch koloniale Erfahrungen abgeschliffen worden, denn die standardisierten Baupläne waren in Mexiko, wo sich die Spanier zuerst als Kolonial- und Bauherren betätigten, überarbeitet und den Erfordernissen der Tropen oder Subtropen angepasst worden.

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