Reiseführer Rom

Hadrian

Er zählte zu den „Adoptivkaisern“, doch ist ungewiss, ob ihn sein Vorgänger Trajan tatsächlich adoptierte. Denkbar ist, dass die Adoption von interessierter Seite fingiert wurde, um ihm den Weg an die Spitze des Reiches zu ebenen. Sein möglicher Adoptivvater Trajan vertrat eine expansive Politik. Als „Soldatenkaiser“ ging er in die Geschichte ein. Hadrian wählte den entgegengesetzten Weg. Als Fürsprecher einer defensiven Politik besuchte der „Reisekaiser“ unermüdlich die Provinzen des Reiches, deren Grenzen zu sichern ihm ein wichtigeres Anliegen war als sie gewaltsam zu verschieben. Das Erreichte zu bewahren und den Zusammenhalt im römischen Riesenreich zu fördern, waren wesentliche Leitgedanken.

Rom: Antico Caffe Greco

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Er war mit einer Großnichte Trajans verheiratet und stammte wie dieser aus dem spanischen Italica in der Nähe von Sevilla. Als sein Förderer Trajan im Jahr 117 starb, war Hadrian 41 Jahre alt. Er war damals Statthalter in Syrien und Kommandeur einer Eliteeinheit, die ihn zum Kaiser ausrief.

Hadrian machte rasch deutlich, dass unter seiner Führung das Imperium auf die strategischen Grenzen beschränkt werden sollte und deshalb die gerade erst von Trajan eroberten Gebiete östlich des Euphrat zu räumen seien. Die Festigung des Reiches lag ihm besonders am Herzen, zumal sich das Verhältnis zwischen dem Kernland Italien und den Provinzen doch deutlich verändert hatte. Rom, die Hauptstadt des Reiches, hatte an Dominanz eingebüßt, neue Zentren waren überall im Reich entstanden. Die Romanisierung der Provinzen setzte sich zwar fort, aber gleichzeitig formierte sich auch zunehmend eine selbstbewusste kulturelle und soziale Vielfalt.

Bevor Hadrian zu seiner ersten großen Reise durch die römische Welt aufbrach, ordnete er noch die Verhältnisse in der Unruheprovinz Dacia, dem heutigen Rumänien. Er kannte das Terrain, hatte er sich doch unter Trajan dort als Truppenkommandeur hervorgetan und höchste militärische Ehrungen erworben. Dann begab er sich auf den Weg nach Germanien (121) und inspizierte die Donau- und Rheingrenze, gab Anweisungen zum Ausbau der Befestigungen und zur Ausbildung der dort stationierten Truppen. Im Jahr 122 setzte er nach England über, wo er den Bau des nach ihm benannten mächtigen Hadrianswalls anordnete, der sich von der Nordsee bis zur Irischen See 118 km durch das Hügelland schlängelt, „um die Römer von den Barbaren zu trennen“, wie es in einer römischen Kaisergeschichte aus der Zeit um 300 heißt. Im folgenden Jahr traf Hadrian in Mauretania ein (123), in den römischen Kolonien Nordafrikas, um dort Aufständische zu besänftigen. Er reiste weiter nach Rhodos und Kleinasien, traf sich in Melitene am Euphrat mit einem Partherkönig und regelte Grenzstreitigkeiten, dann durchquerte er die anatolischen Provinzen, passierte den Bosporus und gründete 124 in Thrakien die Stadt Hadrianopolis, das heutige Edirne. Nächstes Ziel war Athen, einer seiner Lieblingsorte (125). Das Griechentum hatte es ihm angetan. Als begeisterter Philhellene gab er in Athen den Auftrag zum Bau eines neuen Viertels (Hadriansstadt), eines Marktplatzes, einer großen Bibliothek, eines Marmortors, von denen das Hadrianstor erhalten ist und er ließ den riesenhaften, nie fertiggestellten Tempel des Olympischen Zeus vollenden. Sizilien, wo er den Aetna bestieg, war der Schlusspunkt seiner ersten großen Reise.

Auch wenn Hadrian rastlos durch sein Imperium reiste – etwa die Hälfte seiner Regierungszeit verbrachte er im Ausland – vernachlässigte er seinen Herrschaftsapparat darüber nicht. Die früher oft ineffektiv arbeitende Verwaltung wurde neu strukturiert und erweitert. An die Stelle der vielen Militärs in führenden Positionen traten mehr und mehr Juristen. Hadrian stellte an die Spitze des Reiches einen Staatsrat, gliederte das Kernland Italien in vier Distrikte mit Konsuln (consulares) in verantwortlicher Position und die Gesetze wurden in einer laufenden amtlichen Verordnung (edictum perpetuum) zusammengefasst, die für das gesamte Reich bindend war.

Zu seiner zweiten großen Reise durch die Provinzen brach Hadrian im Jahr 128 auf. Zunächst besuchte er die Garnison Lambaesis im heutigen Algerien, wo er Manöver der Legio III Augusta beobachtete und seinen militärischen Sachverstand unter Beweis stellte. 129 zog er in Athen ein und konnte die auf seiner ersten Reise in Auftrag gegebene Hadriansstadt einweihen, setzte dann über nach Judäa und in die Provinz Arabia, geriet in die Unruhen der jüdischen Bevölkerung unter der charismatischen Führungspersönlichkeit Simon bar Kochba, reiste aber weiter nach Ägypten, Syrien, Kleinasien und Griechenland. Er war 132 wieder in Rom, kehrte aber nach Judäa zurück, um persönlich das Kommando über die römischen Legionen zu übernehmen, die die Aufständischen bekämpfen sollten. Es war sein einziger Krieg. Mit großer Erbitterung wurde auf beiden Seiten gekämpft, schließlich Jerusalem zurückerobert und teilweise zerstört. Die Juden durften sich fortan nicht mehr in der Stadt aufhalten. Viele verließen den Ort und gingen in die Diaspora.

Hadrian war, wie man heute sagen würde, ein Kaiser „zum Anfassen“. Er war im Volk beliebt. Unzählige Untertanen in allen Provinzen bekamen ihn zu Gesicht und viele von ihnen konnten ihn ansprechen und ihm ihre Sorgen mitteilen. 

Der Nachwelt hinterließ Hadrian bemerkenswerte Bauten wie das von ihm vollendete Pantheon, seine Grabstätte (Mausoleum Hadriani) und die Villa Adriani in Tivoli, in die er sich zum Ende seines Lebens zurückzog, in eine grandiose Anlage, in der wie auf einer Landkarte die Orte nachgebaut waren, die er im Laufe seiner Reisetätigkeit besucht hatte – ein griechisches Theater, Platons Philosophenschule, den ägyptischen Kanal Canopus, Thermen etc.





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